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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Herzschlag, als ich seh, wie dem Jungen seine Haut aufplatzt, dann ne Sekunde lang nichts, dann ne klaffende Wunde, aus der Blut schießt. Doyle guckt auf den Jungen runter.
    – Scheiß-Clerie-Wichser!
    Der Junge hält sich das Gesicht zusammen und labert irgendwelchen Schwachsinn, aus dem man nich schlau wird, und ich guck auf ihn runter. Das sollte doch n fairer Kampf sein … Dozo gegen den Jungen …
    Ich steh bloß wie angewurzelt da, als Polmont mir das Messer wiedergibt. Ich nehm es, ich weiß auch nich, warum. Weil’s mir gehört wahrscheinlich. Polmont guckt mich an und schneidet ne Grimasse, und Dozo schüttelt den Kopf. Sie lachen und spazieren weg.
    Ein paar andere Jungs kommen rüber, sehn mich an, sehn den Jungen an, das Blut. Dann sind sie wieder weg. Einer sagt was, aber ich kann’s nich verstehn. Der Typ drückt immer noch die Hände auf eine Gesichtshälfte, schaut hoch und sieht mich mit dem Messer. Er guckt mich angewidert an, als wär ich n Tier.
    Ich dreh mich um und renn über den Parkplatz, die Gasse runter zur Hauptstraße. Ich lauf ewig weiter und halt nur an, um Luft zu holen. Dann schmeiß ich das Messer weg, in eine von den großen Mülltonnen. Ich brauch ne Weile, bis ich merke, wo ich bin. Ich bin in die falsche Richtung gelaufen. Ich geh zurück, schlag aber nen Bogen, halt mich von den Hauptstraßen fern und nehm die Seitenstraßen nach Haus.
    Es fängt an zu regnen. Das Licht von den Straßenlampen spiegelt sich auf dem blauschwarzen Bürgersteig, und mir wird ganz übel und schummrig davon. Ich zieh den Reißverschluss von meiner Harrington hoch und knöpf den Kragen zu. Mein Magen brennt bei jedem Schritt, den ich mache. Jedesmal, wenn ich ne Polizeisirene hör oder nen Polizeiwagen seh, denk ich, die wärn hinter mir her. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und es kriecht kalt in mir hoch. Ich seh, wie sich die Stadt verändert: Aus den Geschäften werden vornehme Stadthäuser, dann kommen die Mietshäuser, dann kommt ne Ewigkeit gar nichts, dann die zweispurige Schnellstraße und die Lichter der Siedlung.
JUNGFRAU IN NÖTEN
    Am Sonntagmorgen hängen wir vor den Geschäften am Stenhouse Cross rum. Sonntage sind scheiße und werden immer scheißer, je länger sie dauern. Man hat nichts zu tun, außer übers Wochenende zu reden und zu fühlen, wie langsam Furcht und Depression in einem hochkriechen, bis dann Montagmorgen ist. Ich hab mal meinen Onkel Donald, der im Gewerbegebiet bei Rentokil arbeitet, gefragt: – Wird das besser, wenn man die Schule fertig hat und anfängt zu arbeiten? Er hat bloß den Kopf geschüttelt und gelacht, als ob er sagen wollte: Aye, schön wär’s.
    Aber noch isses Morgen, und die Erinnerung an die Triumphe vom Wochenende ist noch frisch. Besonders bei Terry, der Angeberfotze, der meint: – Mir tut jetzt noch der Schwanz weh von meinem kleinen Schulmädchen letzte Nacht. Ein butterweicher, geiler Fick, er hält die Hände ausgestreckt und stößt langsam mit den Hüften nach vorn. Die hat ihn nich rangelassen, nich Caroline Urquhart.
    Der Wichser hat nur Scheiße im Hirn.
    – Was ist denn mit dem ganzen ›Die würd ich nich anfassen‹Müll, den du immer verzapft hast? mein ich.
    – Tja, grinst Terry, – ich dachte, jetzt wo ich arbeite, wär’s nich schlecht, ne kleine Maus von der Schule zu haben, um sie gelegentlich zu bumsen.
    Billy lässt sich von dem verlogenen Sack voll beeindrucken, und Terry suhlt sich drin, das merkt man. Birrell hat beim Spiel richtig hingelangt und war eigentlich derjenige welcher, naja, er und Gent, auch wenn’s Terry war, der dann geschnappt worden ist. Und im Gegensatz zu Terry kriecht er auch nie Typen wie Doyle in den Arsch. Ich glaub, Billy steht voll auf Caroline Urquhart und Amy Connor und so. Tut ja jeder, auch wenn sie sich rauslügen wie Terry. – Sie war doch mit diesem älteren Jungen zusammen, oder nich? fragt er.
    – Nee, der Penner hat sie abserviert. Geht jetzt mit ner anderen. Da kam ich grade richtig, um ihr verständnisvoll zuzuhören … grinst er,–…und sie verständnisvoll zu ficken und so, lacht er und stößt dabei wieder mit den Hüften. – Ich sollte mich bei dem Großen bedanken, der hat ihr alle Tricks beigebracht. Ich hab erst erwartet, dass sie so unbeholfen und steif wär wie ne kleine Jungfrau, sagt er und spuckt das Wort »Jungfrau« aus, als ob er »Lepra« sagt, – aber von wegen, der Große muss das alles aus ihr rausgefickt haben, hat ihre Möse gut für mich

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