Kleines Herz in Not
Beth. „Dann kannst du Ms. Lassiter den ganzen Tag beobachten."
„Kein Wort mehr!" antwortete Quint gespielt streng. „Sonst stelle ich eine jüngere, gut aussehende Blondine ein, die mir nicht dauernd widerspricht!"
Beth lachte und trat neben ihn. „Ich habe mich getäuscht. Sie ist ganz anders als Fern. Praktisch veranlagt, freundlich und hilfsbereit. Sie hat die Hochzeitsgäste benachrichtigt und sich auch um alles andere gekümmert." Sie seufzte leise. „Ich wünschte, ich hätte ihre Figur. Die Jeans stehen ihr wirklich gut. Ich könnte grün werden vor Neid."
„Tatsächlich?" Erstaunt blickte er seine Sekretärin an. So kannte er sie gar nicht!
„Du solltest sie nicht gehen lassen. So eine Chance bekommst du nie wieder." Sie wandte sich ab und ging hinaus.
Big Ed betrat das Büro und blickte ihm über die Schulter. „Ich mag sie. Sie weiß doch tatsächlich, wie ein Magnetschalter funktioniert. Halt sie bloß fest, mein Junge."
Hatten sich heute alle gegen ihn verschworen? Quint setzte sich an den Schreibtisch.
„Vielleicht will sie ja gar nicht bleiben."
Big Ed lachte. „Dann bestich sie. Mit dem Wagen, der deinem Dad gehört hat. Hast du denn nicht gesehen, wie sie immer wieder bewundernd mit der Hand über die Kühlerhaube streicht? Sie liebt dieses Auto."
Natürlich hatte er es bemerkt. Er wünschte, sie würde ihn so liebkosen. Energisch rief Quint sich zur Ordnung. Er musste endlich aufhören, an Greeley Lassiter zu denken, sonst würde „Damian Trucking" noch Konkurs anmelden! „Ich habe vorhin mit Russell Gordon gesprochen. Er weigert sich, den Vertrag zu, unterschreiben. Könntest du dich vielleicht darum kümmern?" Big Ed betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Du glaubst wohl, Arbeit heilt ein gebrochenes Herz?"
Quint fluchte leise. Der alte Herr durchschaute wirklich jede List! „Hast du denn eins?"
„Nein. Greeley hat Recht. Fern konnte mir einfach nicht mehr geben. Ich hätte eben nicht so viel erwarten dürfen. Wenigstens habe ich einige Monate lang richtig guten Sex gehabt. Das ist doch auch was, oder?" Big Ed lachte. „Du hast ja keine Ahnung, was sie mir alles beigebracht hat..."
Quint ließ seinen Füller fallen und verschwand unter dem Schreibtisch, um ihn zu suchen.
Das Letzte, was er wollte, war, das Liebesleben seines Großvaters in allen Einzelheiten zu diskutieren!
„Wirst du sie heiraten?"
Big Eds Frage ließ ihn kurz innehalten. Betont langsam hob Quint dann den Füller auf und setzte sich wieder auf den Stuhl. „Keine Ahnung", sagte er schließlich. „Dafür ist es noch zu früh."
„Ich gebe dir einen guten Rat. Vermassle es nicht. Halt sie mit allen Mitteln fest. Sie ist es wert. Wenn ich vierzig Jahre jünger wäre, hättest du einen ernsthaften Rivalen."
„Damals habe ich dich vor Fern gewarnt. Du hast nicht auf mich gehört."
Edward Damian runzelte die Stirn. „Das heißt wohl so viel wie ,Steck deine Nase nicht in meine Angelegenheiten'? Du musst mich verstehen, Quint. Bald bin ich achtzig. Die Zeit läuft mir davon. Ich würde gern noch meinen ersten Urenkel sehen. Mir fallen jetzt schon tausend Dinge ein, die ich mit ihm machen möchte." Nachdenklich blickte er ihn an. „Vielleicht hätte ich mich mehr um dich kümmern müssen."
„Wie kommst du denn darauf?" Manchmal überraschte der alte Mann sogar ihn.
„Du arbeitest zu hart. Mach mal eine Pause. Fahr mit Greeley in die Berge. Geh mit ihr angeln."
„Ich habe noch nie geangelt."
„Genau das meine ich." Big Ed seufzte. „Ich habe dir deine Kindheit gestohlen. Wir hätten viel mehr gemeinsam unternehmen müssen. Wie Vater und Sohn."
„Das haben wir doch. Wir haben immer mit Lastwagen gespielt."
„Du solltest ,Damian Trucking' übernehmen. An etwas anderes habe ich nie gedacht." Gedankenverloren blickte Edward Damian aus dem Fenster. „Sechsundsiebzig Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe in meinem Leben viele Entscheidungen getroffen, richtige und falsche.
Jetzt ist es zu spät, ich kann nichts von dem zurücknehmen, was ich getan habe. Ich habe immer mein Bestes gegeben, Quint, auch wenn es vielleicht nicht immer so ausgesehen hat." Er wandte sich ab und verließ das Büro.
Quint lehnte sich kopfschüttelnd zurück. Was war mit dem alten Mann los? Hatte er plötzlich Angst vor dem Tod?
Am nächsten Morgen kam Quint in die Küche, und der Duft nach frisch gekochtem Kaffee weckte sofort seine Lebensgeister. Big Ed war bereits auf und hatte einen Becher vor sich
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