Kleider machen Bräute
alt. Sie ist erwachsen, auch wenn es mir manchmal schwerfällt, das zu akzeptieren. Sie weiß, was sie will, und sie liebt diesen Mann.«
Molly verspürte einen kleinen Triumph. Ihre Mutter hatte die Frage nicht beantwortet. »Also – was hältst du nun davon?«
Vanessa seufzte. »Ich habe Francesco ein paar Mal getroffen. Er ist sehr charmant.«
Molly schnaubte verächtlich. »Er ist Italiener! Die sind alle charmant.«
»Wie ich schon sagte, er ist charmant, intelligent und er hat Humor.«
»Das ist nicht alles, wie du weißt.«
Jetzt musste ihre Mutter lachen. »Es ist aber ein verdammt guter Anfang. Und ich habe die beiden zusammen gesehen. Er vergöttert sie.« Sie wechselte ein wenig ihre Sitzposition, bis sie Molly ins Gesicht sehen konnte. »Sei fair, Liebes. Ich habe ihn getroffen, und er scheint sehr nett zu sein. Er liebt sie. Was ist dein Problem?«
Die Frage hing in der Luft, und die Schlussfolgerung war offensichtlich. Sie denkt, ich wäre neidisch auf den Mann meiner Schwester, so wie ich neidisch auf die Spieldose war …
Molly schob das Kinn vor und ihre Stimme klang bockig. »Du glaubst also nicht, dass sie einfach nur, ich weiß auch nicht, eine amüsante Abwechslung zu den Supermodels und Filmstars ist, mit denen er sonst wahrscheinlich rumhängt? Ich habe ihn gegoogelt. Er ist ständig auf diesen Promipartys, und da wimmelt es nur so von schönen Menschen.«
»Und Caitlin? Ist sie denn nicht schön?«
»Nicht immer.« Molly verschränkte die Arme und war nahe daran zu schmollen.
»Hör zu, Liebes. Caitlin und Francesco lieben sich. Und du und ich werden morgen ihre Hochzeit feiern.«
»Er ist ein knallharter Geschäftsmann.«
Ihre Mutter sah sie fragend an.
»Ebenfalls gegoogelt«, gestand Molly. Sie hatte nicht vor, den Verlobten ihrer Schwester jetzt schon vom Haken zu lassen.
»Er ist ein Geschäftsmann, stimmt. Ein erfolgreicher. Gib ihm eine Chance!«
»Muss ich?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich bin nicht deiner Meinung.«
»Caitlin mochte schon immer … schöne Dinge.«
Jetzt fixierte ihre Mutter sie mit einem strengen Blick. »Molly, du solltest dich mal hören! Caitlin heiratet Francesco doch nicht wegen seines Geldes! Wie kannst du so von deiner Schwester denken!« Jetzt war sie richtig wütend. »Sie heiratet ihn, weil sie ihn liebt, und weil sie ihr Leben miteinander verbringen wollen.«
»Wenn du das sagst.« Wieder schob Molly resolut die Unterlippe vor.
Ihre Mutter schüttelte verzweifelt den Kopf. »Weißt du was? Ich gebe auf. Du liebst Caitlin, ich liebe Caitlin. Punkt. Morgen ist ihr Hochzeitstag, und ich werde nicht zulassen, dass du ihn ruinierst, weil du eingeschnappt bist!«
»Ich bin nicht eingeschnappt!«, fauchte Molly.
»Worum geht es dann?«, fragte ihre Mutter in herausforderndem Ton. »Um Reggie?«
Damit hatte Molly nicht gerechnet. »Mom, ich habe dir doch gesagt …« Molly hatte plötzlich einen Kloß im Hals.
Die Stimme ihrer Mutter wurde wieder sanfter. »Komm schon, Süße. Warum ist er nicht bei dir?«
Molly starrte aus dem Fenster. Sie fuhren gerade an einer hübschen kleinen, von Weinbergen umgebenen Stadt vorbei. Der Kirchturm schimmerte im Sonnenlicht, das sich durch die niedrig hängenden Wolken stahl. Unterhalb der Kirche spielten Kinder Fußball, während Väter und Mütter zusahen.
Dieses friedvolle Bild war beruhigend. Es war an der Zeit, ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen.
»Er hat sich von mir getrennt«, sagte Molly. »In Paris. Vor zwei Tagen.«
Sie spürte, wie sich die Arme ihrer Mutter um sie legten, und war plötzlich geborgen in einer festen Umarmung. Der Körper ihrer Mutter wirkte so zart und zerbrechlich – fast als wäre sie eine andere Frau. Doch die Umarmung war tröstend, und Molly spürte, wie ein winziger Teil von ihr in dieser Wärme und Geborgenheit langsam zu heilen begann.
Und dann, endlich, begann Molly zu weinen. Tiefe, herzzerreißende Schluchzer, die sie zu ersticken versuchte, um Simon nicht zu wecken.
»Ich kann nicht …«, schluchzte sie. »Ich weiß nicht …« Ihre Gedanken liefen ins Leere.
»Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst«, tröstete ihre Mutter. »Alles ist gut. Ich bin hier.«
Nach einer Weile begannen die Tränen schließlich zu versiegen. Molly sah ihre Mutter an. »Er ist wirklich nach Los Angeles gegangen. Er hat kurzfristig einen tollen Fotoauftrag bekommen und glaubt, dass er damit groß rauskommen wird. Er will dort bleiben, sich einen Agenten suchen, ein
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