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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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größere Geschichte erzählen.«
    »Im Vergleich wozu? Zum Schreiben?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich denke schon. Eigentlich im Vergleich zu allen anderen Medien. Ich möchte den Leuten die Wahrheit sagen, und mit Filmen geht das nun mal am besten – oder am wenigsten schlecht. Leuchtet das ein?«
    Molly nickte.
    »Ich liebe alles am Filmemachen. Schon immer. Ich liebe Kinofilme, das Fernsehen, Ideen zu entwickeln und den Dingen auf den Grund zu gehen. Ich glaube nicht, dass daran etwas falsch ist.«
    »Ich liebe Kinofilme auch.« Molly seufzte.
    »Nachdem mir das klar geworden war, habe ich alles daran gesetzt, eine anständige Ausbildung zu bekommen. Und zwar umfassend: Schreiben, Recherchieren, Sammeln von Informationen, Filmen, Bearbeiten …«
    »Toll, das hört sich ja ganz nach einer Ein-Mann-Produktionsfirma an.« Molly gefiel es, die Begeisterung in seinem Gesicht zu sehen – er strahlte förmlich.
    »Genau! Sie haben voll ins Schwarze getroffen.«
    »Ehrlich?« Molly war sich nicht bewusst gewesen, dass sie etwas Cleveres gesagt hatte.
    »Genau darum geht es: Ich wollte die absolute Kon trolle darüber, wie eine Geschichte rüberkommt, damit ich hundertprozentig sicher sein kann, dass das gezeigte Bild auch dem entspricht, was ich darstellen wollte.«
    Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Ich fürchte, Simon, jetzt klingen Sie ein bisschen nach Kontrollfreak.«
    Molly fing Pascals Blick im Rückspiegel auf und sah, dass er lächelte.
    »Ja, vielleicht, aber es könnte auch sein, dass dies der einzige Weg ist, die Wahrheit so zu erzählen, wie ich sie sehe.«
    »Und was ist, wenn Sie sich irren?«
    Jetzt sah sie ihn zum ersten Mal zögern. Das leidenschaftliche Funkeln in seinen Augen wich einem Aufflackern von Selbstzweifel.
    »Das ist eine ausgezeichnete Frage, und eine, die man mir nicht oft stellt.«
    Das überraschte Molly. »Wirklich? So furchteinflößend sind Sie doch gar nicht!«
    Sie scherzte, aber er nahm sie beim Wort. »Das will ich hoffen! Aber zu dem, was ich tue, gehört eine Art Wissen . Die Leute gehen meist davon aus, dass das, was wir da zusammenstellen und zeigen, auf monate- oder jahrelangen Recherchen von irgendwelchen Superhirnen basiert. Dabei steckt manchmal nur ein Typ mit einer Kamera, einer großen Idee – oder auch nur einer kleinen Idee, wie Sie vorhin sagten – und einer großen Klappe dahinter. Ich nehme diese Verantwortung sehr ernst. So wahrhaftig wie nur möglich sein, nicht nur den Menschen gegenüber, die sich mein Zeug ansehen, sondern auch mir selbst.«
    Er hörte sich an wie ein Künstler. Molly fragte sich, was für eine Art von Filmen er wohl produzierte: actiongeladene Blockbuster, Science-Fiction, Liebesfilme? »Was gibt es noch im Leben?« Molly wollte ihm unbedingt zeigen, dass sie ihn verstand.
    Plötzlich wirkte er verlegen. »Der Kerl, der große Reden schwingt! Sorry, aber das muss sich anhören wie überheblicher Mist.«
    »Überhaupt nicht. Mir hat es gefallen. Irgendwann würde ich Ihre Filme gern sehen.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und plötzlich knisterte die Luft zwischen ihnen. Es war so intensiv, dass Molly den Blick senkte und anfing, nervös am Reißverschluss des Kleidersacks herumzufummeln. Und Simon schien mit einem Mal die draußen vorbeiziehende Landschaft höchst interessant zu finden.
    So hatte Reggie nie geredet. Sicher, auch er hatte diese Leidenschaft für seine Arbeit, aber bei ihm war es immer nur um den einen, großen Publikumserfolg gegangen und den Ruhm, den ihm dieser einbringen würde. Er sprach gewöhnlich darüber, wie er eines Tages die Jurys begeistern und Preise abräumen würde, wie alle seinen Namen kennen und ihn anbetteln würden, für sie zu fotografieren.
    Molly wandte sich wieder Simon zu. »Es war sehr nett von Ihnen, meiner Mum Ihren Pulli zu geben«, sagte sie.
    »Sie hat gezittert«, antwortete er achselzuckend. »Ich habe mir Sorgen um sie gemacht.«
    »Am Ende ist er doch für etwas gut.«
    »Ich hänge in der Tat sehr an ihm.«
    Ihr kam ein Gedanke. »War er ein Geschenk von Yvonne?«
    Simon sah sie an. »Ja. Sie hat ihn für mich gestrickt.«
    »Eine Frau mit vielen Talenten.« Molly seufzte und war plötzlich unerklärlich traurig. »Sie lieben Sie wirklich, nicht wahr?«
    Er nickte.
    Molly starrte aus dem Fenster. Nun, damit war der Fall klar. Simon war vergeben.
    Draußen zog die Welt vorbei, und eine Weile sagte niemand ein Wort. Molly war gar nicht klar gewesen, dass Italien so grün sein

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