Kleider machen Bräute
nickte. »Er ist letzte Nacht hergefahren. Caitlin?«
»Ja?«, flüsterte ihre Schwester.
»Er hat die Hochzeit verlegt.«
»Wie bitte?«
»Du kannst ihn hier heiraten. Heute.« Molly war jetzt selbst ganz aufgeregt. »Wenn du möchtest.«
»Molly, lass den Quatsch!«, sagte Caitlin streng. »Das ist nicht im Entferntesten komisch.«
»Ach, komm schon, Caitlin!« Molly war verstimmt, weil Caitlins erste Reaktion darin bestand anzunehmen, dass Molly es nicht ernst meinte. »Glaubt du wirklich, ich würde mit so was Witze machen?«
»Ja«, schoss Caitlin zurück, doch nach einem Blick in Mollys Augen kam: »Nein?«
»Selbstverständlich mache ich keine Witze, Süße.« Molly fühlte mit ihrer Schwester. Sie spürte, dass Caitlin kaum zu hoffen wagte, dass es wirklich wahr sein könnte.
Molly zog sie in die Arme, löste sich dann wieder von ihr, behielt die Hände jedoch auf Caitlins Schultern. »Hör zu. Francesco hat mit Hochdruck daran gearbeitet, das hier zustande zu bringen.«
»Francesco ist hier?«, rief ihre Mutter. »Wie schön! Haben Sie das gehört, Pascal?«
»Ich muss gestehen, dass ich es bereits wusste«, räumte er ein. »Ich werde Ihnen alles später erklären.«
Caitlin hatte Tränen in den Augen. Sie wirbelte herum und sah in das zu einem Lächeln verzogene Gesicht ihrer Mutter. »Wir können hier heiraten? Heute?«
»Es sieht so aus, Liebes«, antwortete ihre Mutter.
Pascal hatte ein blau gepunktetes Taschentuch gezückt und tupfte sich damit die Augen. Mollys Mutter sank noch immer lächelnd auf den schmiedeeisernen Gartenstuhl neben der Eingangstür.
»O Mum!« Caitlin fiel ihrer Mutter um den Hals. Dann löste sie sich von ihr und ergriff Mollys Hand.
»Danke, Molly, für alles, was du getan hast.«
»He, wozu sind Schwestern denn da?« Molly grinste. Und fügte nach kurzer Überlegung hinzu: »Beantworte das lieber nicht.«
Kichernd ging sie zu Pascal. »Danke«, flüsterte sie und ergriff seinen Arm.
»War mir ein Vergnügen«, antwortete Pascal.
Plötzlich schlug Caitlin die Hände vor den Mund. »Mein Kleid! Es ist ja noch im Hotel!« Sie sah von Molly zu Pascal und dann zu ihrer Mutter. Dann breitete sie die Arme aus und blickte an sich herunter. Sie trug einen weißen Baumwollrock und ein blassgelbes, schulterfreies Kaschmir-Top. »Manche Dinge laufen doch nie nach Plan, stimmt’s? Ich stecke mir einfach ein paar von diesen traumhaften Blumen ins Haar und heirate so wie ich bin, oder?«
Pascal stemmte die Hände in die Hüften. »Nur über meine Leiche!«, rief er. »In diesem Aufzug heiraten, wenn sich Ihr prächtiges Hochzeitskleid im Kofferraum des Taxis dort drüben befindet?«
Caitlin schnappte nach Luft. »Sie haben nicht … es ist nicht … niemals!«
»Ich fürchte, ich war heute Morgen ein wenig unaufrichtig«, antwortete Pascal verlegen. »Es ist mir gelungen, die Hochzeitsgarderobe von Ihnen allen dreien zu entführen.«
»Du!« Molly zeigte lachend auf Pascal. »Du hast gesagt, du wolltest meinen Zimmerschlüssel, um zu prüfen, ob die Wände genauso dünn sind wie in deinem Zimmer!«
Pascals setzte eine Unschuldsmiene auf. »Das habe ich ja auch. Und ja, sie sind genauso dünn! Allerdings, das ist möglicherweise noch nicht alles, was ich getan habe …«
Ihre Mutter hatte geschaltet. »Nun, dann kann ich nur hoffen, dass Sie das richtige eingepackt haben«, schimpfte sie gespielt. »Ich habe nämlich zwei Kleider zur Wahl dabei.«
»Vertrauen Sie mir, ich habe alles mitgebracht«, versicherte ihr Pascal augenzwinkernd. »Sogar Ihre Zahnbürste!«
»Mein Kleid ist da drin?«, keuchte Caitlin und zeigte auf das Taxi als wäre es eine außerirdische Lebensform.
Pascal nickte.
»Ooooh!« Caitlins Freudenschrei war so schrill, dass sich die anderen die Ohren zuhalten mussten. »Ich muss es sehen! Zeigen Sie es mir!« Sie hüpfte auf und ab wie ein kleines Kind. Molly verspürte einen wehmütigen Stich. So hatte sie ihre große Schwester seit bestimmt fünfzehn Jahren nicht mehr herumhüpfen sehen.
»In einer Minute«, beharrte Molly. Zu ihrem Verdruss merkte sie, dass sie schon wieder den Tränen nah war.
»Zuerst muss ich dich etwas fragen.«
Caitlin starrte sie ungeduldig an. »Ja?«
»Caitlin Vanessa Wright, möchtest du hier und heute Francesco Marino heiraten? Ohne Paparazzi, mit wenigen Gästen und selbst gemachten Blumenarrangements?«
Caitlin und ihre Mutter begannen zu weinen.
Molly wartete und nagte an ihrer Unterlippe.
Schließlich
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