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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verzichtet.“
    Sie tupfte ihm über die Stirn,
weil er keine Hand frei hatte. Aber die Stirn war trocken — trotz Lasten und
frühsommerlicher Hitze. Dann durchquerten sie das Gebäude der winzigen
Bahnstation Niedersteupen.
    Mit Getöse setzte sich draußen
der Zug in Bewegung. Er hielt hier nur anderthalb Minuten. Außer dem Pärchen
war niemand ausgestiegen. Aber an den Abteilfenstern drückten sich Gaffer die Nasen
breit, als hätten sie noch nie eine Bahnstation von 1900 und hügelwärts
ansteigende Laubwälder gesehen.
    Der Bahnhofsvorplatz.
    Fahrradständer dösten in der
Mittagssonne. Sperlinge hüpften im Sand.
    Wo eine Ulme Schatten spendete,
hielt soeben ein staubbedeckter Rover. Auch unter dem Staub schien er grau zu
sein. Der Fahrer stieg aus.
    „Tim“, flüsterte Gaby. „Das
könnte Döring sein. Vielleicht haben wir ihn eingeholt. Ein Sieg der Schiene
über den Asphalt.“
    „Wir stellen uns dumm, Pfote.
Wir wissen von nichts. Ich glaube auch nicht, dass er deine Stimme erkennt. Du
warst gestern Abend etwas heiser.“
    Der Rover-Fahrer näherte sich —
mit Schleifschritt und mittagsmüden Schultern, trug Khaki-Hemd, Jeans und
Turnschuhe mit Luftkissensohle. Das Hamster-Gesicht verarbeitete gerade einen
Sonnenbrand und das Blondhaar war gestutzt zur zeitlosen und zweckmäßigen
Kahlschnittfrisur — auch Bürstenkürbis genannt.
    „’tschuldigung“, sagte er durch
mehrere Goldzähne, „Sie wissen nicht zufällig, wo’s hier zum Burghotel Hochsteupen
geht?“
    „Und wir dachten, Sie kämen von
dort“, lachte Gaby. Döring!, dachte Tim. Er isses. Gaby hat Recht. Seine
matschige Telefonstimme erkenne ich sofort.
    „Nein“, sagte der Bürstenkopf.
„Ich will hin, habe aber kein Hinweisschild entdeckt. Oder übersehen. Die
Reisestrapazen zehren an meiner Wachsamkeit.“
    „Strapaziert sind wir nicht“,
meinte Gaby. Und: „Tim, nun stell doch die Koffer ab. Du stehst schon ganz
schief.“ Wieder an Döring gewandt, sagte sie: „Auch wir wollen zum Burghotel.
Hier sollte uns ein Taxi abholen. Aber das ist wohl schief gegangen.“
    „Ich nehme Sie gern mit“, erbot
sich Döring, „und den Weg werden wir schon finden. Sie beide sind ja noch
munter.“
    „Wie Fische im Wasser“,
bestätigte Tim. „Wie in unverseuchtem Frischwasser, meine ich.“
    „Das gibt’s ja leider nur noch
stellenweise“, nickte Döring.
    „Na, dann wollen wir mal
einladen.“
    Koffer und Reisetasche fanden
noch Platz. Tim und Gaby stellten sich vor. Döring sagte, dass er Waldemar
Döring heiße. Er war Ingenieur und kam schlankweg aus Chicvillage.
    „Da wären wir uns ja beinahe
begegnet“, erwiderte Tim. „Wir waren dort ganz in der Nähe. Wir machen nämlich
ferienmäßig einen Europa-Trip — wie das jetzt aktuell ist auf einem Kontinent,
einem Erdteil, ohne Landesgrenzen.“
    Während Gaby ein bisschen
erzählte, bemerkte Tim den Wagen: einen schwarzen Ami-Schlitten mit zwei
Männern drin. Sie saßen hinter getönten Scheiben, äugten her und hielten auf
der anderen Seite des Vorplatzes.
    Weitere Beachtung schenkte Tim
ihnen nicht. Vielmehr freute er sich über die gewonnene Zeit. Durch die
Mitfahrgelegenheit kamen sie bestimmt eine halbe Stunde eher im Burghotel
Hochsteupen an, einer echten Ritterburg, aber mit Hallenbad,
Schlossgespenst-Cocktail und Farbfernseher auf jedem Zimmer. Im Übrigen traf
Tims Vermutung zu. Döring war kein Ohrenmensch und erkannte Gabys Stimme nicht
wieder. Dabei beließen es die beiden, sonst hätten sie zu viel erklären müssen.
    Die Straße führte ostwärts.
Dort latschte ein Einheimischer.
    Döring fragte ihn nach dem Weg
und erfuhr, sie wären richtig, das Burghotel läge auf dem Hochsteupen, dem
höchsten Berg weit und breit. Aber bis dahin sei’s noch ein Stück: immer durch
Wald, auf gewundener Straße.
    „Sie reihen wohl einen Urlaub
an den andern?“, fragte Tim scheinheilig, als sie weiterfuhren. „Oder haben Sie
beruflich im Burghotel zu tun?“
    Döring lachte. „Stimmt schon.
In Chicvillage war ich zur Erholung. Sofern man sich an Frankreichs
Mittelmeerküste zu dieser Zeit erholen kann. Aber in Hochsteupen ist
Club-Treffen. Da darf ich nicht fehlen.“
    „Golf- oder Tennisclub?“,
erkundigte sich Gaby.
    „Nein, nein. Ich bin Mitglied
beim DGIAS. Ich dachte, ihr wärt’s auch. Muss ich euch siezen?“
    „Mitnichten“, grinste Tim.
„Meine Freundin wird Gaby genannt. Ich höre auf Tim. Was heißt DGIAS?“
    „Der Gefahr ins Auge

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