Klebstoff
Birrells Gelaber begann ihn jetzt richtig zu ärgern. – Was willste uns scheißnochmal eigentlich sagen, Rab?
Rab machte einen Rückzieher. Er wurde sich bewusst, dass er angetrunken war und ziemlich stoned von den ganzen Joints, die er im Stadion geraucht hatte, und er wusste, dass Juice Terry unangenehm werden konnte und in der Lage war, sein nicht unbeträchtliches Gewicht in einen Schlag zu legen. Wie zum Teufel kam dieser fette Gauner an so ne Perle? Sechsunddreißig Jahre alt und wohnte immer noch bei seiner Ma. – Ich mein ja nur, Terry, verteidigte er sich, – ich mein ja nur, dass Typen aus Bands bei Perlen die freie Wahl haben. Also, wenn sie berühmt sind quasi. Aber jedes Mädchen hat bei Typen die freie Wahl … oder etwa nich, Johnny? Er wandte sich Unterstützung suchend an Catarrh.
Catarrh war angemessen geschmeichelt. Die Frage bedeutete, dass Rab entweder seine Vorgeschichte als Rockmusiker oder seine Erfahrung mit Frauen anerkannte, beides Dinge, in denen er sich noch nie als Experte gesehen hatte. Er fühlte sich gebauchpinselt durch diese willkommene Schmeichelei, auch wenn er sie sich nicht erklären konnte. – Äh, aye … so ungefähr. Also ne alte Schabracke nich unbedingt, aber jede jüngere Perle schon.
Sie erwogen diesen Punkt kurz und guckten dann Kathryn fragend an. Der Akzent der Jungs war für sie kaum zu entschlüsseln, aber betrunken sein half dabei. – Tut mir Leid, ich versteh nicht ganz.
Juice Terry setzte ihr die These nochmal langsam auseinander.
– Ich vermute schon, sagte sie vorsichtig.
– Was gibt’s da zu vermuten, lachte Catarrh, – so läuft der Hase. So war’s und so bleibt’s. Schluss aus.
Kathryn zuckte die Achseln. Juice Terry klopfte mit seinem leeren Glas auf den Tisch. – Hol mal Nachschub, Liebchen. Da ist die Theke, er deutete ein paar Meter weiter. Kathryn betrachtete unbehaglich die dicht gedrängte Menge zwischen sich und der Theke. Aber der Alkohol half definitiv. Der Arzt hatte ihr gesagt, sie solle nach Einnahme der Anti-Depressiva keinen Alkohol trinken, aber Kathryn musste zugeben, dass es ihr gut tat. Nicht unbedingt die Gesellschaft, obwohl die sicherlich eine Abwechslung von dem war, was sie gewohnt war, aber das Wegfallen der Hemmungen, das Gefühl, auszubrechen und loszulassen. Es war gut, mal eine Weile von den ganzen Management-, Band-, Crew-und Plattenfirmenarschlöchern weg zu sein. Die würden sich über sie wundern. Kathryn grinste vor sich hin und schob sich in Richtung Theke.
Juice Terry schaute auf und sah ihr nach, als sie sich zur Theke durchdrängelte. – Die hat’s in ihren ganzen Songs immer mit der Frauenbewegung, also kannse auch aufstehn und Bier holen gehn.
Catarrh war absolut der gleichen Meinung und nickte energisch. Rab Birrell vermied absichtlich jede Reaktion, was Terry ein bisschen fuchste.
Während sie darauf wartete, dass das Lager gezapft wurde, wurde Kathryn von einer großen Frau mit dicken Armen, Haaren wie Stahlwolle und einer Brille mit Beschlag belegt. – Hey, das sind Sie doch, oder? fragte sie.
– Äh, ich bin Kathryn …
– Wusst ich doch, dass Sie das sind! Was ham Sie denn hier verloren?
– Äh, ich bin mit ein paar Freunden hier – ähm, Terry da hinten …
– Machen Sie keine Witze! Dieser verdammte Nichtsnutz, Juice Terry! Ein Freund von Ihnen! Die Frau schwankte ungläubig. – Der bringt doch nix anderes fertig, als alle vierzehn Tage ausm Bett zu steigen, um seine Stütze zu kassieren. Woher kenn Sie den denn?
– Wir sind zufällig ins Gespräch gekommen … sagte Kathryn, und ihre eigene Verwunderung spiegelte die der Frau wider, als sie über diese Frage nachdachte.
– Oh, aye, das hat er drauf. Das ist das Einzige, was er kann. Genau wie sein Vater, stieß sie mit echter Feindseligkeit hervor. – Hörn Sie mal, Herzchen, die Frau zog eine Taxikarte hervor, – geben Sie mir ein Autogramm hier drauf?
– Yeah…naklar…
– Hamse n Stift?
– Nein … Die Frau wandte sich an den Barmann. – Seymour! Lass mal n Stift rüberwachsen! Hier! Mach hin!
Ihre rauhe Stimme scheuchte den ohnehin schon überarbeiteten Barmann zu weiterer Aktivität auf. Terry hatte sie gehört und erkannt und hob mit aufkeimender Besorgnis den Kopf. Es war diese fette Kuh, mit der sein alter Herr zusammen gewesen war, nachdem er Juice Terrys Ma verlassen hatte. Atombusen-Paula aus der Bonnington Road. Die, die früher den Pub geführt hatte. Jetzt redete Kathryn auch noch mit der! Das
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