Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
Vom Netzwerk:
Liebe ist etwas Wunderschönes . Anderen gute Ratschläge zu geben, war leicht. Warum nur konnte sie sie selbst nicht befolgen? Warum fiel es ihr so schwer?
    In Gedanken versunken verließ Meike das Klassenzimmer und schloss die Tür hinter sich ab. So wie Jana musste es Franzi damals auch gegangen sein; sie musste sich genauso gesorgt haben. Und, wie sich Meike betreten eingestehen musste – wenn sie ehrlich war, war diese Angst nicht unbegründet gewesen.
    »Hallo, Meike«, begrüßte Mario sie, als sie das Lehrerzimmer betrat. »Hattest du eine anstrengende Stunde? Du siehst ganz mitgenommen aus.«
    Meike nickte. »Ja, das kann man so sagen. Gut, dass ich jetzt gehen kann.«
    »Du Glückliche«, sagte Wiebke, die sich zu den beiden gesellt hatte. »Ich habe noch eine Doppelstunde vor mir.« Sie zuckte resignierend mit den Schultern.
    Meike nahm ihre Kaffeetasse vom Tisch. »Ich räum die noch eben weg und dann fahr ich nach Hause. Ich wünsch euch noch einen schönen Nachmittag.« Sie brachte die Tasse in die Küche und verließ dann endlich die Schule.
    Zum wiederholten Mal sah Franzi auf die Uhr. Eigentlich müsste Meike längst Feierabend haben, aber sie war nirgends zu sehen. Unzählige Schüler und auch einige Lehrer waren nach dem Klingeln bereits an ihr vorbeigeeilt, um endlich nach Hause zu fahren. Nur Meike nicht.
    Franzis Finger trommelten gegen ihr Autodach. Sie hatte Meike in ihrer Mittagspause überraschen wollen. Aber wenn Meike nicht bald auftauchte, müsste sie unverrichteter Dinge zurück in die Apotheke.
    Da schwang endlich die Schultür erneut auf, und Meike kam heraus.
    Sobald sie an der frischen Luft war, blieb sie einen kurzen Moment stehen und atmete mit geschlossenen Augen tief durch. Offensichtlich hatte sie Franzi noch nicht entdeckt. Sie straffte die Schultern und ging los, auf den kleinen Parkplatz zu. Noch immer schien sie ganz in Gedanken versunken zu sein – sie blickte nicht nach rechts und links, schien nichts um sich herum wahrzunehmen.
    »Meike«, rief Franzi ihrer Freundin zu, die im Begriff war, geradewegs an ihr vorbeizulaufen. Sie musste lachen, als Meike sich verwirrt umsah. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Franzi – du! Mit dir hatte ich gar nicht gerechnet.« Meike blieb einige Schritte vor Franzi stehen.
    »Das hoffe ich, es sollte ja auch eine Überraschung sein«, strahlte Franzi Meike an. Schon bei Meikes Anblick begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie ging auf Meike zu und umarmte sie überschwänglich. »Ich habe dich einfach so vermisst, da musste ich dich sehen.« Sie hauchte Meike einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Am liebsten hätte sie sie zwar richtig geküsst, aber sie wusste, dass Meike das nicht recht gewesen wäre.
    Doch auch so war es Meike offenbar nicht recht. Sie zischte: »Bist du verrückt? Doch nicht hier!« und schubste Franzi ein wenig zu fest zur Seite.
    Franzi wusste gar nicht, wie ihr geschah. Was war denn so schlimm an einer Umarmung? Aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn in diesem Moment kam Karsten grinsend auf sie beide zu.
    »Ach, Frau Kollegin. Ich wusste gar nicht, dass du seit neuestem eine so gute Freundin hast.«
    »Karsten.« Meikes Augen verdunkelten sich.
    »Dann wünsch ich euch zweien mal einen schönen Nachmittag.« In seiner Stimme schwang unüberhörbar ein sarkastischer Unterton mit. »Und treibt es nicht zu wild.«
    »Dir auch einen schönen Feierabend.« Meike spuckte die Worte beinahe hinter ihm her. »Mach dir keine Sorgen um mich.« Als Karsten endlich außer Hörweite war, drehte sich Meike wieder zu Franzi. Sie sprühte vor Wut. »Das hast du wirklich toll hinbekommen.«
    »Ich wollte dir nur eine Freude machen.« Franzi verstand noch immer nicht, wo das Problem lag. »Und es ist doch nichts passiert.«
    »Das nennst du nichts? « Meike ballte ihre Hände zu Fäusten und schob sie in ihre Jeanstaschen. »Verflucht, Franzi, Karsten hat uns gesehen.«
    Meikes Verhalten und ihre Worte taten weh. Franzi hatte ihre Freundin nur überraschen wollen. Sie hatte solche Sehnsucht nach ihr gehabt, den ganzen Tag an sie denken müssen. Aber Meike wies sie ab, trat sie zur Seite wie einen lästigen Hund. »Was kann Karsten schon gesehen haben? Ich habe doch gar nichts getan.«
    »Du hast mich geküsst. In aller Öffentlichkeit.« Meike musste sich beherrschen, um nicht zu schreien. »Und jetzt fahr ich nach Hause. Das ist keine Diskussion, die wir hier führen sollten.« Sie ließ Franzi

Weitere Kostenlose Bücher