Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
ihrer Wir-ham-alles-verbockt-Nummer auf.
    Der arme Gally hat echt nen Knacks weggekriegt, als Gail ihm gesagt hat, dass sie mit Polmont fickt. Dass sie ihn verlassen würde, und ausgerechnet wegen Polmont . Hätte jeder verfickte andere sein dürfen. Sie kloppten sich; Gail ist genauso groß wie Gally, und ich wüsste nich, auf wen ich da mein Geld gesetzt hätte.
    Ich weiß noch, wie wir anschließend drüber geredet ham. Ewart meinte, Gally hätte Gail nich schlagen dürfen, egal weswegen. Billy sagte gar nichts. Also fragte ich Carl, ob Gail das Recht hatte, Gally zu schlagen. Jetzt war er’s auf einmal, der stumm blieb. Und jetzt erzählt Gally alles, was an dem Abend passiert is, nochmal nur für Alec, der ganz in sein eigenes Elend versunken ist. – Ich schrie sie an, dann schrie sie zurück. Wir schlugen uns. Sie schlug als Erste zu. Ich bin durchgedreht, ich hab sie an den Haaren gepackt. Dann kam Jacqueline ausm Schlafzimmer gerannt, damit ihre Mummy und ihr Daddy sich nich weiter gegenseitig wehtun. Gally räusperte sich und guckte Alec an. – Gail drückte mit beiden Händen meinen Hals zu. Ich hab ihr Haar losgelassen, die Faust geballt und meinen Arm zurückgerissen, um sie zu schlagen. Mein Ellbogen hat Jacqueline ins Gesicht getroffen und ihr den Wangenknochen zerbrochen, als wär’s das Skelett von … von irgendnem kleinen Säugetier. Ich hatte gar nich gemerkt, dass sie ins Zimmer gekommen war. Ich konnt ihr zerschlagenes, geschundenes kleines Gesicht gar nich ansehen. Gail hat n Krankenwagen und die Bullen gerufen, und ich saß wieder im Knast.
    – Danke, dass du uns aufheiterst, sag ich.
    – Es tut mir Leid … tut mir Leid, dass ich so n Spaßverderber bin. Scheiß auf Gail und diese Fotze, meint er. Nach ner langen Pause, in der wir rumsitzen wie bestellt und nich abgeholt, geht er zum Kühlschrank und bringt ne neue Runde Bier mit. Ich geh n bisschen Musik auflegen. Alec hat zwar ne umfangreiche Sammlung, aber leider keine Platten, sondern alte Zeitungen; überall fliegen alte Ausgaben vom Daily Record rum. Ich finde n Dean-Martin-Tape, so ziemlich das einzig Hörbare hier. Schließlich wirkt das Bier, und sie spüren, wie ihre Sorgen weggeschwemmt werden. Allerdings schafft man’s nie, sie zu ertränken, man taucht die Fotzen bloß bis zum nächsten Morgen unter.
    Schließlich pennt Alec ein. Seine Hütte ist wie Caprona, das vergessene Land. Der Sunhouse-Kamin mit den kleinen gezwirbelten Teilen im Teakfurnier der Verkleidung hat auch schon bessere Tage gesehen. Der Teppich is abgenutzt und so gesättigt mit dem Dreck von Jahrzehnten, dass man drauf Schlittschuh laufen könnte wie auf der Murrayfield-Eisbahn. An der Wand hängt n großer, gesprungener Spiegel in einem von diesen verschnörkelten, nachgemachten Goldrahmen. Den deprimierendsten Anblick bieten die zerknitterten Familienfotos in den Rahmen auf m Kaminsims und der Glotze. Sie sehn aus, als wärn sie in nem betrunkenen Wutanfall zerknüllt und dann am nächsten Tag in nüchternem Selbstekel wieder liebevoll restauriert worden. Über der Lehne des Sofas, das mit Zigarettenbrandlöchern übersät ist und aus dem unten kaputte Sprungfedern rausgucken, hängen alte Klamotten. Die Luft riecht nach Kippen, schalem Bier und altem Bratfett. Abgesehen von unsern Bierdosen und nem Stück verschimmeltem Käse ist der Kühlschrank leer, und aus dem vollen Mülleimer quillt der Abfall aufs Linoleum. Da kann Glasgow nich gegen anstinken als Europäische Kulturstadt. Nich bei den Kulturen auf Alecs Tellern, die sich mit grünem Schimmel und schwarzem Schleim überzogen in der Spüle türmen. Man sieht, dass er in letzter Zeit ziemlich versackt ist. Am nächsten Tag ist Gally weg, und ich wach mit dickem Kopf auf. Vielleicht ist er bloß runter zum Laden, Kippen holen. Egal, ich bleib jedenfalls nich hier und guck zu, wie sich die Fotzen wieder in ne Orgie von Selbsthass reinsteigern. Ich verdrück mich lieber, eh Alec mich wieder in eine seiner Quengelsessions reinzieht.
    Ich sitz im Bus, und draußen zieht Chesser vorbei. Ich hab nen Mordsständer, dabei hab ich noch nicht mal irgendwas an Muschi gesehn. Ich fang an, mich n bisschen flau zu fühlen, so geht’s mir in Bussen manchmal. Deswegen spring ich raus und geh durch den Park, frische Luft schnappen. Ich schnuppere an meinen Achseln und komm zu der Ansicht, dass der frische Schweiß okay ist.
    Es sind n paar Spiele im Gange. Eine Mannschaft in Blau schrubbt gerade ne andere in Gold

Weitere Kostenlose Bücher