Kleider machen Bräute
sah Molly an. »Ich fürchte, das war meine Schuld.«
Jetzt war Molly irritiert.
»Na ja, insofern, als ich der Sohn meiner Mutter bin. Caitlin hatte ursprünglich dich bitten wollen, das Kleid zu entwerfen.«
Molly war wie vom Donner gerührt. Konnte das wahr sein? »Das hat sie gesagt?«
»Ja. Aber meine Mutter hat mir ihr geredet und sie überzeugt, dass es unerlässlich sei, bei dieser Hochzeit das Kleid einer Luxusmarke zu tragen …« Er brach ab und schüttelte den Kopf über seine eigenen Worte. »Ich weiß, es klingt schrecklich, aber meine Mutter hat darauf bestanden, dass ein so prominentes Kleid nur von jemandem mit einer Erfolgsbilanz entworfen werden sollte.« Er seufzte. »Ich glaube, meine Mutter hat es für mich getan, aber ohne mit mir darüber zu sprechen. Ich war wütend, dass sie sich eingemischt hat. Als ich es herausfand, habe ich sie zur Rede gestellt.«
»Ehrlich?«
Er nickte. »Sie ist nervös, Molly. Meine Familie war nicht immer reich, und meine Mutter meinte, die Welt müsse sehen, dass meine Braut das Kleid eines berühmten Modeschöpfers trägt.«
»Aha.« Das klang ganz einleuchtend.
»Sie bezieht ihr gesamtes Modewissen aus den Illustrierten beim Friseur, Gesprächen mit Freundinnen oder aus Fernsehsendungen. Von dort kennen sie und Caitlin all die berühmten Namen und kennen die Bilder von vielen sogenannten ›Promi-Hochzeiten‹.«
»Schon gut, ich habe verstanden«, sagte Molly, obwohl sich das gar nicht nach Caitlin anhörte.
»Caitlin ist sehr lieb zu meiner Mutter. Diese Hochzeit ist für meine ganze Familie eine große Sache. Ich glaube, meine Mutter will einfach nur, dass alles perfekt ist, verstehst du?«
Molly nickte. Mütter hatten ein Talent, sich im un günstigsten Moment einzumischen. Das war ihre Lebens aufgabe.
»Allerdings hat Caitlin gestreikt, als meine Mutter darauf bestehen wollte, dass Chanel das Kleid entwirft.«
Molly stutzte. »Aber wieso das denn?«, fragte sie. »Um Gottes willen, Chanel!«
»Liegt das nicht auf der Hand?«
»Nein.«
»Weil sie wusste, dass Delametri Chevalier dein Lieblingsdesigner ist.«
Molly blieb der Mund offen stehen.
»Natürlich. Hast du nicht deine Abschlussarbeit über ihn geschrieben?«
Molly konnte es nicht fassen, dass sich Caitlin daran er innert und sie auch noch Francesco davon erzählt hatte. Sie stöhnte auf und nickte. »Noch so eine Dummheit von mir. Aber doch, ich liebe die Sachen von Chevalier.«
»Deshalb hat Caitlin darauf bestanden, zu ihm zu gehen. Sie vertraut deinem Geschmack.«
Molly schüttelte den Kopf. »Das höre ich zum allerersten Mal.«
Francesco lächelte sie an. »Geschwister, wie?«
»Hast du welche?«
Er nickte. »Ciara. Sie lebt in Mailand. Und ihr Baby Mia ist das süßeste Kind, das ich je gesehen habe.«
»Hast du Caitlin gesagt, wie du darüber denkst?« Molly lächelte.
Er knuffte sie. »Wo denkst du hin?«
Molly zerbröselte ein trockenes Efeublatt zwischen den Fingern. »Ich war gekränkt, als sie mich nicht einbezogen hat. Es kam mir so vor, als wolle sie sich langsam, aber sicher von mir zurückziehen.«
»Aber nein, keinesfalls«, widersprach Francesco. »Da bin ich mir sicher.«
»Und dich kannte ich nicht. Und ich habe mir aufgrund oberflächlicher, blöder Informationen ein Bild von dir gemacht.«
»Das hast du getan, weil Caitlin dir wichtig ist«, antwortete er sanft. »Es ist immer gut, vorsichtig zu sein. So lange sind wir ja auch noch nicht zusammen, und irgend wie hat es sich nie ergeben, einmal nach Yorkshire zu fliegen, um dich kennenzulernen.«
»Das wäre echt schräg gewesen!« Molly grinste. »Du in meiner kleinen Wohnung.«
»Warum nicht?« Er sah sie eingehend an.
»Weil … du reich bist, und berühmt. Und meine Woh nung ist so … durchschnittlich, genauso wie meine Stadt.«
Francesco schmunzelte. »Mag sein, aber die Wright-Frauen sind alles andere als durchschnittlich.«
»Ist es deine Fernseherfahrung, die dich immer das Richtige sagen lässt?«, neckte sie ihn, bevor ihr klar wurde, dass ihre Worte als Seitenhieb auf seinen Ruf ver standen werden konnten. »Entschuldige … ich meinte …«
»Schon gut.« Er zuckte mit den Schultern. »Du hast eine Menge von Caitlin in dir.«
»Das nehme ich mal als Kompliment.« Sie spürte, dass sie rot wurde.
»Das solltest du auch.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ist es in Ordnung, wenn ich jetzt verschwinde und mich umziehe? Oben gibt es ein Zimmer für dich, da kannst du dich umziehen,
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