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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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worden zu sein.
    Und dann gab es noch die unheimlichen Orte wie zum Beispiel die »Schmiede des Alten«. Sie bestand aus vier großen, flachen Felsen, die so aufgestellt waren, dass sie eine Art halb versenkte Hütte in der Seite eines Erdwalls bildeten. Sie war kaum mehr als einen Meter tief und sah nach nichts Besonderem aus, aber wenn man seinen Namen hineinrief, dauerte es einige Sekunden, bis das Echo antwortete.
    Überall gab es Spuren von Menschen. Das Kreideland war wichtig gewesen.
    Tiffany ließ die Schurschuppen weit hinter sich. Niemand sah sie. Geschorene Schafe achteten nicht auf ein Mädchen, das sich bewegte, ohne dass seine Füße den Boden berührten.
    Das Tiefland blieb hinter ihr zurück, und sie befand sich nun im richtigen Kreideland. Nur das gelegentliche Mähen eines Schafs oder der Ruf eines Bussards störten die geschäftige Stille aus dem Summen von Bienen, dem Seufzen des Winds und den Geräuschen, die Gras verursacht, wenn in jeder Minute eine Tonne davon wächst.
    Zu beiden Seiten von Tiffany liefen die Wir-sind-die-Größten in weit ausgebreiteten, krummen Reihen und blickten dabei grimmig geradeaus.
    Sie passierten ein Hügelgrab, ohne anzuhalten, liefen ohne Pause die Hänge kleiner Täler hinauf und hinab. Und dann bemerkte Tiffany weiter vorn einen bekannten Ort.
    Eine kleine Herde befand sich dort. Es waren nur wenige Schafe, frisch geschoren, aber an diesem Platz hielten sich immer einige Schafe auf. Verirrte Tiere zog es dorthin, und Lämmer warteten an dieser Stelle, wenn sie ihre Mütter verloren hatten.
    Ein magischer Ort.
    Jetzt war dort nicht mehr viel zu sehen, nur eiserne Räder, die langsam in den Boden sanken, und der Kanonenofen mit dem kurzen Rauchabzug...
    An dem Tag, als Oma Weh starb, schnitten die Männer den Grasboden um die Hütte herum und stapelten die Soden ein Stück entfernt auf. Dann gruben sie ein Loch in die Kreide, einen Meter achtzig tief und einen Meter achtzig lang. In großen, feuchten Blöcken hoben sie die Kreide heraus.
    Donner und Blitz beobachteten sie aufmerksam. Sie jaulten und bellten mehr interessiert als besorgt.
    Oma Weh wurde in eine Wolldecke gehüllt, an der ein Büschel Rohwolle befestigt war. Das war ein Schäferbrauch. Er sollte irgendwelche Götter, die an dem Vorgang beteiligt sein mochten, darauf hinweisen, dass die zu bestattende Person ein Schäfer war, den größten Teil ihres Lebens auf den Weiden des Hügellands verbracht und wegen der Lammungen und anderen Dinge kaum Zeit für Religion gefunden hatte; außerdem gab es keine Kirchen und Tempel hier oben, deshalb erhoffte man sich Verständnis und Wohlwollen von den Göttern. Oma Weh, das musste man über sie sagen, hatte nie in ihrem Leben zu jemandem oder etwas gebetet, und alle glaubten, dass sie selbst jetzt keine Zeit für einen Gott erübrigt hätte, der nicht einsah, dass zuerst die Lammung anstand.
    Man füllte ihr Grab mit der Kreide, und Oma Weh, die immer gesagt hatte, dass die Hügel in ihren Knochen steckten, hatte nun ihre Knochen in den Hügeln.
    Und dann wurde die Hütte verbrannt. Das war nicht üblich, aber Tiffanys Vater meinte, es gäbe nirgends im Kreideland einen Schäfer, der sie benutzen würde.
    Die beiden Hunde Donner und Blitz kamen nicht, als er sie rief, und er verstand und ließ sie zufrieden bei der glühenden Asche der Hütte sitzen.
    Am nächsten Tag, als die Asche kalt war und über die Kreide wehte, kamen alle zurück und legten mit großer Sorgfalt die Soden aus, und danach waren nur noch die eisernen Räder an ihren Achsen und der Kanonenofen zu sehen.
    Und dann, so erzählten alle, sahen die beiden Schäferhunde auf, spitzten die Ohren und liefen davon. Man sah sie nie wieder.
    Die Kobolde unter Tiffany wurden langsamer, und sie ruderte mit den Armen, als man sie ins Gras hinabließ. Die Schafe wichen ein wenig zur Seite, blieben dann stehen und wandten sich ihr zu.
    »Warum halten wir an? Warum halten wir hier an? Wir müssen die Königin einholen!«
    »Wir warten hier auf Hamisch, Meisterin«, sagte Rob Irgendwer.
    »Warum? Wer ist Hamisch?«
    »Er weiß vielleicht, wohin die Königin deinen kleinen Bruder gebracht hat«, sagte Rob Irgendwer in beruhigendem Tonfall. »Wir können nicht einfach so hineinstürmen.«
    Ein großer, bärtiger Größter hob die Hand. »Einspruch, Großer Mann. Wir können einfach so hineinstürmen. Das machen wir immer.«
    »Ja, Großer Yan, du hast Recht. Aber zuerst müssen wir wissen, wo wir einfach so

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