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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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freier Wildbahn, tatsächlich selbstmordgefährdet sein? Ha ha ha.
    Schluchten, Klippen, Gummibäume … die blauen Schemen der Eukalyptusbäume, die den Bergen ihren Namen geben.
    Weihnachten habe ich den Kontakt nach Haus verloren.
    Plötzlich verschlucken uns die Vororte. Wir sind wieder auf dem Western Motorway.
    Ich weiß noch, wie wir gerade nach Sydney gezogen waren. Ich konnte nicht fassen, dass der Bondi Beach in Sydney wie die Copacabana in Rio gerade so weit außerhalb der Stadt lag wie Portobello vom Zentrum Edinburghs. Allerdings mehr Sand. Da draußen hatten wir unser Apartment. Ich und Helena. Sie machte ihre Bilder. Ich legte meine Platten auf.

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Edinburgh, Schottland
Mittwoch, 20.07 Uhr
EINFACH AIRBRUSHEN
    Franklin war fix und fertig. Wo zum Teufel konnte sie hingegangen sein? Das Konzert war morgen Abend. Er musste das vor der Presse verborgen halten, oder Taylor würde sie kurzerhand fallen lassen. Er nahm das Albumcover, auf dem man das mit Airbrush nachgearbeitete Foto einer frisch und gesund aussehenden Kathryn sah. Er sah einen Kuli auf dem Schreibtisch in seinem Zimmer und kritzelte mit großer Gehässigkeit und Bosheit DOOFE NUSS quer darüber.
    – Auf Lämmchen getrimmtes Mutterschaf, sagte er verbittert zu ihrem lächelnden Portrait.
    Und nun hatte er diesen saublöden Empfang, den die Veranstalterdes Edinburgh Festivals für sie gaben. Was sollte er denen sagen?
EINE MODERNE WANDERSAGE
    Kathryn war misstrauisch, als Terry ein Taxi heranwinkte. Ein Drink im Pub auf der anderen Straßenseite war eine Sache, aber mit diesem Typ in ein Taxi zu steigen erhöhte das Risiko. Aber sein Gesicht wirkte so eifrig und freundlich, als er die Taxitür aufhielt, dass Kathryn einfach einsteigen musste. Er plauderte unaufhörlich, während sie versuchte, sich zu orientieren, als eine belebte Straße vorüberflog. Zu ihrer Erleichterung schienen sie immer noch in der Innenstadt zu sein, als sie ausstiegen, auch wenn es ein weniger gut situiertes Viertel war.
    Sie hatten ein Taxi nach Leith genommen und gingen in einen Pub in der Junction Street. Terry kam aus dem Westen der Stadt und baute darauf, dass die Chance, einem Bekannten über den Weg zu laufen, hier geringer war. Er holte neues Bier. Kathryn war nach kurzer Zeit betrunken und stellte fest, dass das Lager sie redselig machte.
    – Ich will nicht weiter touren oder Platten machen … ärgerte sie sich, – ich hab das Gefühl, dass mir mein Leben gar nicht mehr gehört.
    – Versteh schon, was du meinst. Tony Blair, die Fotze, der Wichser ist schlimmer als Thatcher. Er mit seinem New-Deal-Scheiß. Da musste achtzehn Stunden malochen, oder die Fotzen sperren dir die Stütze. Achtzehn Stunden Maloche die Woche für irgendne Fotze für n feuchten Händedruck. Scheißsklavenarbeit. Was soll die Scheiße? Sach du’s mir.
    – Weiß nicht …
    – Aber ihr müsst ja nich mit dem leben, stimmt’s? Ihr habt die Fotze, die ihn fickt, die Fotze mit der Frisur …
    – Präsident Clinton …
    – Genau der. Aye, diese Monica bläst ihm einen, also geht er hin und sagt zu Tony Blair, du kannst Monicas Stelle haben, wennde mich unterstützt und die Fotze von Milosevic bombardierst.
    – Das ist Unsinn, Kathryn schüttelte den Kopf.
    Was Streitereien anbelangte, setzte Terry eher auf Nachdruck als auf Argumente. – Mm, mm, das ist, was sie einen glauben machen wollen, die ganzen Fotzen. Ich hab das von nem Typ aus der Kneipe, dessen Schwester mit so nem hohen Staatsbeamten unten in London verheiratet ist. Die ganzen Sachen, die sie vor einem vertuschen wollen. Die könn doch nich mal ihren eigenen Vorgarten regieren, die Spacken. Von wegen New Deal. Das Problem ist, es kotzt mich an zu arbeiten und so. Das mit den Fenstern mach ich nur, um Post Alec zu helfen, verstehste? Der Getränkewagen, das war mein Ding. Oder wie meine offizielle Berufsbezeichnung lautete: ›Verkäufer für kohlensäurehaltige Getränke‹. Bin 1981 entlassen worden. Ich bin auf allen Getränke-wagen in der Siedlung gefahren: Hendry’s, Globe, Barrs … ich glaub, heute ist nur noch Barrs übrig. Das Irn Bru hält sie über Wasser. Da kommen doch die Arbeitsamtfotzen, diese Wichser mit ihrem Umschulungsscheiß, und sagen mir: Wir besorgen Ihnen nen Job als Getränkeverkäufer.
    Kathryn sah Terry fassungslos an. Für sie hörte er sich an wie ein rasselnder Außenbordmotor, nur viel lauter.
    – Die Fotzen wollten mich bloß dazu bringen, dass ich in nem R. S. McColl’s

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