Klebstoff

aber Carl und ich mussten an Terrys Haus vorbei. Dem seine Ma muss uns gesehen haben, denn sie kam raus auf die Türschwelle und rief hinter uns her.
    Als wir den Weg zur Haustür hochgehn, kommt sie uns mit vor der Brust verschränkten Armen entgegen. Terrys kleine Schwester kommt raus und bleibt hinter ihr stehen. Sie hat diese geilen himmelblauen Hotpants an, die mit dem Latz, auf die ich mir mal einen runtergeholt hab. Ich würd Yvonne ja bumsen, wenn sie Terry nich so ähnlich säh. Birrell hat das allerdings nich gestört. – Yvonne, geh wieder rein, sagt ihre Ma, und sie trottet ins Haus. – Also, was war los? Ich und Carl gucken uns an. Bevor wir was sagen können, sagt sie: – Ich hab nen Anruf von der Polizei gekriegt. Sie ham bei Mrs. Jeavons nebenan für uns angerufen. Sie werfen ihm Landfriedensbruch und Körperverletzung vor. Sagten, ihr wärt alle in der falschen Kurve gewesen. Was war da los?
    – Das stimmt so gar nich, Mrs. Laws … äh, Mrs. Ulrich, sag ich. Ich vergess immer, dass sie jetzt Mrs. Ulrich heißt, weil sie hingegangen ist und diesen deutschen Knilch geheiratet hat.
    – Es war nicht die Schuld von Terry oder von den anderen Jungs. Ehrlich nicht, sagt Carl. – Wir waren spät dran und sind bloß in deren Kurve gegangen, um den Anstoß nicht zu verpassen. Wir haben unsere Schals abgenommen und nicht mal die Hibs angefeuert, oder, Andrew?
    Das muss das erste Mal sein, dass er mich »Andrew« nennt. Und es ist nich mal seine beschissene Mannschaft, eigentlich ist er ja Jam Tart. Aber er meint’s nur gut, darum unterstütz ich ihn.
    – Nee, aber die Jungs ham uns am Akzent erkannt und sind auf uns losgegangen. Mit Spucken und so. Einer von ihnen hat Terry geschlagen, und Terry hat zurückgehauen. Dann fingen die alle an. Die anderen Jungs wollten bloß Terry helfen.
    Mrs. Ulrich hat ihre Kippe runterbrennen lassen, wirft sie hin und tritt sie aus; ihr Absatz bohrt die Kippe in den Gehweg. Sie zündet sich ne neue an. Ich merke, dass Carl überlegt, ob er sie um eine bitten soll, aber das halte ich jetzt grade für nich so ne gute Idee. – Der meint, alles wär in Ordnung, weil er arbeiten geht. Aber gibt er mir was zum Haushaltsgeld dazu? Und wer muss die Geldstrafen bezahlen? Ich! Immer ich! Wo soll ich das Geld hernehmen, um die verdammten Gerichtskosten zu bezahlen? Das darf doch echt … das darf einfach nich wahr sein … sie schüttelte den Kopf und guckte uns an, als würde sie erwarten, dass wir irgendwas sagen. – So geht das einfach nich, sagte sie, zog dabei an der Kippe und schüttelte den Kopf. – Deswegen sollte er doch grade mit Billy zum Boxen gehen, damit das aufhört, dieser ganze Blödsinn. Da sollte er Disziplin lernen, haben sie mir wenigstens erzählt. Disziplin, Herr im Himmel! Sie starrt uns an und lacht irgendwie so richtig gemein. – Ich wette, Billy ist nich einkassiert worden, oder? Hä?
    – Nee, meint Carl.
    – Nee, der nich, sagt sie ganz verbittert und bedeutungsvoll.
    Aber das war schon komisch, dass Terry mit Billy zum Boxen ging und dann als Einziger eingelocht wurde. Das scheint seine Ma echt verrückt zu machen. Yvonne erscheint wieder hinter ihr in der Tür. Sie hat ne Strähne von ihrem Haar im Mund und lutscht und zupft dran rum. – Billy ist nich geschnappt worden, oder, Carl? fragt sie.
    – Nee, der ist grade nach Haus gegangen, ham ihn eben noch gesehn.
    Mrs. Ulrich dreht sich zu Yvonne um: – Ich hab doch gesagt, du sollst reingehen, Yvonne!
    – Ich darf doch wohl noch hier stehn, meint Yvonne.
    – Fragt nach dem verdammten Billy Birrell, wo ihr eigener Bruder im Knast sitzt, Herrgott nochmal! sagt Terrys Ma. Dann kommt Mr. Ulrich raus. – Komm rein, Alice, das macht es doch auch nicht besser, fängt er an. – Das hat keinen Zweck. So erreichst du doch nichts. Yvonne. Komm ins Haus. Komm!
    Yvonne geht rein, dann fröstelt es Terrys Ma, und sie geht rein und knallt die Tür zu. Carl und ich gucken uns an und sperren die Münder so weit auf wie’s nur geht.
    Als ich nach Hause komme, hat meine Ma grad Abendessen fertig. Fish n Chips, das ist geil. Ich hol mir die Randscheiben vom Toast, bestreich sie mit Butter und pack das meiste von meinem Abendessen, in brauner Soße ersäuft, dazwischen. Meine Ma schimpft immer mit mir, weil ich jedesmal die unterste Scheibe aus der Brotpackung hole, aber das muss man eben, wenn man sich n ordentliches Teil machen will. Die normalen Scheiben werden von der heißen Butter immer matschig und