Kleines Herz in Not
stehen. „Guten Morgen."
Quint schenkte sich Kaffee ein und setzte sich zu seinem Großvater. „Schöner Tag heute." Jeder Tag mit Greeley war wundervoll.
„Es regnet", antwortete der alte Mann spöttisch.
„Auch gut. Dann ist unsere Wasserrechnung nicht so hoch."
„Als ich gestern in deinem Büro war, habe ich die Aktenberge auf dem Schreibtisch gesehen. Es tut mir Leid, aber ich habe die Dinge wohl etwas schleifen lassen, als du in Aspen warst. Bist du fertig geworden?"
„Noch nicht. Ich konnte mich nicht konzentrieren." Kein Wunder, wenn er immer Greeleys Gesicht vor Augen hatte und sich vorstellte, wie es wohl war, mit ihr im Bett zu liegen. Quint trank einen Schluck Kaffee und füllte Cornflakes in eine Schüssel.
Big Ed wartete, bis er zu essen begonnen hatte, und sagte dann: „Ich möchte noch etwas mit dir besprechen."
Quint ließ den Löffel sinken und blickte erstaunt auf. „Schieß los."
„Ich hatte vor, Fern an der Spedition zu beteiligen - quasi als Hochzeitsgeschenk. Irgendwie hatte ich gehofft ... „ Big Ed zögerte. „... sie könnte dir einmal helfen, wenn ich nicht mehr da bin. Die Spedition ist mit den Jahren immer größer geworden. Ich kann unmöglich von dir verlangen, dass du alles allein schaffst."
„,Damian Trucking' ist mein Leben."
Big Ed lächelte ihn an. „Das weiß ich. Aber du arbeitest zu hart. Ich habe nachgedacht. Über Greeley. Ich habe ihr Kummer bereitet, denn mir ging mein eigenes Glück über alles. Ich war wie besessen von Fern und konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu verlieren. Ich hatte gehofft, sie würde mir dankbar sein und bei mir bleiben, wenn ich sie mit ihrer Tochter zusammenbringe, aber das war ein Irrtum. Greeley ist nur Mittel zum Zweck gewesen, und das tut mir sehr Leid."
Jetzt verstand Quint, was mit seinem Großvater los war. Der alte Mann hatte ein schlechtes Gewissen. „Mach dir keine Sorgen. Greeley trägt dir nichts nach." Quint begann wieder zu essen.
„Das weiß ich. Sie ist mir nicht böse, obwohl ich sie ausgenutzt habe. Ich wollte Fern nicht verlieren. Sie war so gut im Bett."
Schweigend goss Quint sich noch etwas Kaffee ein. Hoffentlich ging sein Großvater nicht zu sehr ins Detail!
„Ich wünschte, ich hätte dich nie nach Aspen geschickt. Noch eine falsche Entscheidung, die ich nicht rückgängig machen kann." Big Ed blickte gedankenverloren in seinen Becher. „Ich kann nur versuchen, es irgendwie wieder gutzumachen. Deshalb habe ich beschlossen, Greeley an der Spedition zu beteiligen. Sie hätte Ferns Anteil nach deren Tod sowieso geerbt."
Quint machte eine unbedachte Bewegung, und die Schale mit Cornflakes kippte um. Er achtete gar nicht darauf, dass die Milch langsam zu Boden tropfte, sondern sah seinen Großvater ungläubig an. „Was?"
„Du hast mich verstanden. Greeley wird Miteigentümerin von ,Damian Trucking'."
Quint ignorierte den großen Stapel Akten auf seinem Schreibtisch. Er wusste nicht, wie er in die Firma gekommen war. Irgendwie hatte er das Frühstück hinter sich gebracht und sich sogar noch vernünftig mit seinem Großvater und Greeley, die gleich darauf in die Küche gekommen war, unterhalten. Allerdings konnte er sich nicht mehr erinnern, was er gesagt hatte. Als er auf den Hbf der Spedition fuhr und ausstieg, warfen ihm einige seiner Angestellten verstohlene Blicke zu, sprachen ihn allerdings nicht an.
Er schüttelte den Kopf. Wenn es einen Preis für den dümmsten Mann gäbe, würde er ganz oben auf der Liste stehen.
Wie der Großvater, so der Sohn. Das kam davon, wenn man nicht mit dem Gehirn, sondern mit etwas anderem dachte! Schon als er Greeley das erste Mal gesehen hatte, hatte er nur eins gewollt: mit ihr zu schlafen. Er hatte alle Bedenken über Bord geworfen und sich eingeredet, dass er sie wirklich mochte.
Es klopfte, und Greeley kam herein. „Hallo." Sie tat so, als wäre nichts geschehen. So gerissen und trotzdem noch so begehrenswert.
„Ich habe zu tun. " Quint blickte nicht auf.
„Es dauert nicht lange. Jack hat mir von einem Schrottplatz erzählt, den ich mir gern ansehen würde. Kann ich deinen Wagen haben?"
„Ich verleihe mein Auto nicht an Wildfremde."
Greeley erstarrte, und sie lächelte nicht mehr. „Was ist los, Quint? Habe ich dich verärgert?"
Quint lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hat wirklich ihren Beruf verfehlt, dachte er, sie ist die perfekte Schauspielerin. Aber er hatte sie durchschaut. Er war nicht eine so
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