Klassenfahrt zur Hexenburg
Ergötzen.“
„Hoffentlich geht das.“
Zachwang streckte die Hand zum Telefon aus, zog sie aber wieder zurück.
„Wieso nicht?“, forschte Tim.
„Der Kerl sagte, sein Anruf
wäre der letzte. Unmittelbar danach würden sie die Telefonverbindung
unterbrechen. Unsere Telefonanschlüsse, unser Fernschreiber, unser Fax — alles
wäre dann tot. Es gäbe keine Verbindung mehr zur Außenwelt.“
„Gestatten Sie!“
Tim nahm den Hörer ab. Mit
derselben Wirkung hätte er sich ein Stück Gartenschlauch ans Ohr halten können.
„Das sieht aber gar nicht gut
aus“, murmelte er. „Ich glaube, denen ist die Unterbrechung gelungen. Trotzdem
— ich wette, etliche Gäste haben ein Handy. Und das sind kabelfreie
Mobilfernsprecher. Denen kann man nicht die Verbindung abwürgen.“
Doch augenblicklich wurde Tims
Hoffnung zunichte gemacht. Ein aufgeregter Hotelgast — ein junger Mann mit
Schellfischaugen und blassblonder Radikalenfrisur — stürmte heran, ein Gemisch
aus Aufregung und Wut auf dem Klopsgesicht.
„Bei mir hat man eingebrochen“,
brüllte er. „Ich hasse so was! Wo sind wir denn hier? Ich denke, Sie sind eine
Nobeladresse.“
„Einbruch?“, erkundigte sich
Zachwang verstört. „In Ihr Zimmer, Herr Mildenthal?“
„Ja, genau. Ich bin bestohlen.
Mein Handy ist weg.“
Tim zischte an den
Schneidezähnen entlang, was aber Mildenthal nicht bemerkte. Wie er dann erklärte,
habe der Einbrecher keine Spuren hinterlassen. Die Zimmertür sei nicht
gewaltsam geöffnet worden, sondern mittels Nachschlüssel — wie Mildenthal
vermutete. Und außer dem Handy, das brezelbreit auf dem Nachttisch gelegen
hätte, fehle nichts.
Tim und Gaby tauschten Blicke.
Klar wie dicke Tinte, dachte
der TKKG-Häuptling. Der Täter ist hier im Haus, könnte ein Club-Mitglied sein.
Und arbeitet den Rover-Räubern zu. Sicherlich hat er flugs ausgespäht, wer
sonst noch ein Mobil-Sülzgerät mit sich führt. Und, logo, diese Handys sind
jetzt alle verschwunden. Zimmerdurchsuchung kann der Typ natürlich nicht
riskieren. Also hat er die High-Tech-Dinger brutal entsorgt. Vermutlich liegen
sie im Burggraben, wo brackiges Wasser steht und zur Zeit die Frösche laichen.
Mit dieser Vermutung sollte Tim
Recht behalten, wie sich herausstellte. Vier Club-Mitglieder hatten Handys
mitgebracht, und alle waren aus den Zimmern verschwunden.
Ärgerliche Nebenwirkung dieser
kriminellen Machenschaften war auch, dass Gaby nicht zu Hause anrufen konnte.
Fest eingeplant war das, denn daheim in der Millionenstadt wusste noch niemand,
dass Tim und Gaby nicht mehr unter südlicher Sonne in Chicvillage Pfingstferien
genossen, sondern nun im Burghotel Hochsteupen — und damit auf deutschem Boden
— eingeschlossen waren, zusammen mit 29 Mitgliedern des Clubs jener, die der
Gefahr ins Auge sehen — und dem Hotelpersonal.
14. Misslungener Ausbruch
In Windeseile verbreitete sich
die Nachricht. Damit endete die Tagung im Rittersaal. Grüppchenweise standen
die DGIAS-Clubler im Burghof. Man beriet die Situation. Die meisten waren
belustigt. Auch dieser Gefahr sah man ins Auge. Gefahr? Was sollte passieren?
Hinter den Burgmauern waren die Wagemutigen sicher.
Tim und Gaby gesellten sich zu
Döring, den die Empörung noch stärker rötete als der Sonnenbrand.
Zwei Damen flankierten ihn: Eva
Zimpe, eine robuste Blondine mittleren Alters, und Olga Voigt, die jung war und
einen roten Kurzhaarschnitt trug. Frau Zimpe kam aus Berlin und war im
Hauptberuf Kriminalkommissarin, aber ihre Leidenschaft galt dem Drachenfliegen.
Olga segelte mit dem Fallschirm durch die Luft.
Dann trat ein Mann zu der
Fünfer-Gruppe, grinste mit blitzenden Zähnen, nickte sowohl den Frauen als auch
den Kids zu und wandte sich an Döring. Auch der lächelte erfreut.
„So sieht man sich wieder,
Döring.“
„Hallo, Martin Reinbold“,
meinte der Rover-Fahrer. „Tja, die Ereignisse sind wirklich zum Staunen.“
Tim und Gaby starrten Reinbold
an. Die Personenbeschreibung seiner weinseligen Nachbarin in Chicvillage war ja
so dürftig gewesen, dass sich Gaby überhaupt kein Bild machen konnte. Aber Tim
hatte den Ossinsky-Steckbrief gesehen — und war jetzt so enttäuscht, als hätte
man ihn mit Gletscherwasser geduscht.
Überhaupt keine Ähnlichkeit mit
dem gesuchten Verbrecher. Reinbold hatte dunkles Haar, ein markantes Gesicht,
eine andere Nase, einen anderen Schnitt der Augen und sogar einen breiteren
Mund. Lediglich in Größe und Figur stimmten Ossinsky und er
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