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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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wollte ich ihr nahe sein, ich wollte mit ihr zusammen sein. Doch immer war da auch dieses schlechte Gewissen Isabel gegenüber.« Franzi schluckte. Auch jetzt noch fühlte es sich komisch an – nicht mehr unbedingt falsch, aber . . . gewöhnungsbedürftig. »Weiß du, manchmal habe ich Angst, ich könnte vergessen, wie Isabel aussah. Details, wo sie eine Narbe hatte oder sogar wie ihre Augenfarbe war – sie sind einfach weg.« Sie spürte Tränen aufsteigen und schluckte noch einmal.
    »Du wirst Isabel nicht vergessen. Da bin ich mir sicher. Und das ist auch überhaupt nicht nötig.« Cori drückte Franzis Hand ein wenig stärker. »Glaub mir, Isabel hätte nicht gewollt, dass du dein Leben aufgibst. Sie hätte gewollt, dass du glücklich bist.«
    Genau dasselbe hatte ihre Mutter ihr gesagt, und Franzi wusste, dass sie recht hatten, Cori und Regine. »Ja, aber das ist leicht gesagt. Es war ein langer Prozess, das zu akzeptieren . . . und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das schon vollkommen abgeschlossen habe. Aber irgendwann konnte ich die Gefühle Meike gegenüber zulassen. Genau genommen hat es gar nicht so lange gedauert.«
    »Na ja, wenn man die letzten zwei Jahre als nicht lang bezeichnet.« Cori lächelte. »Aber das freut mich für dich. Und jetzt seid ihr glücklich?«
    Franzi spürte einen kleinen Stich. »Wenn wir beide allein sind, könnte es auf dieser Welt nichts Schöneres geben, aber . . .«
    »Aber was? Ist Meike nun doch hetero?«
    »Nein, Meike ist nicht hetero, sonst wäre sie wohl kaum mit mir zusammen. Aber ich bin ihre erste Frau. Sie braucht Zeit. Das ist alles noch neu für sie und nicht so leicht.«
    Coris Tonfall wechselte abrupt ins Abfällige. »Das kommt aufs Gleiche hinaus. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Nur weil dir eine Hetera das Herz gebrochen hat, muss mir doch nicht genau das Gleiche passieren«, wandte Franzi ein. Sie erinnerte sich noch gut an die Beziehung von Cori und Manuela. Aber Manuela war nicht Meike.
    »Was heißt das denn im Klartext?« Coris Stimme klang scharf.
    »Na ja . . . Meike möchte, dass erst einmal niemand etwas von unserer Beziehung weiß, aber das ist nur für den Anfang. Vor allem hat sie Angst, dass jemand an ihrer Schule etwas davon erfährt. Deswegen halten wir unsere Beziehung erst mal geheim.« Franzi bemerkte selbst, wie wenig überzeugend ihre Worte klangen.
    Cori entging das nicht. »Süße, ich warne dich. Und du weißt genau, warum. Ich habe das mit Manuela erlebt. Geheimhalten von Beziehungen funktioniert nicht. Zumindest nicht auf Dauer. Überleg dir das gut. Jetzt am Anfang, wenn ihr verliebt seid, dann scheint das alles noch ganz leicht, aber irgendwann . . .« Sie starrte in ihre Cola.
    Franzi konnte sich denken, was in Cori vorging. Das Ende ihrer Beziehung zu Manuela war sehr unschön gewesen. »Es muss doch nicht bei allen so ausgehen wie bei euch«, versuchte sie ein weiteres Mal, Coris Bedenken zu zerstreuen.
    »Vielleicht nicht, aber wenn man sich liebt, sollte man zu seinen Gefühlen stehen. Auch wenn das vielleicht nicht einfach ist.«
    Franzi seufzte. »Du hast ja recht. Aber ich muss ihr noch Zeit geben.« Schließlich waren sie erst ein paar Tage zusammen. Franzi konnte sich noch gut daran erinnern, wie lange es bei ihr selbst gedauert hatte, bis sie sich getraut hatte, sich zu outen – bis sie sich überhaupt erst einmal über ihre sexuelle Identität im Klaren gewesen war. Sie durfte Meike nicht überfordern.
    Cori zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«

~*~*~*~
    M eike musste sich zusammenreißen, um mit ihrem Rotstift keine kleinen Herzchen in das Klassenarbeitsheft zu malen. Andauernd schob sich Franzis Gesicht in ihre Gedanken. Ihr unwiderstehliches Lächeln, die schönen Augen, die schlanken Finger, die sie auf diese einzigartige Art und Weise berühren konnten.
    Es war unmöglich, sich auf die Korrektur der Deutscharbeit zu konzentrieren – jetzt, da Franzi jeden Moment kommen musste. Die letzten zwei Wochen mit Franzi an ihrer Seite waren wie ein Traum gewesen. Sie hatten fast jeden Abend miteinander verbracht und waren fast jede Nacht miteinander im Bett gewesen. Hatten sich mal leidenschaftlich, mal zärtlich geliebt.
    Beim Gedanken daran errötete Meike. Mit Thomas hatte Sex keine oder zumindest wenig Bedeutung für sie gehabt. Aber mit Franzi war das etwas völlig anderes. Sie genoss ihr Zusammensein nicht nur, sie verlangte geradezu ständig danach. Wenn Franzi bei ihr war,

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