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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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während sie die Tür anstarrte. Würde Meike wirklich kommen, oder hatte sie es sich am Ende doch noch anders überlegt?
    Endlich schwang die Tür auf, und Meike kam herein. Sofort entdeckte sie Franzi und winkte ihr zu.
    »Du bist ja schon da. Dabei dachte ich, ich wäre viel zu früh.« Meike lachte, was Franzis Herz dazu brachte, schneller zu schlagen.
    Franzi fuhr sich durch die Haare. »Tja, ich war wohl einfach nur noch früher.«
    Meike zog ihre Jacke aus und hängte sie über ihren Stuhl. »Du konntest es also nicht abwarten, mich zu sehen. Das ist schön.« Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig.
    Franzis Blick glitt unwillkürlich an Meikes Körper entlang. Die blonden Haare hatte sie heute zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie trug eine hellblaue Bluse zu ihrer Jeans. Wieder einmal wurde Franzi bewusst, wie attraktiv Meike war.
    Viel zu schnell setzte sich Meike Franzi gegenüber. »Ich glaube, das letzte Mal, dass ich hier war, ist eine Ewigkeit her. Das muss gewesen sein, kurz bevor ich zum Studium nach Hannover gegangen bin.« Meike nahm die Karte in die Hand und schlug sie auf.
    »Bei mir muss es ähnlich lange her sein«, erwiderte Franzi.
    Über die Karte hinweg grinste Meike sie an. »Wir werden langsam alt.«
    Erneut trat die Kellnerin an ihren Tisch und nahm die Bestellung auf.
    »Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, in Hannover zu studieren?«, fragte Franzi nach einem kurzen Augenblick der Stille. »Und vor allem – wie bist du auf die Idee gekommen, Lehramt zu studieren? Du hast doch früher immer gesagt, dass du nie wie dein Vater Lehrer werden wolltest.«
    Meike räusperte sich. »Irgendetwas musste ich ja nach der Schule machen. Und wie du selbst weißt, wusste ich ewig nicht, was ich werden sollte. Tja, und meinen Vater kennst du auch . . .«
    Franzi nickte. Herrn Jacobs hatte sie noch sehr gut in Erinnerung. Wie oft hatte er Franzi zu verstehen gegeben, dass sie einen schlechten Einfluss auf Meike ausübe. Alles, was die beiden Freundinnen zusammen unternommen hatten, hatte er kritisch beäugt, immer in der Angst, seine wohlerzogene Meike könnte durch Franzis Gesellschaft auf die schiefe Bahn geraten.
    »Jedenfalls«, fuhr Meike fort, »meinte er, ich solle etwas Anständiges lernen. Lehramt sei da eine sehr gute Wahl. Und . . .« Meike zögerte. Ihre Augen hafteten an der Tischdecke. »So habe ich mich dafür entschieden. Und mal abgesehen davon, dass man in Goslar gar nicht auf Lehramt studieren kann, wollte ich unbedingt weg von hier.«
    »Oh, das kann ich gut verstehen. Auch wenn ich nur bis Braunschweig gekommen bin – ewig hier zu bleiben, ohne je etwas anderes zu sehen, das hätte mich auch umgebracht.« Franzi zwinkerte Meike zu.
    »Deswegen habe ich mich für Hannover entschieden.«
    Die Kellnerin stellte zwei herrlich duftende Tassen Kaffee und zwei frische Stücke Zuckerkuchen vor ihnen ab.
    »Und wie bist du auf Deutsch und Bio gekommen?«, hakte Franzi weiter nach. Sie schob sich mit ihrer Gabel ein Stückchen Kuchen in den Mund.
    »Das waren die beiden Fächer, die mich am meisten interessiert haben. Und Theologie, was sich mein Vater für mich gewünscht hätte, wollte ich auf gar keinen Fall studieren.« Meike nahm einen Schluck Kaffee. »Bei aller Liebe nicht. Unsere sonntäglichen Kirchgänge haben mir gereicht. Und Papas tägliche Predigten ebenfalls.«
    »Bist du denn jetzt mit deiner Entscheidung glücklich?« Franzi nippte an ihrer Tasse. Bisher hatte es sich so angehört, als wäre Meike nur Lehrerin geworden, um ihren Vater zufriedenzustellen.
    Aber Meike strahlte. »Auf jeden Fall.«
    Das Leuchten in ihren Augen war fast ein wenig zu viel für Franzi. Für eine Sekunde verlor sie sich in dem Grün und vergaß beinahe, wo sie war.
    »Ich bin gern Lehrerin«, fuhr Meike fort. »Ich liebe meinen Beruf und meine Schüler. Natürlich ist es manchmal anstrengend, aber es macht mir viel Spaß. Und welcher Beruf ist schon nie anstrengend?«
    »Das stimmt.« Franzi wischte sich einige Kuchenkrümel vom Mund.
    »Weißt du, was mir gestern passiert ist?« Meike konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Erwartungsvoll sah sie zu Franzi, die die Schultern zuckte und auffordernd zurückschaute. »Gestern habe ich zwei dreizehnjährige Mädels dabei erwischt, wie sie sich hinter dem Schulgebäude eine Zigarette angezündet haben. Und obwohl ich sie ihnen als Lehrerin natürlich wegnehmen und sie zur Schulleitung zitieren musste, musste ich auch ein

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