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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatte.
    Tiffany stand in dem unbewachsenen Bereich und genoss die Aussicht.
    Sie sah das Dorf, den Fluss, die Heimfarm, das Schloss des Barons, und jenseits der ihr vertrauten Felder und Wiesen sah sie graue Wälder und Heideland.
    Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Dann blinzelte sie und öffnete noch einmal die Augen.
    Sie spähte vergeblich nach einer magischen Tür oder einem verborgenen Gebäude, das plötzlich irgendwo erschien. Ihre Suche nach irgendwelchen seltsamen Hinweisen blieb ebenfalls erfolglos.
    Doch für einen Moment lag ein Summen in der Luft, und es roch nach Schnee.
    Zu Hause angelangt, schlug Tiffany »Inkursion« im Wörterbuch nach. Das Wort bedeutete so viel wie »Angriff«.
    Fräulein Tick hatte von einem Einfall größeren Ausmaßes gesprochen.
    Und kleine, verborgene Augen beobachteten Tiffany vom Regal aus...
     

Fräulein Tick nahm ihren Hut ab, griff hinein und zog an einer Schnur. Es klickte und raschelte, als der Hut die Form eines recht alten Strohhuts annahm. Sie hob die Papierblumen auf und steckte sie vorsichtig hinein.
    Dann sagte sie: »Puh!«
    »Du kannst das Kind nicht einfach so gehen lassen«, sagte die Kröte, die auf dem Tisch saß.
    »Was meinst du mit so?«
    »Sie hat ganz klar den Ersten Blick und Zweite Gedanken. Das ist eine gefährliche Mischung.«
    »Sie ist eine kleine Neunmalkluge«, sagte Fräulein Tick.
    »Ja. So wie du. Sie hat dich beeindruckt. Ich weiß es, denn du warst ziemlich garstig zu ihr, und das bist du immer zu Leuten, die dich beeindrucken.«
    »Möchtest du in einen Frosch verwandelt werden?«
    »Oh, mal sehen...«, sagte die Kröte sarkastisch. »Bessere Haut, bessere Beine, hundert Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, von einer Prinzessin geküsst zu werden... Ja, gern. Wann immer es dir passt, Verehrteste.«
    »Es gibt Schlimmeres, als eine Kröte zu sein«, sagte Fräulein Tick drohend.
    »Da bin ich aber gespannt«, erwiderte die Kröte. »Wie dem auch sei, sie gefällt mir.«
    »Mir auch«, sagte Fräulein Tick forsch. »Sie hört von einer alten Frau, die zu Tode kommt, weil irgendwelche Idioten sie für eine Hexe halten, und daraufhin beschließt sie, Hexe zu werden, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Ein Ungeheuer kommt aus dem Fluss gesprungen, und sie verdrischt es mit einer Bratpfanne! Hast du jemals die Redensart >Das Land findet seine Hexe< gehört? Ich schätze, das ist hier geschehen. Aber eine Kreide-Hexe? Hexen mögen Granit und Basalt, durch und durch harten Fels! Weißt du, was Kreide ist?«
    »Du wirst es mir gleich sagen«, prophezeite die Kröte.
    »Kreide besteht aus den Schalen Milliarden und Abermilliarden winziger, hilfloser Meeresgeschöpfe, die vor Jahrmillionen gestorben sind«, sagte Fräulein Tick. »Es sind... winzig kleine Knochen. Weich und feucht. Selbst Kalkstein ist besser. Aber... Tiffany ist auf Kreide aufgewachsen, und sie ist hart. Und scharfsinnig. Eine geborene Hexe. Auf Kreide! Und das ist unmöglich!«
    »Sie hat Jenny geschlagen!«, sagte die Kröte. »Das Mädchen hat Talent!«
    »Vielleicht, aber sie braucht mehr als nur das. Jenny hat nichts im Kopf«, sagte Fräulein Tick. »Sie ist nur ein Pro-hibitivmonstrum der ersten Stufe. Vermutlich hat es sie sehr verwundert, sich in einem Fluss wiederzufinden, denn normalerweise ist sie in stehendem Wasser zu Hause. Es werden viel schlimmere Geschöpfe als sie kommen.«
    »Was meinst du mit >Prohibitivmonstrum der ersten Stufe    »Ich bin auch Lehrerin und nicht nur Hexe«, sagte Fräulein Tick und rückte behutsam ihren Hut zurecht. »Deshalb erstelle ich Listen und bewerte. Ich schreibe Dinge auf, mit sauberer Handschrift und in zwei verschiedenen Farben. Jenny gehört zu den Wesen, die Erwachsene erfunden haben, um Kinder von gefährlichen Orten fern zu halten.« Sie seufzte. »Wenn die Leute doch nur nachdenken würden, bevor sie Ungeheuer erfinden.«
    »Du solltest bleiben und Tiffany helfen«, sagte die Kröte.
    »Ich habe hier praktisch gar keine Macht«, erwiderte Fräulein Tick. »Wegen der Kreide. Und denk an die rothaarigen Männer. Einer von den Wir-sind-die-Größ-ten hat zu ihr gesprochen und sie gewarnt! Ich habe in meinem ganzen Leben nie einen gesehen! Wenn Tiffany sie auf ihrer Seite hat... Wer weiß, wozu sie dann fähig ist?«
    Fräulein Tick nahm die Kröte. »Weißt du, was erscheinen wird?«, fuhr sie fort. »All die Dinge, die man in

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