Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
findet … Aber dies ist mein Traum.
    283
    Ich kann ihn benutzen.
    Willwoll schwieg. Er beobachtete die Wellen.
    Ein Boot lag auf dem Kiesstrand. Wie ein Kobold oder
    wie ein kleiner gelber Pilz schwärmten die Wir-sind-die-Größten dorthin und kletterten an den Seiten empor.
    »Was macht ihr da?«, fragte Tiffany.
    »Wir sollten diesen Ort besser verlassen«, antwortete
    Rob Irgendwer. »Du hast einen guten Traum für uns
    gefunden, aber hier können wir nicht bleiben.«
    »Aber hier sind wir sicher!«
    »Ach, die Königin findet überall einen Weg hinein«,
    sagte Rob, als hundert Kobolde ein Ruder hoben. »Keine Sorge, wir kennen uns mit Booten aus. Du hast doch den Nicht-ganz-kleinen-Georgie und den Kleinen Bobby
    neulich beim Fischen im Fluss gesehen. Die Künste der
    Fischerei und der Nautik sind uns nich' fremd.«
    Und sie schienen sich tatsächlich mit Booten auszuken-
    nen. Sie legten die Ruder in die Dollen, und eine Gruppe von Größten schob das Boot über den Kies ins Wasser.
    »Un' jetzt gib uns den kleinen Jungen!«, rief Rob
    Irgendwer vom Heck. Tiffany achtete darauf, dass sie auf den schlüpfrigen Steinen nicht ausrutschte, als sie durchs kalte Wasser stakste und Willwoll den Größten übergab.
    Offenbar hielt er das für sehr komisch.
    »Kleinekleine Männer!«, rief er, als sie ihn ins Boot
    hinabließen. Es war sein einziger Witz, deshalb hielt er daran fest.
    »Ja, stimmt«, sagte Rob Irgendwer und schob ihn unter
    284
    den Sitz. »Un' jetzt sei ein braver Junge und schrei nich'
    nach Süßigkeiten, sonst kriegste eine Ohrfeige von Onkel Rob, klar?«
    Willwoll kicherte.
    Tiffany lief über den Strand zurück und zog Roland auf die Beine. Er öffnete die Augen und sah sie benommen an.
    »Was'n los?«, fragte er. »Ich hatte da einen sonderbaren Tr…« Er schloss die Augen und sackte wieder in sich
    zusammen.
    »Ins Boot!«, rief Tiffany und zog Roland über den
    Kiesstrand.
    »Potz Blitz, sollen wie den nutzlosen Lümmel
    mitnehmen?«, fragte Rob. Er griff nach Rolands Hose und hob ihn an Bord.
    »Natürlich!« Tiffany kletterte nach oben und fiel ins
    Boot, als es auf einer Welle schaukelte. Die Ruder knarrten und spritzten, und das Boot setzte sich in Bewegung. Es schaukelte noch einige Male, als es von Wellen getroffen wurde, dann glitt es durchs Meer. Die Kobolde waren
    stark. Jedes Ruder ähnelte einem Schlachtfeld, als Größte daran hingen oder einander auf den Schultern standen und an allem zerrten, das sie in die Hände bekamen. Aber beide Ruder bogen sich, als sie durchs Wasser gezogen wurden.
    Tiffany setzte sich auf und versuchte, dem unsicheren
    Gefühl in der Magengrube keine Beachtung zu schenken.
    »Zum Leuchtturm!«, sagte sie.
    »Ja, den kenne ich«, erwiderte Rob Irgendwer. »Der
    einzige Ort, der infrage kommt! Und die Königin mag kein Licht.« Er lächelte. »Es ist ein guter Traum, Teuerste. Hast 285
    du dir den Himmel angesehen?«
    »Es ist nur ein blauer Himmel«, sagte Tiffany.
    »Ein normaler Himmel is' das nich'«, sagte Rob Irgendwer. »Sieh dich um.«
    Tiffany drehte den Kopf. Es war ein blauer Himmel.
    Sehr blau. Aber über dem zurückweichenden Strand, in
    halber Höhe am Himmel, erstreckte sich ein gelbes Band.
    Es schien sehr weit entfernt und hunderte von Meilen lang zu sein. Und in der Mitte dieses Bands, graublau und so groß wie eine Galaxis, sah sie einen Rettungsring.
    Darauf stand, mit mondgroßen Buchstaben verkehrt
    herum geschrieben:
    NNAMEES REHCILHÖRF
    »Wir sind im Etikett?«, fragte Tiffany.
    »Ja«, bestätigte Rob Irgendwer.
    »Aber das Meer fühlt sich … echt an. Es ist salzig und nass und kalt! Es ist nicht wie Farbe! Ich habe es nicht so salzig und kalt geträumt!«
    »Im Ernst? Dann isses draußen ein Bild und drinnen
    echt.« Rob nickte. »Weißt du, wir haben viele Welten
    besucht und bestohlen, und ich sage dir: Das Universum is'
    viel kom-pli-zier-ter, als es von außen den Anschein hat.«
    Tiffany holte das zerknitterte Etikett aus der Schürzentasche und betrachtete es noch einmal. Sie sah den
    Rettungsring und den Leuchtturm, aber der Fröhliche
    Seemann fehlte. Dafür gab es ein winziges Ruderboot,
    kaum größer als ein Punkt auf dem gedruckten Meer.
    Sie sah auf. Gewitterwolken hingen am Himmel vor dem
    286
    riesigen, dunstigen Rettungsring. Sie waren lang und
    zerfranst, und sie wogten, als sie näher kamen.
    »Die Königin hat nicht lange gebraucht, um einen Weg
    hereinzufinden«, murmelte William.
    »Nein«, sagte Tiffany.

Weitere Kostenlose Bücher