Klassentreffen (German Edition)
schwarze Schaf für dich.« Claudia knallte ihr Besteck auf den Tisch.
»Kinder«, versuchte Inge Jakobs ihre Familie zu beruhigen. »Lasst uns in Ruhe essen. Möchte jemand noch ein paar Klöße?« Als keiner antwortete, wandte sie sich an ihre jüngere Tochter: »Meike, geht es dir gut? Du bist heute so schweigsam.«
Meike sah von ihrem Teller auf. Wie sollte es ihr gehen? Wenn sie nicht gerade in der Schule oder bei ihren Eltern war, sondern bei Franzi, dann war sie ein anderer Mensch. Eine glückliche Frau. Vielleicht der glücklichste Mensch der Welt. Aber davon konnte sie niemandem erzählen. »Mir geht’s gut. Die Arbeit ist gerade nur etwas anstrengend.«
»Ja, das kenne ich«, bestätigte ihr Vater. »Aber du hättest es ja anders haben können. Wärst du noch mit Thomas zusammen, könntest du längst Kinder haben und Hausfrau sein.«
Claudia schlug mit der Faust auf den Tisch. »Fang jetzt nicht schon wieder damit an. Lass Meike endlich mit diesem Thema in Frieden. Thomas ist Geschichte.« Wütend zog sie die Augenbrauen zusammen.
Meike war ihr dankbar dafür. Sie hatte nicht die Kraft, sich gegen ihren Vater durchzusetzen. »Ich denke, ich sollte langsam nach Hause. Ich habe noch einiges zu tun«, log sie und stand vom Tisch auf. Sie hielt es nicht länger bei ihren Eltern aus. Außerdem vermisste sie Franzi.
~*~*~*~
S chon vom Parkplatz sah Franzi Cori. Sie lehnte an der Wand des Bowling-Centers und wartete. Gedankenverloren fuhr sie sich mit der Hand durch die kurzen braunen Haare. Wie meistens trug sie eine Jeans, die für Franzis Geschmack mindestens eine Nummer zu groß war.
»Hey, Cori«, begrüßte Franzi ihre beste Freundin.
Cori warf grinsend einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Du bist ja richtig früh dran heute.« Dann drückte sie Franzi fest an sich.
»Ja, war nicht viel los unterwegs.« Der Weg von Goslar nach Braunschweig war zwar nicht allzu weit, aber trotzdem war es in der Vergangenheit schon mehr als einmal passiert, dass Franzi Cori hatte warten lassen. »Kaum zu glauben, dass wir uns schon wieder vier Wochen nicht gesehen haben.«
Cori nickte. »Die Zeit vergeht wie im Flug. Aber wenn ich dich so ansehe . . .«, sie machte einen Schritt zurück und musterte Franzi kritisch von oben bis unten, ». . . scheint sie dir gut zu bekommen.« Sie legte ihren Zeigefinger ans Kinn. »Du siehst richtig gut aus.«
Franzi konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. »Lass uns reingehen.«
»Willst du deiner besten Freundin nicht zuerst verraten, was der Grund für dein Strahlen ist? So habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen.« Mit dem Arm versperrte Cori Franzi, die gerade die Tür aufstoßen wollte, den Weg.
»Natürlich werde ich dir das verraten. Aber lass uns doch erst mal reingehen.« Franzi drängte sich an Cori vorbei. Sie konnte Coris neugierige Blicke in ihrem Nacken förmlich spüren. Es hätte ohnehin keinen Sinn, die Wahrheit vor Cori geheim zu halten, selbst wenn Franzi das beabsichtigt hätte; dafür kannten sie sich zu gut und zu lange. Gemeinsam hatten sie seit dem ersten Semester viele Höhen und Tiefen durchlitten.
»Vielleicht sollten wir das Billardspielen heute ausfallen lassen und direkt zum Essen und Trinken übergehen«, schlug Cori vor, nachdem sie das Bowling-Center betreten hatten.
»Das könnte dir so passen. Du bist wohl nicht in Form«, neckte Franzi sie. »Ich freue mich schon seit einem Monat auf meine Revanche.«
»Na ja, ich glaube, wer sich von uns nicht aufs Spielen konzentrieren kann, das dürfte wohl klar sein«, konterte Cori. »Du wirkst auf jeden Fall so, als hättest du etwas ganz anderes als Billard im Kopf im Moment.« Verschmitzt sah sie Franzi an.
Ihr konnte Franzi wirklich nichts vormachen. »Also gut. Ausnahmsweise. Verzichten wir auf das Spiel und gehen wir direkt zum gemütlichen Teil über.« Sie seufzte theatralisch.
Coris Mundwinkel zuckten. »Wusste ich es doch.«
Franzi fand einen kleinen Tisch in einer Ecke, von dem aus man die Bowlingbahnen beobachten konnte. Für einen Sonntagabend war es ziemlich leer; dementsprechend war es nicht allzu laut.
»Wie geht es Pia?«, fragte Franzi, nachdem sie beide Pizza und Cola bestellt hatten.
»Pia geht es gut. Sehr gut sogar. Sie trifft sie sich gerade mit einer Arbeitskollegin. Aber lenk nicht ab! Es geht nicht um meine Freundin heute Abend.« Coris blaue Augen funkelten. »Die Frage ist: Wie geht es dir?«
Franzi räusperte sich. In den vergangenen vier Wochen, in
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