Klebstoff
»Heute brennt’s bei mir nur noch im Ring.«
Aber man sehe sich das Arbeitsamt heute an; da kann man nur sagen, Hut ab. Ich muss es den Fotzen echt lassen, sie ham ihre Lektion gelernt. Erstens erwartet mich n ganz flottes Mädchen, das mich an seinem Schreibtisch Platz nehmen lässt, und zweitens ist sie viel cooler, auf die Immer-nett-und-freundlich-Tour.
– Das ist schon das dritte Mal, dass mir so was passiert, erkläre ich und versuche, nich zu grinsen. – Der letzte Laden, wo ich anfing, ging doch direkt in Flammen auf. Und der davor musste wegen nem Wasserschaden geschlossen werden. Langsam glaub ich, auf mir liegt n Fluch!
Das mit dem Wasserschaden war damals im Sommer wegen Italien ’90. Aye, da sitz ich in Gesellschaft von gutem Vino und erstklassiger Muschi auf ner Piazza in Rom, wo ich doch stattdessen mitten im Hochsommer für zwanzig Pence die Woche in ner brüllend heißen Restaurantküche unter der Fuchtel nes rotgesichtigen, frustrierten, versoffenen Art-School-Abbrechers, der sich jetzt Koch nennt, malochen könnte.
Aye, genau. Warum hab ich das bloß nich bedacht?
Aber die Kleine, die heute für mich zuständig ist, grinst einfach nur zurück. Aye, das Mädchen ist echt cool. Als sie in die Formulare guckt, kann ich nen kurzen Blick auf ihre Titten werfen, aber überraschenderweise ist sie in der Abteilung nich so gut bestückt. Komisch, aber sie sieht aus, als müsste sie eigentlich gute Titten haben. Das macht ihr Lächeln, diese Art von Selbstvertrauen, diese verdammte Lebenslust. Na ja, es gibt solche und solche, und zu der würd ich nich nein sagen, wenn man sie mir aufm Silbertablett servierte, das sag ich euch gratis. Man kann gar nich anders, das ist das Salz in der Suppe, wie ich immer sag.
Das Mädchen ist so entzückend wie ne unerwartete Steuerrückzahlung. Wir sind uns einig, dass ich mich nur weiterhin nich unterkriegen lassen darf, bis sie was Passendes für mich gefunden ham. – Als sie die Getränkewagen abgeschafft ham, da war’s aus für mich, erklärte ich ihr.
Das stimmte auch, danach hab ich die Branche gewechselt.
Wo ich grad davon rede, es ist Zeit, Onkel Alec zu besuchen, denn es gibt noch richtige Arbeit zu erledigen. Bis jetzt hab ich noch keinen getroffen, der davon reich geworden wär, Burger zu belegen.
HÄUSLICHE FRAGEN
Ich nenn Alec zum Spaß »Onkel Alec«, weil ich den alten Sack vor Ewigkeiten kennen gelernt hab, als ich seine Nichte gebumst hab. Ich latsch also in die Western Bar, und da isser und guckt sich die Go-go-Tänzerin an, is aber nich richtig am Gucken, wenn ihr wisst, was ich mein. Ich selber hab nie viel mit Go-go anfangen können; ich seh gern zu, wie Perlen aus ihren Klamotten steigen, wenn sie gebumst werden wollen, aber nich, wenn sie bloß tanzen wollen. Das Ganze ist mir n bisschen zu distanziert. Wo bleibt n da die verfickte Romantik? Aber das is bloß meine Meinung.
Er steht an der Bar mit nem Daily Express in der Hand. Da siehste, wie old-school der Sack ist; ein Überbleibsel aus der Zeit, als der Express noch die besten Pferdesport-Seiten hatte. Keine Sau kauft den heute noch. Seine Augen wandern von der Tagesform der Pferde zu den Formen der Go-go-Tänzerin. – Alec, ruf ich und dräng mich zu dem alten Sack durch.
– Terry … lallt er. Die Fotze ist schon wieder halb besoffen.
– Was liegt an?
Ich seh mich in der rappelvollen Bar um. Hier gibt’s zu viele neugierige Augen. Ich seh schon, wie die alte Fotze mir ins Ohr brüllt von wegen dem Job, den er ausbaldowert hat, dann ist plötzlich die Musik aus, und die ganze Bar hört mit, was wir vorhaben. Nee danke. Langsam macht’s mir Sorgen, dass ich zunehmend für uns beide denken muss. Und dabei geht’s bloß um die einfachsten Sachen, gerade das isses, was mir so auf die Nerven geht, nur um scheißeinfache Sachen, die die Fotze selber auf die Reihe kriegen müsste. – Nee, machen wir n Spaziergang rüber ins Ryrie.
– Meinetwegen … meint er, trinkt sein Bier aus und folgt mir nach draußen.
Also latschen wir nach Tollcross runter und die Morrison Street lang, wo ich nen Zahn zulege, denn vor uns scheint n nettes, knackiges Stück Arsch zu laufen.
Ja … ne echt süße Schnecke. Kurzer Rock, geile Schenkel. Alec ist am Schnaufen, weil er nich mit mir mithalten kann.
– Nich so schnell, Terry, wo brennt’s denn?
– Hier unten, sag ich, tätschle meinen Schritt und deute mit dem Kopf nach vorn.
Alec hustet n bisschen grünlichgelben Schleim hoch und
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