Kleine Freie Männer
erfahren kann.
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Das stimmte. Das Kreideland war nicht gut für Hexen.
Fräulein Tick verdiente sich den einen oder anderen Cent
∗
mit Medizin, und indem sie wirklichwahrsagte.
Die meisten Nächte verbrachte sie in Ställen oder
Scheunen. Zweimal hatte man sie in einen Teich geworfen.
»Ich darf mich nicht einmischen«, sagte sie. »Immerhin ist es das Revier einer anderen Hexe. So was klappt nie.
Aber …« Sie zögerte. »Hexen erscheinen nicht einfach so.
Mal sehen …«
Fräulein Tick zog eine von Sprüngen durchzogene
Untertasse aus einer Tasche und gab etwas von dem
Regenwasser hinein, das sich auf ihrem Hut gesammelt
hatte. Dann holte sie eine Flasche mit Tinte aus einer anderen Tasche und ließ gerade genug auf die Untertasse tropfen, dass das Wasser schwarz wurde.
Sie wölbte die Hände darum, um den Regen fern zu
halten, und hörte auf die Augen.
Tiffany Weh lag am Fluss auf dem Bauch und kitzelte
Forellen. Sie hörte sie gern lachen. Dann stiegen kleine Luftblasen auf.
Ein Stück entfernt, wo das Flussufer einen kleinen
Kiesstrand bildete, stocherte ihr Bruder Willwoll mit einem Stock herum und wurde dabei mit ziemlicher Sicherheit
klebrig.
∗ Gewöhnliche Wahrsager berichten über Ereignisse, von denen man möchte, dass sie geschehen. Hexen sagen, was geschehen wird, ob man es nun möchte oder nicht. Sonderbarerweise sind Hexen zwar viel genauer, aber auch unbeliebter.
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Willwoll wurde durch praktisch alles klebrig. Wenn man ihn fünf Minuten lang gewaschen und getrocknet in der
Mitte eines sauberen Bodens sitzen ließ, war er klebrig. Es schien keine Quelle dafür zu geben. Er wurde einfach
klebrig. Aber man konnte recht gut mit ihm umgehen,
wenn man darauf achtete, dass er keine Frösche aß.
Ein kleiner Teil von Tiffany stand dem Namen Tiffany
skeptisch gegenüber. Sie war neun Jahre alt und glaubte, dass es schwer sein würde, den Erfordernissen des Namens Tiffany gerecht zu werden. Außerdem hatte sie erst in der letzten Woche entschieden, dass sie Hexe werden wollte, und ›Tiffany‹ passte einfach nicht zu einer Hexe. Die Leute würden lachen.
Ein anderer und größerer Teil von Tiffany dachte an das Wort ›zischeln‹. Über dieses Wort dachten nicht viele
Leute nach. Während ihre Finger eine Forelle am Kinn
kitzelten, drehte sie das Wort im Kopf hin und her.
Zischeln … Nach dem Wörterbuch ihrer Großmutter
bedeutete es ›ein leises Geräusch, wie ein Flüstern oder Raunen‹. Der Klang des Wortes gefiel Tiffany. Es weckte in ihr Vorstellungen von geheimnisvollen Personen in
langen Mänteln, die hinter einer Tür über wichtige
Geheimnisse flüsterten: zischelzischelzischel …
Sie hatte das ganze Wörterbuch gelesen. Niemand hatte
sie darauf hingewiesen, dass so etwas unüblich war.
Als sie daran dachte, merkte sie, dass die beglückte
Forelle weggeschwommen war. Aber etwas anderes war im
Wasser, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.
Tiffany sah einen runden Korb, nicht größer als eine
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halbe Kokosnussschale, mit etwas bestrichen, das die
Löcher schloss und den Korb schwimmen ließ. Ein kleiner Mann, nur fünfzehn Zentimeter groß, stand darin. Er hatte zotteliges rotes Haar, in dem einige Federn, Perlen und Stoffstreifen steckten. Der rote Bart wirkte ebenso
ungepflegt wie die Haare. Der Rest von ihm, der nicht mit blauen Tätowierungen verziert war, steckte unter einem kleinen Kilt. Der Mann schüttelte die Faust und rief:
»Potz Blitz! Kratz die Kurve, Mädel! Hüte dich vor dem grünen Ungeheuer!«
Und damit zog er an einer Schnur, die über die Seite des Bootes hinwegreichte. Ein zweiter kleiner rothaariger
Mann tauchte auf und schnappte nach Luft.
»Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um Fische zu
fangen!«, sagte der erste Mann und holte den zweiten an Bord. »Das grüne Ungeheuer kommt!«
»Potz Blitz!«, sagte der platschnasse Schwimmer.
»Nichts wie weg!«
Er griff nach einem sehr kleinen Ruder, bewegte es
rasch vor und zurück. Das Boot entfernte sich schnell.
»Entschuldigt bitte!«, rief Tiffany. »Seid ihr Feen?«
Sie bekam keine Antwort. Das kleine runde Boot war
bereits im Schilf verschwunden.
Wahrscheinlich nicht, dachte Tiffany.
Und dann, zu ihrem finsteren Entzücken, hörte sie ein
Zischeln. Es wehte kein Wind, aber die Blätter der Erlen am Fluss begannen zu zittern und zu rascheln. Auch das Schilf bewegte sich. Es neigte sich nicht hin und her, sondern verschwamm. Alles verschwamm,
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