Kleine Einblicke
Stirn. „Rachel? Wann sind unsere Kinder eigentlich groß geworden?“
„Das frage ich mich auch andauernd“, antwortete sie seufzend und musste schmunzeln, als Will abwinkte, weil sie ganz genau wusste, was jetzt gleich kam. Und ihr Mann enttäuschte sie auch nicht.
„Für mich werden sie immer kleine Jungs bleiben.“ Will rieb sich die Hände. „Jetzt müssen wir noch Tristan unter die Haube bringen und dann...“
Rachel schüttelte äußerst energisch den Kopf und warf ihm dabei einen warnenden Blick zu. „Er braucht deine Einmischung nicht.“
„Habe ich mich je eingemischt?“, tat Will unschuldig und grinste sie jungenhaft an, was Rachel erneut und tief seufzen ließ, bevor sie sagte,
„William, du mischt dich immer ein. Das hast du bei Daniel auch getan.“
„Das war rein ärztlicher Natur“, hielt er wie erwartet dagegen, aber Rachel wollte nicht, dass er sich bei Tristan einmischte. Ihr Ältesten würde hoffentlich selbst einen Weg finden, um zu tun, was er längst hätte tun müssen, aber so wie Connor bei Daniel gezögert hatte, zögerte Tristan nun bei... Sie schob den Gedanken beiseite und sah Will finster an.
„Und das war auch dein Glück, sonst hättest du Connor nicht so schnell davon überzeugen können, dir Daniel vorzustellen. Charlie hat recht, du bist ein Kuppler und ich will nicht, dass du Tristan damit in eine Ecke drängst. Er ist nicht so wie wir damals waren, er braucht noch Zeit.“
„Zeit... pah!“, machte Will und verdrehte die Augen zur Decke. „Wenn unser Ältester sich weiter soviel Zeit lässt, kneift er ihm im Altersheim später vielleicht mal in den Hintern, aber mehr auch nicht.“
Rachel musste sich ein Lachen verkneifen. „William!“
„Ja, mein geliebtes Weib?“, fragte der mit einem frechen Grinsen zurück, was Rachel nun doch lachen ließ. Er war wirklich unmöglich und deswegen liebte sie ihn ja auch so sehr.
„Hallo.“
Sie sahen gemeinsam zur Tür, wo Daniel stand und sie vorsichtig anlächelte. Rachel lächelte zurück. „Hallo Daniel. Ärgert Tristan dich schon wieder?“
Dass Daniel, statt einfach zu nicken, genervt die Augen Richtung Decke verdrehte, ließ Rachel innerlich freudig eine Hand nach oben reißen. So schüchtern Daniel oft noch war, er taute auf. Nach und nach, immer Schritt für Schritt, und es war wundervoll, ihm dabei zuzusehen. Mitzuerleben wie aus diesem völlig verängstigten Mann langsam wieder der Mensch wurde, der er früher einmal gewesen sein musste.
„Er braucht ganz dringend ein Hobby“, murmelte Daniel mit einem Kopfschütteln und runzelte im nächsten Moment fragend die Stirn. „Störe ich euch?“
„Nein“, antwortete Rachel und schüttelte Wills Hände ab, der das mit einem breiten Grinsen quittierte, bevor er sich wortlos an den Küchentisch setzte, um einen Blick in die Tageszeitung zu werfen. „Magst du mir helfen?“, fragte Rachel an Daniel gewandt, der schon zu überlegen schien, wie er wieder gehen konnte, ohne unhöflich zu wirken. Im Umgang mit Menschen war er noch sehr vorsichtig und das verstand Rachel gut. Aber vielleicht würde ihn die Überraschung im Kühlschrank ein wenig aufheitern. „Meine Männer sind zwar allesamt ganz tolle Burschen, aber ich sage dir, verlasse dich niemals auf ihr Urteil, wenn es ums Vorkosten geht.“
Daniel sah sie verblüfft an. „Vorkosten?“
Rachel grinste verschmitzt und deutete auf den Kühlschrank. „Ein Vogel hat mir gezwitschert, dass du eine Naschkatze bist.“
Für einen kurzen Moment zögerte Daniel, dann siegte die Neugier und er warf einen Blick in den Kühlschrank, wo sie schon am frühen Morgen auf einem Tablett acht Schälchen Pudding hingestellt hatte, die eigentlich für den Nachtisch gedacht waren. Aber Rachel hatte bewusst acht Portionen gekocht, obwohl sie zum Essen nur sieben Personen sein würden. Sein genießerisches Seufzen ließ sie äußerst zufrieden zu Will schauen, der zufrieden lächelte.
„Wieso acht?“, stellte Daniel da aber auch schon die Frage, mit der sie gerechnet hatte. „Kommt noch jemand zum Essen?“
Rachel sah Unruhe und Nervosität in seinen Augen aufblitzen, als er sie ansah, und schüttelte den Kopf. „Das hätten wir dir gesagt, Daniel. Das achte Schälchen war übrig, also falls du rein zufällig Hunger hast...“ Sie ließ den Satz unbeendet und lächelte nur, als Daniel mit einem zweiten Seufzen zurück in den Kühlschrank sah, bevor er fragte,
„Für mich?“
„Ja, für dich. Und lass ihn dir
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