Kleider machen Bräute
etwas vollständig anderes.
»Jeder würde diesen traumhaften Ort lieben«, fügte sie hinzu. »Wie in aller Welt hast du ihn gefunden?«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte: »Vor vielen Jahren hat ein alter Schulfreund von mir hier seine Hochzeit gefeiert. Ich weiß noch, wie glücklich die beiden waren, und mir ist klar geworden, wenn ich jemals die Chance hätte, zu bekommen, was die beiden hatten, wäre ich ein glücklicher Mann.«
»Mmm«, stimmte Molly zu. »Hier herrscht so eine freundliche Atmosphäre.«
»Nachdem ich den Schrecken wegen der Krankheit eurer Mutter überwunden hatte, habe ich mich gefragt, ob Caitlin vielleicht mit einer ruhigen, kleinen Hochzeit im Familienrahmen einverstanden wäre.«
Molly war sprachlos.
Francesco schien ihre ausbleibende Reaktion misszuverstehen. »Natürlich ist es völlig in Ordnung, wenn sie es nicht will«, fügte er rasch hinzu. »Ich möchte sie wirk lich einfach nur heiraten!«
Seine Worte rührten Molly. »Sie hat heute Morgen so ziemlich das Gleiche gesagt«, murmelte sie. Ihr wurde immer klarer, dass sie diesen Mann völlig falsch eingeschätzt hatte.
»Gestern Abend habe ich mit Signor Loren – dem Inhaber – telefoniert und alles besprochen. Zu meiner großen Erleichterung war er sehr entgegenkommend. Also bin ich noch gestern Abend hergefahren, ohne Caitlin etwas davon zu sagen. Sie sollte sich nicht über noch mehr Dinge den Kopf zerbrechen müssen. Leider hat Signor Loren diese Woche kein Personal zur Verfügung, also arbeite ich hier seit fünf Uhr früh. Wie findest du die Blumen?« Er deutete mit dem Kopf auf den Schubkarren. »Ich habe nur die gepflückt, die ich besonders schön fand.«
In dem Moment fiel ein Stück Ranke vom Kronleuchter und landete vor Mollys Füßen. Sie hob es auf und drehte die Blätter zwischen den Fingern hin und her.
»Es ist absolut perfekt«, antwortete sie. Das war es wirklich. Das Arrangement konnte vielleicht noch ein wenig verbessert werden, aber die Blumen waren wunderschön.
»Nett, dass du das sagt.«
»Überhaupt nicht. Caitlin ist so unglücklich, weil die Hochzeit abgesagt wurde …«
»War ich auch«, warf Francesco ein. »Aber das hier soll nur ein Vorschlag sein. Wenn sie lieber warten möchte, bis es eurer Mutter besser geht und wir unsere große, öffentliche Hochzeit eben später feiern, dann machen wir das natürlich.«
Molly ließ noch einmal den Blick durch den so liebevoll hergerichteten Raum schweifen und wusste, dass sich Francesco keine Sorgen machen musste.
»Der Priester ist von Venedig unterwegs hierher. Sein Bruder lebt in der Gegend, und er hat sich über diesen Ausflug gefreut. Meine Eltern, meine Schwester und meine Großmutter ebenfalls – sie ist nicht mehr so gut auf den Beinen, aber dieses Ereignis will sie auf keinen Fall verpassen.«
»Ehrlich?«, rief Molly. »Ich dachte, ihr wärt alle so …«
Plötzlich hatten ihre Vorurteile gegenüber Francescos Familie eine schäbige Note bekommen. Was für eine dumme Kuh sie doch war, grundlos solche Schlussfolgerungen zu ziehen!
»Was?«, hakte Francesco nach. »Was hast du von uns gedacht?«
Sie sah ihn an. »Mondän«, sagte sie schließlich.
Er lachte auf. »Ehrlich? Nun, ich bemühe mich manchmal darum, aber es kommt irgendwie nicht unbefangen rüber.«
Molly war nicht sicher, ob sie ihm diese Selbstironie abkaufen sollte. »Francesco, darf ich ehrlich sein?«
»Natürlich.«
»Ich habe gedacht, du wärst so ein Jetset-Typ mit Jacht, umgeben von Supermodels, von denen du jede haben könntest. Und laut einiger Klatschmagazine auch hattest.«
Zu ihrer Überraschung lachte er nicht, tat ihre Worte aber auch nicht einfach ab.
»Danke für deine Offenheit«, sagte er nur.
»Tut mir leid«, stammelte Molly. Ihre »Offenheit« war anscheinend überholt. Sie wünschte, sie hätte die Klappe gehalten.
»Natürlich hatte ich vor Caitlin andere Freundinnen. Aber als ich sie traf …« Er suchte nach Worten. »Es kam mir so vor, als hätte alles, was ich je geleistet habe, alles Gute, was ich gemacht habe, mir diese Belohnung eingebracht.«
»Francesco, du musst dich nicht …«
»Hat sie dir jemals erzählt, was sie als Erstes zu mir gesagt hat?«
»Nein«, zögerte Molly und überlegte angestrengt. Caitlin hatte ihr überhaupt nicht viel über diesen Mann erzählt. Lag das vielleicht daran, dass sie wusste, dass Mollys Vorurteile schon längst feststanden?
»Sie hat zu mir gesagt, dass ich sie an ihren
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