Klassentreffen (German Edition)
hier?
Da stand Meike schon wieder vor ihr. Sie reichte Franzi ein Sektglas und setzte sich neben sie. »Auf diesen schönen Abend. Und auf uns«, prostete sie Franzi zu.
Franzi zögerte einen Moment. Alkohol in Verbindung mit diesem Ziehen in ihrem Magen . . . Ob das eine gute Kombination war? Aber es fühlte sich zumindest nicht schlecht an. »Ja, auf uns.«
Ein Lächeln umspielte Meikes Lippen. »Ich bin froh, dass du noch mitgekommen bist.« Sie rückte näher zu Franzi. Nur wenige Zentimeter trennten sie.
Franzi konnte Meikes Atem auf ihrer Haut spüren. Sie hielt für einen Augenblick die Luft an. Plötzlich hatte sie das Gefühl, all die Jahre, in denen sie keinen Kontakt gehabt hatten, habe es nie gegeben. Aber das war natürlich Unsinn. Franzi seufzte. Es war vorbei. Meike hatte sich damals gegen sie entschieden, ohne es zu begründen.
»Warum?«, fragte Franzi schließlich.
»Warum was?«
Franzi wusste selbst nicht genau, was sie wissen wollte – warum Meike sich freute, sie wiederzusehen? Warum sie niemals versucht hatte, Kontakt aufzunehmen? Oder warum das damals so mit ihnen auseinandergegangen war? »Das verwirrt mich alles«, gab sie zu. »Wir können nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen.«
Meike zögerte. »Es gab so viel, was ich dir gern erzählt hätte. Du warst meine beste Freundin.« Ihre Augen suchten den Raum ab, schienen aber nichts zu finden.
»Das warst du für mich auch«, erwiderte Franzi giftiger als beabsichtigt. »Und dann . . .« Ihre feuchten Hände krampften sich fester um das Glas. Sie starrte auf die kleinen Kohlensäurebläschen, die sich ihren Weg an die Oberfläche suchten. »Du hast mich sehr verletzt.«
»Ich habe dich nie vergessen.« Meikes Arm berührte wie zufällig für einen winzigen Moment Franzis Schulter.
Franzi zuckte zusammen. Die Worte hallten in ihrem Kopf nach und die Berührung auf ihrer Haut. Langsam stieg ihr der Sekt zu Kopf. »Ich habe dich auch nicht vergessen. Wie könnte ich auch . . .« Franzi rieb sich über die Stirn, um etwas Zeit zu gewinnen. »Damals . . . Auf der Klassenfahrt . . .« Ihr Herz klopfte schneller. Aber jetzt konnte Meike dem Thema nicht länger aus dem Weg gehen.
»Du meinst?« Meike zupfte an ihrem Ohrläppchen.
Franzi antwortete nicht sofort, aber dieses Mal war es ihre Hand, die versehentlich Meikes Bein berührte. Meike schreckte zurück. »Das ist so lange her«, sagte sie und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Was passiert ist, ist passiert.«
»Sollten wir nicht endlich darüber sprechen?«
Meike wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger. »Ich glaube, ich bin betrunken.« Sie wollte aufstehen, aber Franzi umfasste mit kräftigem Griff ihr Handgelenk und hielt sie entschlossen zurück.
»Du kannst einem Gespräch nicht immer davonlaufen. Das hast du damals schon gemacht.« Franzis Stimme klang fest. Viel zu lange hatte sie darauf gewartet, Meike damit zu konfrontieren. Jetzt würde sie sie nicht so einfach entwischen lassen.
Meike nickte. »Ich weiß . . . Dabei . . .« Sie schluckte. »Dabei . . . Ich habe oft daran gedacht.«
Unwillkürlich schloss Franzi die Augen. Ihr war es nicht anders ergangen. Ihr Puls ging schneller. Die Erinnerungen schienen in all den Jahren nichts von ihrer Kraft verloren zu haben. »Es war wirklich schön. Ich habe dir das nie gesagt.«
»Ich . . .« Meikes Fuß wippte nervös auf und ab. »Ich fand diesen Kuss auch schön. Aber . . .«
»Aber du hast nichts für mich empfunden. Im Gegensatz zu mir. Ich weiß . . .« Franzi brach ab.
»Was sollte ich machen?«
»Für dich war das alles nur ein Spiel.« Franzi ballte ihre Hände zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten. »Für mich war es viel mehr. Du hast mir weh getan. Es war nicht so einfach, mit deiner Zurückweisung umzugehen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Meike flüsternd und vermied es, Franzi anzusehen.
»Du wusstest, dass ich in dich verliebt war. Das habe ich dir gesagt.«
Meike nickte.
»Und du hast es trotzdem zugelassen.« Franzi bohrte sich ihre Fingernägel in den Unterarm.
Meike biss sich auf die Unterlippe. »Das tut mir leid.«
»Ich war selbst schuld. Ich wusste ja, dass du diese Gefühle nicht erwiderst. Aber das war auch nicht das Schlimmste.« Franzi hielt für einen Moment inne. »Am meisten hat mich verletzt, dass du plötzlich nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest. Dass du mich hast fallenlassen.«
»Ich würde es
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