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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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dass sie sich geändert hat. Und das hat sie nich, sagt er und wirft mir nen kurzen Blick zu.
    Ich halt mich zurück. Topsy will uns bloß ärgern, aber so falsch liegt er nich. Gail taugt nur zum Ficken, aber ich schätze, das war ja wohl auch alles, was Gally wollte, als er damals ausm Jugendknast kam und noch Jungfrau war. Über Junkfood meckert es sich in Hampstead leichter als in Äthiopien. Komisch, ich war’s nämlich, der sie miteinander bekannt gemacht hat. Hab sie zusammengebracht, als Gally aus m Kittchen kam. Ich hielt mich damals für Amor, naja, jedenfalls wollt ich Gally zu ner Nummer verhelfen.
    Manchmal kannste echt nichts dafür, wenn dein bester Freund n Trottel ist.
HARTNÄCKIGE FICKPROBLEME
    Schuldgefühle und Ficken gehören zusammen wie Fish und Chips. Schuldgefühle und gutes Ficken. Und hier in Schottland gibt’s katholische Schuldgefühle und calvinistische Schuldgefühle. Vielleicht ist das der Grund, warum Ecstasy hier so eingeschlagen hat. Ich hab mich mit Carl im Pub drüber unterhalten, und der laberte was davon, dass verbotene Früchte die süßesten wärn. Und das stimmt. Für mich war das Problem immer die Loyalität. Liebe und Sex sind für mich immer verschiedene Sachen gewesen, und die meisten Jungs werden mir da Recht geben, entscheiden sich aber dafür, mit ner Lüge zu leben. Dann bricht das alles irgendwann zusammen, und der Ärger geht los. Gut verdrängt ist eben doch nich halb gewonnen.
    Vivvy ist wirklich ne tolle Frau, und ich liebe sie. Meine Ma hasst sie und gibt ihr die Schuld daran, dass ich und Lucy uns getrennt ham. Das ist aber total ungerecht. Sie ist bloß sickig, weil sich der Kraut verpisst hat. Ich werd die Niete nich vermissen. Aye, ich liebe Vivian, aber ich hab festgestellt, dass ich wieder mit anderen Mädchen ficken will, sobald ich mit ner Perle etwa sechs Monate zusammen war.
    Ich kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Aber manchmal, wenn ich sie nach dem Sex neben mir liegen und einschlummern seh, wünsche ich mir so sehr, anders zu sein, dass ich schreien könnte.
    Aber daraus wird nie was werden.
    Als ich nach Haus komm, ist meine Ma da und macht Abendessen. – Wie geht’s, sag ich. Keine Antwort. Aber sie macht nen Heidenradau in der Küche, Schranktüren knallen, Töpfe und Pfannen klappern, da braut sich was zusammen. »It’s in the air« , wie dieser schmierige alte Knabe singt, »ah can feel it comin in theee air to-ni-hite … oh yeah …«
    Dann gibt’s auch noch beschissenen Salat und sogar Salzkartoffeln statt Fritten. Wenn ich eins hasse, dann Scheißsalat. Außerdem hat sie sogar Rote Beete reingetan, die auf alles abfärbt!
    Ich hab grad erst mit Carl, Topsy und Soft Johnny n paar Bier inhaliert. Das alte Mädchen riecht es an mir. Am helllichten Tag trinken, das macht sie richtig sauer. Aber so wie ich das seh, muss man die Feste feiern, wie die verdammten Biester fallen.
    – Was machst du für n Gesicht? fragt sie mich. – Ein schöner, gesunder Salat! Du solltest mehr Gemüse und Salat essen. Es ist nich gut für dich, wenn du immer bloß Fish und Chips isst! Fisch und Chips und Chinesisch! Das ist weder für Mensch noch Tier gut.
    Das bringt mich drauf, wie gut ich jetzt n Zitronenhähnchen und gebratenen Reis vertragen könnte. Anstelle von dem Scheiß hier. Die Zitronenhähnchen vom Chinesen sind immer klasse.
    – Ich mag keinen Salat. Das ist Karnickelfraß.
    – Bring du erst mal n richtiges Gehalt nach Haus, dann kannst du Ansprüche ans Essen stellen.
    Die hat vielleicht Nerven. Immer, wenn ich flüssig bin, versuch ich was beizusteuern. – Was soll das denn heißen? Ich hab dir letzte Woche noch Geld angeboten, zweihundert Pfund hab ich dir angeboten, und du wolltest sie scheißnochmal nich haben!
    – Aye, weil ich weiß, wo das herkommt! Ich weiß, wo dein ganzes Geld herkommt! keift sie, als ich mich hinsetze und schweigend diesen Scheiß esse, den ich zwischen zwei Scheiben Brot geklemmt hab. Dann fängt sie an: – Ich hab Lucy und den Kleinen heut getroffen. Oben im Wester-Hailes-Center. Wir sind nen Kaffee trinken gegangen.
    Scheiße, wie gemütlich. – Aye?
    – Aye. Sie hat mir erzählt, dass du ihn schon ne Weile nich mehr besucht hast.
    – Und wessen Schuld ist das? Wenn ich da hingeh, krieg ich jedes Mal von ihr und diesem verblödeten langen Lulatsch die kalte Schulter gezeigt.
    Sie hält für ne Weile den Mund, dann sagt sie mit gedämpfter Stimme: – Und diese andere hat angerufen. Diese

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