Kleider machen Bräute
auf den Verkehr.
»Davon abgesehen«, konnte sie sich nicht verkneifen hinzuzufügen, »gibt es da noch was.«
»Tatsächlich?« Pascal warf ihr über den Rückspiegel einen kurzen Blick zu.
»Ja, und das hört auf den Namen Yvonne.«
14. Kapitel
Stunden bis zur Hochzeit: 23
Kilometer bis zur Hochzeit: 232
T ut mir leid«, sagte ihre Mutter leise. Sie saß vornüber gebeugt im Auto und hielt sich die Hände vor den Mund. »Aber mir wird schlecht.«
»Mum? O nein! Pascal, halten Sie an!«
»Halt durch, Mum. Übergib dich bitte nicht auf das Kleid!« Instinktiv zog Molly das Kleid so weit wie mög lich von ihr weg auf ihre Seite. An die Knitter, die sie dadurch fabrizierte, dachte sie lieber nicht. Ein paar Knitterfalten ließen sich schließlich leicht beheben, dass ihre Mutter sich jedoch auf das Kleid erbrach – undenkbar.
Pascal blinkte bereits und fuhr auf einen Parkplatz, der glücklicherweise unmittelbar vor ihnen lag. Mit dröhnendem Motor fuhr er an den Rand und trat hart auf die Bremse. Dann sprang er aus dem Auto und klappte den Vordersitz um, damit Mollys Mutter aussteigen konnte.
Simon schreckte auf. »Was? Oh?«
Er erkannte sofort, was los war, stieg aus, ging hinüber zu Mollys Mutter und legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Geht es wieder? Tief durchatmen, gut so, alles in Ordnung.«
Vanessa zitterte. Simon lief zum Wagen zurück, schnappte sich seinen zerknüllten Pullover und legte ihn ihr fürsorglich über die Schultern.
»Ist schon gut, gleich geht es Ihnen wieder besser.«
Pascal und Molly standen neben dem Wagen. »Er ist ein prima Kerl«, murmelte Pascal und deutete mit dem Kopf auf Simon.
»Ja«, stimmte Molly geistesabwesend zu. Sie untersuchte den Kleidersack nach etwaigen Spuren von Erbrochenem. Der Parkplatz war winzig und mit Glasscherben übersät. Der Verkehr brauste vorbei und ließ Mollys Körper vibrieren. Sie konnte förmlich sehen, wie das winzige Auto schwankte, wenn ein großer Lkw vorbeidonnerte. Aber das Kleid war allem Anschein nach okay, und das war die Hauptsache.
»Haben Sie irgendein Medikament dabei, das ich Ihnen holen könnte?«, fragte Simon.
»Nein. Lassen Sie mir nur einen Moment Zeit. Dann geht es schon wieder.«
»Ihr wird normalerweise nie schlecht beim Autofahren«, rief Molly ihm zu. »Deshalb hat sie auch nichts gegen Reisekrankheit dabei.«
Simon sah zu ihr hinüber. »Alles klar«, sagte er dann.
»Es geht wieder. Wir müssen weiter«, sagte ihre Mutter mit fester Stimme, richtete sich auf und ging wieder zum Wagen zurück. »Ich will nicht alles aufhalten.«
Simon hielt sie am Arm, um sie zu stützen.
»Wie geht es dir jetzt, Mum?« fragte Molly.
»Schon viel besser. Wie peinlich, entschuldigt bitte.«
»Sei nicht albern, Mum«, widersprach Molly und fragte sich, ob der Stress für die Übelkeit verantwortlich war.
»Setzen Sie sich nach vorn«, wies Simon Vanessa an.
»Nein, es geht schon. Und Sie, mit Ihren langen Beinen …«
»Ich bestehe darauf«, sagte Simon streng. »Bitte.« Simon musste sich praktisch in der Mitte zusammenfalten, um auf den Rücksitz klettern zu können.
»Danke.«
Molly stieg auf der anderen Seite ein, und nachdem sie und Simon sich mit dem Kleid auf dem Schoß auf der Rückbank eingerichtet hatten, spürte Molly, dass ihre Oberschenkel praktisch aneinandergeschweißt waren. Ihr wurde auf der Stelle ganz komisch zumute. So höflich wie möglich rückte sie von ihm ab und presste sich gegen die Wagenseite.
»Ich werde mich nach Kräften bemühen, den Schlaglöchern auszuweichen«, sagte Pascal beim Losfahren zu Mollys Mum.
Diese schloss die Augen und schien hinter ihrer Sonnenbrille schnell einzuschlafen.
Eine ganze Weile fuhren sie schweigend. Molly beobachtete Simon aus den Augenwinkeln. Er sah zweifellos sehr gut aus. Und er war nett und fürsorglich. Er hätte alles Mögliche aus seinem Leben machen können …
»Warum Filme?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?«
»Ist das nicht ein bisschen angeberisch?«
Ihm blieb der Mund offen stehen. »Autsch! Haben Sie an dieser Retourkutsche gearbeitet, seit ich die Modebranche beleidigt habe?«
»Nein, natürlich nicht!« Sie verzog das Gesicht. »Tut mir leid, wenn sich das ein bisschen grob angehört hat.«
»Ach, vergessen Sie’s. Die Frage ist ja berechtigt.« Er lachte. »Schonungslos, aber berechtigt. Lassen Sie mich nachdenken. Also, das Medium hat mich schon immer fasziniert. Dreidimensional lässt sich eine viel
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