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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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habe überall gesucht.« Pascal rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht. »Ich kann das Kleid nicht finden.«

3. Kapitel
    W ie bitte?« Molly holte tief Luft. »Es muss doch irgendwo hier sein!« Sie ging auf den Kleiderständer mit den Zellophanhüllen zu.
    Pascal und Annabelle waren mit raschen Schritten bei ihr und offenbar bereit, sie zu Boden zu werfen, falls sie es wagen sollte, die Kleidungsstücke zu berühren.
    »Bitte, Mademoiselle!«, schrie Annabelle.
    »Signor Marinos Hochzeitskleid hängt doch nicht im Verkaufsraum!«, rief Pascal. »Das wäre ja verrückt!«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, schrie Molly zurück. »Es ist nicht da, wo Sie vermutet haben, dann suchen wir eben an abwegigen Stellen. Und nebenbei bemerkt, ist es nicht Signor Marinos Hochzeitskleid, sondern das meiner Schwester!«
    Sie zog sämtliche Kleidungsstücke in Pastelltönen heraus und prüfte, ob es sich um ein Hochzeitskleid han delte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Pascal jedes Mal zusammenzuckte, wenn sie eine der Hüllen an fasste. Aber das war Molly egal. Zu ihrer großen Verärgerung hatte sie nie Entwürfe von Caitlins Hochzeitskleid sehen dürfen, war sich jedoch ziemlich sicher, dass es sich um ein traditionelles Brautkleid handelte. Sie sah Mantel kleider aus cremefarbener Seide, herrliche Cocktailkleider aus fließendem Satin in Sorbet-Farben, sogar eine Reihe weißer Skianzüge, allesamt in Zellonphanhüllen verpackt, damit sie makellos blieben. Und dann entdeckte sie die elfenbeinfarbene Robe im Empire-Stil, von überwältigender Schönheit, genau das gleiche Kleid, das die Frau im Restaurant getragen hatte. Es war allerdings nicht Caitlins Kleid – ihres war eine Sonderanfertigung, wie sie oft genug erwähnt hatte.
    Molly warf einen kurzen Blick auf das Preisschild und sog hörbar die Luft ein. Dreitausend Euro …
    Sie musste es einfach genauer in Augenschein nehmen. Wie hatte es bei der Frau im Restaurant so perfekt am Ausschnitt sitzen können? Vorsichtig zog sie den Reißverschluss auf, und es verschlug ihr den Atem, wie fein alles gearbeitet war. Die einzige Verzierung bestand in den winzigen Rüschen am Ausschnitt, handgenäht mit Seidenfaden. Es war ein Meisterstück an Schlichtheit.
    »Es ist wunderschön«, sagte eine sanfte Stimme neben ihr und ließ sie zusammenzucken. Annabelle war neben sie getreten. Behutsam begann sie, die Kleidungsstücke am anderen Ende des Ständers durchzugehen. »Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte? Wir haben festgestellt, dass es sich hierbei nicht um das Brautkleid Ihrer Schwester handelt, oder?«
    Molly zog den Reißverschluss wieder hoch und erwiderte Annabelles verständnisvolles Lächeln.
    In diesem Moment rasselte Pascal mit einem Schlüs selbund. »Ich werde im Lager nachsehen«, sagte er. »War ten Sie bitte hier. Das Lager befindet sich direkt hinter dem Geschäft.«
    »Okay.«
    Molly wurde plötzlich von dem Bedürfnis überwältigt, mit ihrer Mutter zu sprechen. Als Pascal sah, dass sie ihr Handy aus der Tasche holte, erstarrte er.
    »Bitte«, rief er. »Sagen Sie Signor Marino nichts! Ich bringe das in Ordnung!«
    »Keine Sorge«, beruhigte Molly ihn knapp. Sie war zunehmend skeptischer, was diesen Mann anging, mit seinem perfekten Äußeren und seiner überzogenen Bewunderung von Caitlins reichem Verlobten. Sie wandte sich ab, drückte die Kurzwahltaste für die Nummer ihrer Mutter und wartete.
    »Hallo?« Die Stimme klang schläfrig und weit entfernt.
    »Entschuldige, Mum, habe ich dich geweckt?«
    »Du bist es, Molly! Nein, ich freue mich immer, wenn du anrufst.«
    Vanessa Wright, die Mutter von Molly und Caitlin, war Halbitalienerin. Vor drei Jahren war sie in das italienische Städtchen Assisi gezogen. Den Vater der Mädchen hatte sie vor vielen Jahren rausgeworfen, weil sie herausgefunden hatte, dass er sie betrog. Es war eine scheußliche Zeit gewesen. Molly hatte ihrem schwierigen Vater nie sehr nah gestanden und sie hatten seither nur wenig Kontakt, aber mit ihrer Mutter stand sie über Skype in Verbindung und sie sahen einander, so oft es ging.
    »Geht es dir gut? Du klingst erschöpft!« Molly kniete gerade auf dem Boden und sah unter dem goldfarbenen Sofa nach. Möglicherweise war das Kleid ja aus Versehen darunter geschoben worden.
    Es herrschte kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung, bis ihre Mutter antwortete. »Ich bin ziemlich müde. Aber es geht mir gut. Ich habe viel zu tun, du weißt ja, wie das ist.«
    »Mmm«, stimmte Molly zu.

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