Klassentreffen (German Edition)
denen sie ihre beste Freundin nicht gesehen hatte, war viel passiert, sehr viel sogar. »Du erinnerst dich doch noch daran, dass ich zu diesem Klassentreffen eingeladen worden bin?«
Cori nickte. »Klar, und dass du nicht wusstest, ob du wirklich da hingehen solltest. Wobei du mir den wirklichen Grund nicht verraten wolltest. Du hast immer nur Isabel vorgeschoben, aber . . .« Cori drehte das Glas mit ihrer Cola und studierte sekundenlang die braune Flüssigkeit, bevor sie Franzi herausfordernd ansah. »Aber ich bin mir ganz sicher, dass das nicht der einzige Grund war.«
Franzi atmete tief durch. Wie recht Cori hatte. Wo sollte sie nur anfangen? »Ich habe dir bestimmt mal von Meike erzählt.«
»Natürlich. Diese Hetero-Zicke, die sich in der Schule für deine beste Freundin gehalten hat, aber dann sofort das Weite gesucht hat, als sie erfahren hat, dass du ’ne Lesbe bist.« Cori verdrehte die Augen. »Auf so eine Begegnung hätte ich auch keine Lust gehabt.« Sie biss herzhaft in ihre Pizza. Der Käse zog einen langen Faden.
Franzis Herz klopfte schneller. »Sie ist keine Hetero-Zicke«, verteidigte sie Meike vehement und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
Überrascht sah Cori auf. »Ach nein? Jetzt bin ich aber gespannt.« Sie fixierte Franzi mit zusammengezogenen Brauen.
Franzi rieb sich über die Stirn. »Ich war ziemlich verliebt damals in Meike, und dann habe ich sie irgendwann geküsst. Auf einer Klassenfahrt. Auch wenn ich wusste, dass es sie überfordern würde. Natürlich hat sie mich sehr verletzt, als sie sich damals so komplett von mir zurückgezogen hat, aber . . .«
»Jetzt gibt sie dir doch nicht die Schuld dafür?« Cori schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. »So ein Unsinn. Das ist bei Heteras doch immer dasselbe. Erst machen sie mit, und dann bereuen sie es und tun so, als hätten sie das alles gar nicht gewollt.«
»Meike ist anders.«
Cori schnalzte mit der Zunge. »Irgendetwas stimmt doch hier nicht. Was ist auf dem Klassentreffen passiert?«
Franzi räusperte sich und zögerte. »Also . . .«
»Raus mit der Sprache.«
»Schon gut.« Franzi holte tief Luft. »Als ich sie wiedergesehen habe, waren da sofort wieder die alten Gefühle. Es war, als hätte es diese fünfzehn Jahre dazwischen niemals gegeben. Die gleichen Schmetterlinge. Verstehst du?« Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Und noch am gleichen Abend ist es passiert . . .« Ihre Finger falteten sich ineinander.
» Was ist passiert?« Cori sah Franzi mit geweiteten Augen an.
Franzi räusperte sich erneut. Das Blut schoss ihr in die Wangen.
»Ihr habt miteinander geschlafen?«
Franzi schüttelte den Kopf. »Nein . . . Ja . . . Also . . .«
Cori runzelte die Stirn. »Was denn jetzt?«
»Wir haben uns geküsst. Mindestens. Aber dann . . . Ich weiß es nicht mehr.« Franzi senkte die Stimme. »Am nächsten Morgen lag ich nackt in ihrem Bett.«
»Ähm . . . Ich . . .«, stammelte Cori. »Wow.« Sie nahm einen großen Schluck Cola. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich will dir deine Freude nicht verderben, aber . . .« Sie hielt inne, wischte ihre Hand an ihrem Shirt ab. »Ich meine, in den letzten Jahren ist ja noch so einiges passiert. Hast du das plötzlich alles vergessen?«
Franzi atmete schwer aus. Isabel. Für einen Moment schloss sie die Augen, erwartete den überwältigenden Schmerz, aber sie spürte nur einen Stich im Herzen. »Natürlich nicht. Glaub mir, das hat es am Anfang alles nicht leicht gemacht. Es hört sich jetzt vielleicht unkomplizierter an, als es war.«
Cori nickte. »Bis vor ein paar Wochen hast du es noch kategorisch ausgeschlossen, jemals wieder eine andere Frau zu lieben als Isabel. Nicht, dass ich diese Wandlung nicht durchaus sehr begrüße. Versteh das bitte nicht falsch. Es überrascht mich nur.«
»Mich auch. Das kannst du mir glauben.«
Cori ergriff Franzis Hand. Die Wärme tat gut.
»Wie ist es nach dem Kuss weitergegangen? Ist Meike denn lesbisch? In der Schule damals hat sie das ja offensichtlich noch weit von sich gewiesen.«
»Zuerst einmal musste ich mir darüber klarwerden, was ich wollte.« Franzi fuhr sich durch die Haare. »Wie du gesagt hast – eigentlich dachte ich, ich könnte mich niemals wieder verlieben. Aber bei Meike waren diese Gefühle sofort da. Auch wenn es sich am Anfang nicht richtig anfühlte. Ich konnte nichts dagegen machen. Immer, wenn ich sie gesehen habe,
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