Klassentreffen (German Edition)
habe ich schon so lange nicht mehr gemacht, und mir fehlt die Natur richtig.«
Franzi legte den Arm um Meike und zog sie wieder ein Stückchen näher an sich heran. »Klar, das können wir machen.« Sie lächelte und hauchte einen Kuss auf Meikes Lippen.
»Danke.« Manchmal zweifelte Meike daran, so viel Verständnis verdient zu haben. Franzi war eine wundervolle Frau. Aber sie war eben eine Frau . . . Meike schüttelte leicht den Kopf, um den Zweifel zu vertreiben. Was spielte das für eine Rolle? Sie war glücklich. Sie fühlte sich wohl.
Franzi sah Meike liebevoll an. »Du hast so wunderschöne Augen.« Ihre Finger glitten an Meikes Schultern entlang. »Schon in der Schule habe ich dieses Grün geliebt.«
Die Kombination aus Franzis Stimme und ihren Berührungen ließ alles in Meike erbeben. Sie suchte Franzis Lippen und küsste sie innig.
Wie Franzis Finger über ihre nackte Haut fuhren, wie ihre Zunge feuchte Spuren hinterließ, wie ihre Lippen jeden Zentimeter ihres Körpers küssten – das alles fühlte sich genau richtig an.
Schmetterlinge tanzten in Meikes Bauch. Ihr Körper vibrierte, schien sich aufzulösen wie in Trance. Sie schloss die Augen und überließ sich ganz Franzis Berührungen. Franzis Lippen auf ihr, ihre Finger in ihr.
An diesem Glück konnte es keinen Zweifel geben.
~*~*~*~
M it einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend betrat Meike die Schule. Eine Stunde Sexualkundeunterricht lag vor ihr. Das war immer ein anstrengendes Thema, aber heute stand zu allem Überfluss auch noch das Thema Homosexualität an.
Allein bei dem Gedanken daran grummelte es in Meikes Bauch. Wie konnte sie in dieser Situation am besten ihre professionelle Haltung wahren?
Meike hatte noch eine Viertelstunde Zeit, bis die erste Stunde begann. Das kritische Thema war erst in der sechsten Stunde dran; sie hatte also noch eine gewisse Galgenfrist. Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an ihren Platz.
Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass in ihrem Biologieunterricht dieses Thema auf dem Lehrplan stand, aber dieses Mal war anders. Bisher war sie nicht persönlich involviert gewesen. Aber jetzt . . . Sie hatte Angst vor der Reaktion ihrer Schüler. Würden sie blöde Sprüche reißen? Und vor allem: Würden sie ihr etwas anmerken?
Meike schüttelte den Kopf. Das war doch Blödsinn. Sie hatte diese Stunde schon mehrfach gehalten. Es war Routine.
Und doch war es dieses Mal etwas ganz anderes . . . Sie kaute an ihrem Fingernagel. Hoffentlich würde ihr niemand ihre Aufregung anmerken.
Wie sollte sie reagieren, wenn ihre Schüler sich negativ äußern würden? Wenn sie abfällige Bemerkungen machten, die sie persönlich treffen würden? Sie durfte sich nicht verraten.
Meike nahm einen Schluck Kaffee. Es klingelte. Sie musste los.
»Frau Jakobs?«
Meike war gerade dabei, ihre Unterlagen in ihre Tasche zu packen. Sie war froh, die Biologiestunde ohne Zwischenfälle überstanden zu haben und endlich Feierabend machen zu können.
Als sie aufsah, stand ihre Schülerin Jana vor ihr. Sie vermied es, Meike direkt anzusehen. Stattdessen suchten ihre Augen das Pult ab.
»Jana, was kann ich für dich tun?« Meike hielt inne. In den Händen hielt sie das Biologiebuch, das sie gerade wegräumen wollte.
Jana verschränkte ihre Finger ineinander. »Ja, also . . .«, stammelte sie. Sie holte einmal tief Luft. »Hätten Sie vielleicht noch einen kleinen Moment Zeit? Ich . . .« Ihre Stimme klang dünn und brüchig, ganz anders, als Meike sie gewohnt war. Normalerweise war Jana eine sehr selbstbewusste Schülerin.
»Natürlich. Jetzt sofort?« Meike lächelte Jana ermutigend an.
»Wenn es ginge.« Jana fuhr sich durch ihre kurzen, blonden Haare.
»Gut, dann setz dich doch.« Meike nahm auf ihrem Stuhl Platz und machte eine einladende Geste.
Jana nickte. Sie stellte ihren Rucksack neben das Pult und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber nieder. Ihre Wangen waren gerötet, und ihr Blick wanderte durch den Klassenraum.
»Was liegt dir auf dem Herzen, Jana?«, fragte Meike, nachdem das Mädchen keine Anstalten machte, ihr Anliegen mitzuteilen.
»Ich . . .« begann Jana. Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ach, ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll.«
»Hat es etwas mit dem Thema der heutigen Stunde zu tun?«
Jana nickte.
»Also, es geht um Liebe und Sex«, versuchte Meike dem Problem ihrer Schülerin auf den Grund zu gehen.
Wieder nickte Jana. Nervös wischte sie ihre Hände
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