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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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sollte.
    Also, Mr. Chavalier – nein, das war nicht richtig – also, Monsieur Chevalier, als studierte Modedesignerin, die davon träumt, eines Tages ein Atelier wie das Ihre zu besitzen, dürfte ich Ihnen da ein paar Fragen stellen? Ich bin seit Jahren eine leidenschaftliche – nein – eine hingebungsvolle Bewundererin Ihrer Arbeit. Würden Sie den Kritikern – nein – Bewunderern zustimmen, die sagen, dass Ihre Kreationen von Jahr zu Jahr immer erfolgreicher wurden? Die Kollektionen der letzten zehn Jahre waren die überragendsten von allen! Und dürfte ich Ihnen meine Sichtweise zur derzeitigen Entwicklung des Chevalier Signature Looks erläutern? Und Ihnen bitte meinen Lebenslauf und ein paar Skizzen schicken?
    Und … und … Sie sind umwerfend.
    Hm. Zu viel? Vor ein paar Jahren hatte sie eine komplette Abschlussarbeit über ihn geschrieben. Wenn sie doch nur ihre Mappe dabei hätte! Doch die hatte nun nicht gerade ganz oben auf der Liste gestanden, als sie packte, um zur Hochzeit ihrer Schwester zu fahren.
    Als sie das Geschäft von Chevalier – sein Atelier – erreichte, wuchs ihre Aufregung. Sogar die Fassade des Jugendstilgebäudes wirkte mit seinen eleganten Linien und den um die erleuchteten Fenster drapierten herrlichen Vorhängen wie ein geschmackvolles Kunstwerk.
    Ihr Handy piepte. Molly zuckte zusammen. War das jetzt Reggie?
    Los! Los! Los!
    Die Nachricht stammte von Caitlin. Molly brachte ein Lächeln zustande und steckte das Handy in die Manteltasche zurück. Dann stieg sie die Stufen hinauf zu der gewaltigen hölzernen Doppeltür, sammelte allen Mut, den sie aufbringen konnte, und drückte auf die Klingel.
    Gib dich selbstbewusst. Lächle. Wirke elegant und pro fessionell. Mach dich nicht zum Idioten.
    Die Tür wurde von einer zierlichen weißhaarigen Dame in einem schlichten schwarzen Kleid geöffnet. »Miss Wright?«, fragte sie mit starkem französischem Akzent.
    Molly nickte. »Molly.«
    »Treten Sie bitte ein.«
    »Danke. Sie haben eine wunderschöne Eingangstür.« Was für eine dämliche Bemerkung! Molly kam sich schon jetzt wie ein Trottel vor, dabei hatte sie bisher nur mit Chevaliers Assistentin gesprochen.
    Drinnen roch es sogar gut, nach Duftkerzen, frischem Leinen, Marmorböden und etwas Unbeschreiblichem, das mit Schönheit und Erfolg und mit Schere, Nadeln und Faden zu tun hatte. Diesen Duft würde sie am liebsten bis in alle Ewigkeit atmen. Sie verspürte eine geradezu körperliche Sehnsucht, zu dieser Welt zu gehören. Sie wollte über die auf Kleiderständern aufgereihten Modelle streichen – nur wenige an der Zahl –, sie herausziehen, genau betrachten und betasten. Dürfte sie doch nur eine einzige Stunde hier allein verbringen! Oder einen Tag! Oder ihr ganzes Leben!
    Sie reichte der alten Dame die Hand. »Mein Name ist Molly.« Das hast du schon gesagt. Sie hätte sich ohrfeigen können.
    »Annabelle, ma petite chère«, erwiderte die Dame und drückte Mollys Hand für den Hauch einer Sekunde.
    »Ähm, Monsieur Chevalier holt wahrscheinlich gerade das Kleid für meine Schwester?«
    Die Frau schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Monsieur ist bereits vor Stunden gegangen, Mademoiselle. Sein Assistent wird sich um Sie kümmern.«
    »Oh …« Natürlich würde ein Mann seines Formats nicht ungeduldig darauf warten, einem Niemand wie ihr zu begegnen. Aber sie konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen. »Ich hatte gehofft, ihn kennenzulernen.«
    Ruckartig schossen Annabelles Augenbrauen in die Höhe, als wundere sie sich über dieses Ansinnen. Molly hingegen überlegte, wie viele Nackenschläge sie an diesem Abend wohl noch einstecken musste. Bestürzt sah sie Annabelle an, besann sich dann jedoch ihrer guten Manieren. »Oh, natürlich, tut mir leid – danke, dass Sie hier sind.« Eine Stimme aus dem hinteren Teil des Raums ersparte ihr, darüber nachdenken zu müssen, was sie noch sagen könnte.
    »Ah! Da ist sie ja. Die wunderbare Schwester der wunderbaren Caitlin Wright!« Molly wirbelte herum und sah einen tadellos gekleideten, athletisch gebauten Mann mit ausgestreckten Armen auf sie zuwirbeln. »Verlobt mit dem wunderbaren Francesco Marino! Herzlich willkommen, meine kleine Blume!« Ehe Molly sich versah, waren seine Hände auf ihren Schultern und sie wurde auf beide Wangen geküsst. »Pascal Lafayette, a votre service, Mademoiselle. Sie sehen Ihrer Schwester so unglaublich ähnlich. So wunderschön auf diese frische englische Weise. So

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