Klassenziel (German Edition)
ganzen Tag Söldner und Aliens abzuknallen. Deswegen wollte ich Billie nicht sofort miesmachen.
«Billie Erkens», wiederholte Nick leise.
«Sybille, ja. Die ist … ziemlich beliebt.»
Nick zog die Brauen zusammen. «Bei dir auch?»
«Was?» Ich war gerade im Stimmbruch, deshalb kam diese Silbe ein bisschen quietschig. «Öhm, na ja. Geht so. Die sieht ganz gut aus.»
Nick schwieg lange Zeit, als würde er darüber nachdenken, ob das stimmte. Dann sagte er: «Könnte man behaupten, ja.»
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14
H enning schließt die Tür auf, und wir kommen in einen fensterlosen Raum, vollgestopft mit wackligen Stühlen, Kartenständern, kaputten PCs, prähistorischen Nadeldruckern und diesem ganzen Zeug, das sich an Schulen so ansammelt und für das sich keiner mehr verantwortlich fühlt. Wahrscheinlich dürfen sie es nicht einfach wegschmeißen, weil es Staatseigentum ist oder so ähnlich.
Wir suchen einen verstaubten Tisch aus, in den schon mehrere Generationen von Schülern ihren Frust geritzt haben. Dann nehmen wir uns noch einen dieser Stühle, die auf Schienen stehen statt auf Beinen. «Ziemlich retro», sage ich, während wir den Stuhl auf die Tischplatte packen und das Ganze nach draußen schleppen. Henning gibt keine Antwort.
I ch hatte einen Plan. Ich wollte versuchen, Nick und Billie zusammenzubringen. Natürlich war Billie alles andere als meine Traumschwägerin, um das mal so auszudrücken, aber für mich stand was ganz anderes im Vordergrund: dass Dominik endlich mal irgendwo rankam. Er war fast siebzehn und hatte noch nie eine Freundin gehabt. Soviel ich wusste, hatte er sich bisher nicht mal für Mädchen interessiert . Wenn jetzt also die Aussicht bestand, dass er mal aus seinem hormonellen Koma aufwachte, durfte man echt keine großen Ansprüche stellen.
Ich hatte allerdings Bedenken, dass Billie ihm vielleicht haushoch überlegen sein und ihn manipulieren könnte. Schließlich bekam ich in unserer Klasse oft genug mit, wie sie die anderen Mädchen gegeneinander ausspielte. Wer nicht tat, was sie wollte, den ließ sie gnadenlos fallen. Bei anderen schleimte sie sich plötzlich ein, sobald sie ihr für irgendeinen Zweck nützlich erschienen. Billie Erkens benutzte Menschen nach Lust und Laune. Bestimmt hätte sie eine glänzende Karriere im Bundestag machen können.
Aber ich wollte mich nicht von solchen Sorgen ausbremsen lassen. Schließlich war ich da, um Dominik zu beschützen. Ich weiß, das klingt ein bisschen komisch, ich war ja zwei Jahre jünger als er, aber ich wusste auch mit vierzehn schon, dass ich Nick in Sachen Menschenkenntnis überlegen war. Und außerdem dachte ich sowieso nicht an eine langjährige Beziehung mit anschließender Hochzeit, sondern eher an eine heiße Affäre – ich wollte einfach nur, dass Nick mal ein Mädchen abkriegte.
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15
H enning und ich schleppen den Tisch und den Stuhl keuchend und schweigend die Treppen hoch, er vorne, ich hinten. Vielleicht weiß er ja einfach nicht, worüber er mit mir reden soll. Vielleicht ist das gar keine Feindseligkeit, sondern bloß Unsicherheit. Also versuche ich es noch mal. «Hey, können wir mal kurz Pause machen? Ich brauch ’n kaltes Bier.» Er bleibt tatsächlich stehen und dreht sich kurz zu mir um, mit völlig ausdruckslosem Gesicht. Dann verzieht er den Mund – aber nicht zu einem Lächeln, sondern zu einem genervten Abwärtsbogen. Ohne ein Wort wendet er sich wieder nach vorn, hebt energisch den Tisch an und marschiert weiter. Entmutigt aste ich hinter ihm her.
W enn ich mir was vornehme, verliere ich meistens keine Zeit. Gleich am nächsten Morgen sagte ich zu Till und Ramon: «Wir machen ein Frühlingsfest. Bei uns zu Hause im Garten. Und die Burst Frenchies stellen ihre neuesten Songs vor.»
Meine Mutter hat mir mal erzählt, es gäbe so psychologische Untersuchungen, dass gute Vorsätze viel eher umgesetzt werden, wenn man sie vor Zeugen laut ausgesprochen hat. Genau so lief das auch mit diesem Frühlingsfest, das mir eigentlich gerade erst in den Sinn gekommen war. Vier Tage Vorbereitung, und die Party konnte starten.
Ich wusste, dass Billie kommen würde. Sie erzählte fast jeden Montag in der Klasse rum, auf welchen Feiern sie am Wochenende gewesen wäre. Da hätte sie ja was Wichtiges verpassen können, wenn sie ausgerechnet zu meiner nicht kam. Schließlich lud ich die gesamte Klasse ein und noch ein paar andere Schüler, die ich kannte. Außerdem betrachtete
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