Kleines Herz in Not
leichte Beute wie sein Großvater. Sie konnte ihn nicht mehr zum Narren halten.
„Wen willst du mit deiner Unschuldsnummer eigentlich überzeugen? Ich gebe ja zu, dass du mich gewarnt hast. Du bist nur nach Denver gekommen, um meine Pläne zu torpedieren. Nichts sollte der Heirat im Weg stehen. Woher hast du gewusst, dass Big Ed deiner Mutter als Hochzeitsgeschenk einen Anteil an der Spedition überschreiben wollte? Oder ist es einfach nur eine glückliche Fügung des Schicksals gewesen? Du hast deine gierigen Krallen ausgefahren, um schon einmal vorab dein Erbe zu sichern. Was für ein Schock muss es für dich gewesen sein, als Fern die Hochzeit platzen ließ! Die Enttäuschung ist bestimmt groß gewesen - aber nicht lange, denn du hast sofort deine Pläne geändert. Du hast dich an mich herangemacht, um an deinen Anteil zu kommen."
Quint schlug mit der Faust auf den Tisch. „Was ist, Greeley? Ging es dir nicht schnell genug? Habe ich zu lange gezögert? Hast du dich deswegen Big Ed an den Hals geworfen? Er ist ja schon auf Fern hereingefallen. Erst die Mutter, dann die Tochter! Hast du wirklich gedacht, ich würde dir das durchgehen lassen? Du hast den alten Herrn auf gemeinste Weise ausgenutzt und sein Vertrauen missbraucht. Das werde ich dir nie verzeihen."
„Ich weiß nicht, wovon ..."
„Natürlich nicht. Übrigens, dein geschickt eingefädelter Plan hätte fast funktioniert. Ich wollte dich tatsächlich zu meiner Frau machen. Ja, du hörst richtig. Ich habe dich nur noch nicht gefragt, weil ich dich nicht drängen wollte. Das ist die reinste Ironie. Du hast dich so angestrengt, um dein Ziel zu erreichen, hast mich mit allen Mitteln manipuliert - und ich wollte auf dich Rücksicht nehmen! Fern war ja schon hinterhältig, aber selbst sie könnte noch viel von dir lernen."
„Wovon redest du eigentlich?" erkundigte Greeley sich aufgebracht. „Du hast mich schuldig gesprochen, und ich weiß noch nicht einmal, warum. Wahrscheinlich weil ich Ferns Tochter bin. Das ist für dich schon Grund genug, mich zu verurteilen. Du bist einfach nicht in der Lage, die Vergangenheit ruhen zulassen."
Quint sprang auf und ging auf sie zu. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück, aber er packte sie und hielt sie fest.
„Du kannst dir gratulieren", höhnte er. „Du hast gewonnen. Big Ed hat sich immer eine Enkeltochter gewünscht. Nun hat er eine. Du kannst dem alten Mann sagen, dass ich freiwillig auf ,Damian Trucking' verzichte. Ich will nicht einen Cent von ihm. Du kannst alles haben. Viel Spaß damit!"
„Ich?" Sie versuchte gar nicht erst, sich aus seinem Griff zu befreien. „Hast du den Verstand verloren?"
„Für kurze Zeit ja. Nun bin ich kuriert. Du hast mir den Vorschlag gemacht, meine eigene Spedition zu gründen. Genau das werde ich tun. Und dann werde ich dich und ,Damian Trucking' ruinieren. Das ist keine leere Drohung."
Er verstärkte seinen Griff und presste die Lippen auf ihre, um sie verlangend zu küssen.
Schließlich löste er sich von ihr und ging schweigend hinaus.
Greeley war wie betäubt. Ein Gefühlschaos tobte in ihr. Schock, Verwirrung, bittere Enttäuschung. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Am liebsten hätte sie ihnen freien Lauf gelassen.
„Hier." Etwas flog an ihr vorbei und landete mit einem Klirren auf dem Schreibtisch. „Da hast du sie." Quints wütende Stimme ließ sie zusammenzucken.
„Das Auto hat meinem Vater gehört. Big Ed schenkt es dir bestimmt. Erst gestern hat er davon gesprochen, wie wild du hinter dem Wagen her bist."
Quint knallte die Tür hinter sich zu.
Greeley fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen. Der Schmerz war unerträglich. Warum nur? fragte sie sich verzweifelt. Was hatte sie getan? Wenn sie es bloß gewusst hätte ...
Quint hasste sie. Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Wut, Bitterkeit und tiefe Verachtung. Das ergab doch alles keinen Sinn!
Warum hatte er sie geküsst? Um ihr zu zeigen, wie sehr er sie hasste?
Nein. Er war zutiefst verletzt. Etwas hatte ihn aus der Bahn geworfen und ihn dazu gebracht, die Kontrolle über sich zu verlieren.
Wieder ging die Tür auf, aber Greeley drehte sich immer noch nicht um. Sie wagte es einfach nicht.
„Was ist geschehen?" Es war Big Ed. „Beth ist völlig aufgelöst in die Werkstatt gekommen.
Quint hat ihr die Büroschlüssel vor die Füße geworfen und gesagt, er käme nie wieder." Langsam wandte sie sich um. „Ich habe keine Ahnung."
Er blickte sie forschend an. „Habt ihr euch
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