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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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bisschen herumfahren, sich ein gewöhnen, du weißt schon.«
    »Davon hat er immer geträumt, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon.«
    »Und wie geht es dir?«
    »Mir?« Molly überlegte angestrengt. Wie ging es ihr eigentlich? »Keine Ahnung. Ich hatte noch gar keine Zeit, alles zu verarbeiten. Wenn ich wieder zu Haus bin, muss ich so einiges umstellen. Albernes Zeug, zum Beispiel wie ich künftig meine Sonntage verbringe und wer das WLAN repariert, wenn es mal wieder zusammenbricht. So Zeug eben. Das ganze Ausmaß habe ich noch gar nicht begriffen. «
    Ihre Mum rieb ihr über den Rücken. »Stehst du unter Schock?«
    »Nein. Ich befinde mich eher in so einer Art Schwebezustand. Das ist nicht ganz dasselbe.« Molly rang sich ein Lächeln ab. »Ich hoffe nur, dass nicht ausgerechnet morgen bei der Hochzeit plötzlich alles über mich hereinbricht und ich heulend und um mich schlagend aus der Kirche getragen werden muss.«
    »Sei nett zu dir.«
    »Keine Zeit«, sagte Molly seufzend. »Aber mache ich … Sobald es geht.«
    »Dieser Reggie ist ein Idiot«, zischte Pascal zur Überraschung der beiden Frauen. Er warf Molly im Rückspiegel einen mitfühlenden Blick zu, wühlte in seiner Tasche und zog ein blütenweißes Taschentuch aus irischem Leinen heraus.
    »Wie bitte?«, fragte Molly. Vermutlich hatte Pascal jedes Wort gehört. Molly wusste nicht, wie es ihr damit ging, dass sie ihre intimsten Gedanken mit einem Mann teilte, den sie erst seit zwei Tagen kannte. Andererseits wusste sie bereits, dass Pascal jemand war, dem sie vertrauen konnte.
    Pascal zuckte mit den Schultern. »Nur so eine Redensart.«
    »Trotzdem danke«, sagte Molly. »Ich fange an, mich zu fragen, ob ich ihm vielleicht nicht genügt habe.«
    »Das darfst du nicht mal im Traum denken!«, widersprach ihre Mutter und nahm sie noch einmal in die Arme.
    »Ich verstehe einfach nicht«, fuhr Pascal fort, »warum du jemandem nachtrauerst, der dich verlässt, um irgendwo dem Ruhm nachzujagen. Das ist doch alles nur Illusion.«
    »Meinst du?«, Molly schniefte.
    »Ich weiß es.«
    »Aber Pascal«, sagte Molly, »verbringst du nicht auch dein Leben damit, dieser Illusion nachzujagen? Dieser Vorstellung von Glamour und Erfolg?« Mit diesem Gedanken überraschte Molly sogar sich selbst. Sie war nicht mal sicher, ob sie ihn glaubte.
    Pascal schüttelte so energisch den Kopf, dass der kleine Wagen einen Schlenker in Richtung Mittelstreifen machte, und Pascal ihn rasch wieder in die Spur bringen musste. Die ruckartige Bewegung brachte Simon dazu, sich zu regen, er murmelte etwas, schlief aber sofort wieder weiter.
    »Schönheit . Damit beschäftige ich mich. Schönheit und Kunst und Perfektion. Ich strebe nach perfekter Qualität, nicht nach Ruhm und Reichtum.«
    Molly lächelte. Pascal hatte damit nicht nur sich selbst beschrieben, sondern auch sie. Genau genommen nicht ganz sie – noch nicht. Aber irgendwann in der Zukunft vielleicht, wenn sie sich einen Namen gemacht hatte, würde sie in der Lage sein, selbst so stolze Aussagen wie diese zu machen. Und die entsprechende Karriere, die sie rechtfertigte. Ein Mädchen durfte doch wohl Träume haben …
    »Reggie dagegen.« Pascal schien nicht geneigt, dieses Thema fallenzulassen. »Hat er dir denn gezeigt, wo sein wahrer Wert liegt?«
    Molly überlegte. »Ich … denke … schon …«
    »Es gibt da nämlich noch jemanden, der genau das während der vergangen beiden Tage getan hat.« Pascal zeigte auf den erschöpften Simon, der immer noch fest schlief. »Er hat dir gezeigt, aus was für einem Holz er geschnitzt ist.«
    »Pascal!« Molly war empört.
    »Das ist mein Ernst! Ihr zwei seid ein süßes Paar.«
    Molly wurde rot. »Sei nicht albern!« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Er ist ganz sicher ein netter Kerl …«
    »Und sehr attraktiv?«
    »Allerdings«, mischte sich Mollys Mum ein.
    »Pssst!«, Molly errötete noch mehr. »Jetzt überleg doch mal, Pascal. Was hast du gerade über Reggie in Bezug auf Ruhm und Reichtum gesagt? Hallo? Ist Simon nicht gerade zum Filmfestival in Venedig unterwegs, um dort seinen hochtrabenden Film zu präsentieren? Er strebt doch genauso nach Ruhm und Reichtum!«
    Trübsal machte sich in Molly breit. Alle Männer, die sie kannte, waren einzig und allein auf den großen Wurf aus. Es war deprimierend, dass das einfache Leben für niemanden mehr gut genug war.
    Wenigstens hatte sie Pascal zum Schweigen gebracht. Er zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich wieder ganz

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