Kleider machen Bräute
erst Gedanken machen, wenn ihre Mutter wieder mehr bei Kräften ist. Falls sie immer noch so denkt, wenn sie hier ankommt, werden wir einfach einen netten Tag mit der Familie verbringen.«
Einen netten Tag mit der Familie. Molly wusste, dass ihre Familie Francesco Marino von nun an sehr gern darin aufnehmen würde.
Schweigend arbeiteten sie eine Weile vor sich hin. Molly arrangierte die Blumen in den Vasen, und Francesco rückte die Stühle zurecht und ordnete Besteck und Gläser mit viel Liebe zum Detail an.
»Es hat sich gerade angehört, als würdest du Pascal schon länger kennen – seid ihr zwei euch früher schon begegnet?«, fragte Molly.
»Nein, was die Vorbereitungen mit dem Hochzeits kleid anging, war Caitlin sehr verschwiegen. Aber es kommt mir so vor, als würde ich ihn kennen. Caitlin hat mir von ihm erzählt, bevor ich am Flughafen anrief.«
»Was meinst du damit – am Flughafen?«
Er legte eine Handvoll Teelöffel hin und sah sie überrascht an. »In Sion. Als er ein Problem mit der Polizei hatte. Ich habe mit den Wachleuten gesprochen, als sie ihn wegen seiner Panikattacke im Flugzeug dort festgehalten haben.«
Mollys Kinnlade klappte herunter. »Du?«
Verlegen zuckte er mit den Schultern. »Ja. Ich dachte, das wüsstest du.«
»Du hast ihn freibekommen?« Molly schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Das ist mir nie in den Sinn gekommen.« Sie war ja ein solcher Dummkopf gewesen.
»Ich war froh, etwas tun zu können, um der Familie zu helfen«, erklärte Francesco schlicht.
Molly war erstaunt. Wie viele Vorurteile von ihr würden heute wohl noch über den Jordan gehen? Sie fragte sich jedoch, wie viel Francesco wohl für Pascals Freilassung gezahlt hatte. Und meinte, ihn inzwischen gut genug kennengelernt zu haben, um ihn das zu fragen. »War es sehr teuer?«
Er runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Ihn da rauszuholen.«
»Du glaubst, ich hätte sie bestochen?«, zischte er. »Molly! Wofür hältst du mich eigentlich?«
Molly erkannte auf der Stelle, dass sie einen fürchterlichen Fehler gemacht hatte »Es tut mir leid … ich habe bloß angenommen …« Bilder aus den Filmen Der Pate und Goodfellas liefen vor ihrem geistigen Auge ab.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ist schon gut. Ich fürchte, meine sogenannte ›Berühmtheit‹ war der Auslöser. Ich habe lediglich mit dem Polizeichef gesprochen und ihn höflich gefragt, ob er Pascal seiner Wege ziehen lassen kann, weil ich ihn für meine Hochzeit brauche. Ich sagte ihm, dass Pascal ein netter Kerl sei, und wenn er ihn gehen ließe, würde Pascal die Schweiz sofort verlassen und wäre damit nicht länger ein Schweizer Problem.«
Er hatte einfach ruhig und freundlich mit ihnen gesprochen. Das war alles. Nachdem sie es mit Mollys und Pascals Durchgedrehtheit zu tun gehabt hatten, musste dies für die Sicherheitsleute eine gewaltige Erleichterung gewesen sein. »Ich fühle mich schrecklich«, murmelte Molly. »Ich habe dich wirklich völlig falsch eingeschätzt. Es tut mir leid.«
»Vergiss es.« Er lächelte. »Jetzt haben wir uns ja kennengelernt.«
»Ja.« Molly lächelte ebenfalls, obwohl ihre Wangen noch immer vor Verlegenheit brannten. »Ich denke schon.«
In geselligem Schweigen arbeiteten sie, bis die Schubkarre schließlich leer war, die Vasen voll, der Champag ner eiskalt, die Tische perfekt gedeckt und der Bräutigam erschöpft waren.
»Danke«, sagte er und küsste Molly die Hand. »Die Blumensträuße sind atemberaubend. Du hast das Auge einer Künstlerin.«
»Danke«, antwortete Molly. »Vermutlich unterscheidet sich Blumenbinden gar nicht so sehr von Modedesign. Aber es sieht wirklich gut aus«, stimmte sie zu. »Wird nett sein für Caitlin, etwas zu sehen, dass ich mal gut hinbekommen habe. Normalerweise assoziiert sie meinen Namen mit Katastrophen.«
»Caitlin?« Er sah sie überrascht an. »Sie ist sehr stolz auf dich.«
»Sicher doch«, prustete Molly.
»Aber ja! Sie hat mir so oft erzählt, dass du die Kre-ative von euch bist und wie toll deine Entwürfe sind! Ehrlich!«
Molly fragte sich, ob sich Caitlins Meinung über sie geändert hatte. »Tatsächlich? Warum hat sie dann …?«, begann Molly, besann sich jedoch eines Besseren und fuhr fort: »Ach, ist schon gut.«
»Nein, heraus mit der Sprache«, verlangte Francesco.
»Warum hat sie mich dann nicht ihr Hochzeitskleid entwerfen lassen? Tut mir leid, Francesco, aber das hat mich gekränkt.«
Francesco setzte sich auf einen der Stühle und
Weitere Kostenlose Bücher