Kleider machen Bräute
Großvater erinnere.«
»Und das hat dich nicht gestört?«, fragte Molly. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte sie nicht schließen, ob das der Fall war.
»Warum sollte es? Ich habe gehört, dass er um die Hand deiner Großmutter angehalten hat, nachdem er drei Tage und drei Nächte zu ihrem Haus marschiert war.«
»Das habe ich auch gehört.« Molly lächelte. »Echte Zuneigung, wie?«
»Ich erfuhr, dass er in seinem Dorf der einzige Mann mit einem Traktor war, aber statt einen Vorteil daraus zu ziehen, um reich zu werden, teilte er ihn mit den anderen Bauern, um sicherzustellen, dass niemand Hunger leiden musste.«
»Er war ein ganz besonderer Mensch.«
Francesco zuckte mit den Schultern. »Weißt du, warum Caitlin das zu mir gesagt hat?«
Molly schüttelte den Kopf.
»Alles, was ich getan habe, war eine winzige, unbedeutende Geste. Ich habe eine Auszeichnung, die eines meiner Unternehmen erhalten hatte, unter den anderen Wettbewerbern aufgeteilt. Nichts Besonderes. Ich dachte nur mal, die Ideen der anderen Firmen wären genauso gut, manche fand ich sogar besser als unsere. Aber wie auch immer, Caitlin sagte mir, sie bewundere, was ich getan hätte. Und ich habe auf der Stelle beschlossen, mein Leben damit zu verbringen, den Glauben dieser wunderschönen englischen Frau an mich Realität werden zu lassen.«
»Mann!«
»Ich liebe deine Schwester sehr«, flüsterte Francesco. Jetzt war er es, der Tränen in den Augen hatte.
Molly lächelte. »Ich weiß.«
Sie hätte es dabei belassen können, konnte jedoch nicht widerstehen, in frechem, neckendem Tonfall auf etwas hinzuweisen. »Du kennst Caitlin, Francesco. Sie kann manchmal ganz schön temperamentvoll sein.«
Er warf den Kopf zurück und lachte laut auf. »Du hast das also auch schon erlebt?«
»Ich bin die kleine Schwester – was denkst du denn?«
Francesco schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln.
»Wie wäre es, wenn du jetzt die Leiter festhältst und ich versuche, das Grünzeug zu befestigen?«
Molly war gut in solchen Dingen. In null Komma nichts hatte sie die Blumengirlande um das blaue Glas des Leuchters gewickelt und kunstvoll einzelne Triebe herausgezogen, sodass sie sich elegant nach unten rankten.
»Sehr schön«, meinte Francesco und bewunderte ihr Werk.
Molly sah sich im Zimmer um. Immer mehr Details fielen ihr auf. Auf der Rückseite der Menükarten klebten Fotos des glücklich lachenden Paars, in der Mitte des Tischs standen Glaskelche voller winziger Schokoladen herzen in Goldpapier.
»Hast du das alles allein gemacht?«
Er nickte. »Heute ist nur der Koch hier. Glaubst du, es wird ihr gefallen?«
»Davon bin ich überzeugt.« Molly stellte sich Caitlins Gesicht vor, wenn sie das hier sah, und wand sich vor Vergnügen.
Ein Ausdruck der Erleichterung breitete sich auf seinem attraktiven Gesicht aus.
Molly zeigte auf die Schubkarre mit Blumen, die neben der Tür zum Garten stand. »Soll ich dir damit behilflich sein?«
»Würdest du? Ich habe nämlich festgestellt, dass ich in diesen Dingen nicht sonderlich geschickt bin.«
»Kein Problem, wenn du magst, übernehme ich das.«
Sein dankbarer Blick verriet seine Zustimmung.
Molly ging zu der Schubkarre hinüber und sah die frisch geschnittenen Blumen durch. »Die duften ja umwerfend.«
Francesco hatte bereits ein halbes Dutzend Vasen mit Wasser gefüllt, und Molly begann sofort, Sträuße zusam menzustellen.
»Wann wirst du es Caitlin sagen?«
Francesco riss das Klebeband von einer Kiste Champagner. »Ich habe ein paar Mal mit Pascal telefoniert. Er will die Damen ablenken, damit er ihre Hochzeitskleidung einpacken kann und dann ein Taxi besorgt, um sie hierherzubringen.«
»O nein!«, entfuhr es Molly. »Mein Kleid ist auch noch im Hotel!«
»Daran hat mich Pascal bereits erinnert und versichert, dass er sich auch darum kümmern wird.«
»Puh«, stöhnte Molly, »andernfalls hätte ich mir aus einer der Tischdecken etwas zaubern müssen!«
»Du siehst toll aus!« Francesco lächelte und sagte es so aufrichtig, dass sie ihm fast geglaubt hätte.
»Klar doch! Dann wird also Pascal Caitlin von der Hochzeit erzählen?«
»Ich hoffe nicht, aber wenn er meint, es tun zu müssen, habe ich keine Einwände. Er will ihnen vorgaukeln, dass er einen Ausflug in die Berge organsiert hat, damit sie alle ein bisschen frische Luft tanken können. Caitlin hat mir gesagt, sie wolle einen ruhigen Tag mit ihrer Mutter verbringen. Über eine Neuorganisation der Hoch zeit wolle sie sich
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