Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sehen.“
    „Huch!“, meinte Gaby.
    „So schlimm ist es auch wieder
nicht. Wir sind nur eine kleine Gruppe Verrückter, die ab und zu was riskieren.
Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist die Ausübung eines — sagen wir — nicht
ungefährlichen Sports. Eines abenteuerlichen Hobbys. Zu uns gehören
Drachenflieger, Höhlenforscher, Schatztaucher, Ballonfahrer, Surfer,
Bergsteiger, Fallschirmspringer, sogar Reiter, die in Amerika an Rodeos
teilnehmen.“
    „Und Sie?“, fragte Tim.
    „Ich rase im leichten Kunststoffboot,
dem Kajak, tosende Gebirgsbäche hinunter. Letztes Jahr war ich in Nepal auf dem
Kali-Ghandaki. Ein Wahnsinns-Fluss! Aber mir hat’s Spaß gemacht.“
    Er zündete sich eine Zigarette
an.
    Gaby sagte: „Ich mache
Rückenschwimmen. Gefährlich ist das nicht. Höchstens dass man mal Wasser
schluckt.“
    Döring hatte seine Stimme ein
bisschen mit Selbstgefälligkeit bestrichen, als er sagte: „Na ja, Abenteuer
sind nun mal nicht jedermanns Sache. Muss ja nicht sein. So was ist angeboren.“
    Tim grinste zum Fenster hinaus.
Waldemar!, dachte er. Als du so alt warst wie wir, ging’s bei dir bestimmt
ruhiger zu.
    Aber das band er ihm nicht auf
die Nase. Und auch Gaby gab keine Erklärungen ab, die den bisherigen Lebenslauf
betrafen.
    Sie durchquerten Niedersteupen,
eine kleine Ansammlung von Fachwerkhäusern, entdeckten endlich ein
Hinweisschild, das handgeschnitzt war und eine Burg zeigte, und fuhren durch
Laubwald. Ab und zu kam ein Wagen entgegen. An Wegen, die kreuzten, hielten
Radfahrer.
    „Dass ich mich verspäte“,
erzählte Döring, „verdanke ich den verdammten Autodieben. Haben die mir doch in
Chicvillage den Wagen geklaut. Mit Sack und Pack und aller Luft in den Reifen.“
Er lachte. „Ich war sauer. Dachte schon, ich müsste die Heimreise im Flugzeug
antreten. Aber dann geschah das Wunder. Mein Wagen war nicht in einer
Ganoven-Werkstatt, um umgespritzt zu werden, war auch nicht auf dem Wege nach
Afrika, sondern stand nächsten Tags hinter meiner Hotelpension. Tja! Waren wohl
nur ein paar Lausejungs, die eine Spritztour machen wollten. Tank leer,
Handschuhfach ausgeräumt, Kamera geklaut. Alles andere war in Ordnung und noch
vorhanden.“
    „Da haben Sie Glück gehabt“,
meinte Tim cool.
    Im Spiegel der
Beifahrer-Sonnenblende beobachtete er die Straße, die hinter ihnen lag.
    Schon zum drittem Mal entdeckte
er den schwarzen Ami-Schlitten. Aber jetzt schien er abzubiegen. Na, wenn
schon! Vielleicht waren das Rennfahrer, die zum DGIAS-Treffen wollten.
    Vor ihnen gabelte sich die
Straße. Links blieb sie im Wald, rechts ging’s noch tiefer unter die Bäume.
Beide Strecken stiegen an.
    Das Burghotel-Hinweisschild
wies nach rechts.
    Döring bog richtig ab — trotz
Übermüdung.
    „Mich wundert“, sagte er, „dass
ihr Zimmer bekommen habt. Groß ist die Bettenzahl nämlich nicht, wie ich hörte.
Und unser DGIAS hat alle Matratzen belegt. Für die nächsten drei Tage ist auf
Hochsteupen geschlossene Gesellschaft.“
    „Da haben wir Glück gehabt“,
meinte Tim — so cool wie vor einer Minute.
    Döring grinste, obwohl ihm vor
Müdigkeit fast die Augen zufielen. Im nächsten Moment riss er sie auf.
Gleichzeitig trat er voll auf die Bremse.
    Reifen quietschten. Gummi
schmirgelte heiß. Sie waren durch eine Kurve gefahren. Dahinter — eine
Spreizschrittweite vor dem Hindernis — stoppte der Rover.
    Mitten auf der Straße lag ein
Motorrad, daneben ein Mann.
     

    *
     
    Döring stöhnte. „Das war knapp.
Aber nur, weil ich ihn zu spät gesehen habe. Verdammte Müdigkeit! Hoffentlich
ist er nicht... Ach, der ist nur bewusstlos!“
    Er schaltete den Motor aus,
stieß den Schlag auf und sprang ins Freie.
    Tim stand schon neben dem
Rover. „Pfote, bleib wo du bist. Wir schaffen das allein.“
    Gaby beugte sich vor und machte
Augen wie ein Reh, das von Wölfen umzingelt ist. Bei Unfällen — überhaupt, wenn
Mensch oder Tier in Not sind — öffnet ihr Mitleid alle Schleusen.
    Während Tim und Döring zu dem
Verunglückten traten, hörte sie einen Wagen hinter sich, wandte den Kopf und
gewahrte einen schwarzen Straßenkreuzer, mit zwei Männern besetzt. Er hielt
hinter dem Rover.
    „Kein Blut. Aber er liegt
ziemlich verdreht“, meinte Döring. „Vorsicht, wenn wir ihn umdrehen! Vielleicht
ist sein Rückgrat verletzt.“
    Der Verunglückte lag auf dem
Bauch, größtenteils jedenfalls. Er war sportlich gekleidet. Sonnenstrahlen
zielten auf seinen Helm.
    Auch Tim hatte den Wagen

Weitere Kostenlose Bücher