Kleines Herz in Not
Puls. Ganz regelmäßig. Beruhigt setzte sie sich wieder.
Beinah hätte sie ihn verloren. Das durfte nicht noch einmal geschehen.
Wann hatte sie sich eigentlich in ihn verliebt? Sie wusste es nicht mehr. Als er Hannah vor den herunterfallenden Schrottteilen gerettet hatte und dann im Krankenhaus aus Angst vor der Spritze ohnmächtig geworden war? Oder als sie erfahren hatte, was für ein Mann er wirklich war? Geld, Ruhm und Macht hatten ihn nicht verdorben, ganz im Gegenteil, er war gut, freundlich, mitfühlend und hatte ein Herz für seine Mitmenschen.
Er rettete sogar Katzen aus brennenden Autos. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Er hatte ihr noch nie seine Liebe gestanden.
Sie konnte warten. Egal, wie lange es dauern würde. Er würde lernen, sie zu lieben. Alle anderen waren zum Essen gegangen. Sie hatte keinen Hunger.
Wie würden wohl ihre Kinder aussehen? Würden sie blaue Augen haben oder grüne? Vielleicht auch eine Mischung aus beiden. Türkis. Diese Farbe hatte ihr schon immer gut gefallen.
Quints Bein schmerzte, aber er ignorierte es. Wo blieb Greeley? Die Krankenschwester hatte ihm beim Waschen und Rasieren geholfen. Das angebotene Schmerzmittel hatte er abgelehnt. Er brauchte einen klaren Kopf. Es war schon fast zehn Uhr.
Und wenn sie nun nicht kam? Er konnte sich nicht daran erinnern, was er gestern zu ihr gesagt hatte.
Hatte sie von Liebe gesprochen? Er wusste es nicht mehr.
Nur das Wort Hochzeit war ihm in Erinnerung geblieben. Er konnte keine Freude empfinden. Wen wollte sie heiraten? Hatte sie einen Namen genannt? Sie durfte niemand anders heiraten als ihn! Nur, wie sollte er das verhindern?
Schritte. Stimmen. Er fühlte sich gleich viel besser.
Quint rang sich ein Lächeln ab, als seine Mutter, Phil und Big Ed das Zimmer betraten. Sie unterhielten sich, doch er hörte nicht zu. Angestrengt lauschte er, ob noch jemand kommen würde. Seine Besucher hatten nichts von Greeley gesagt. Und er hatte sich nicht getraut zu fragen.
Ein lautes Quietschen ertönte, und die Unterhaltung verstummte. Erwartungsvoll blickte Quint zur Tür, und was er dort sah, brachte ihn zum Lächeln.
Ein große Skulptur aus Metall kam ins Zimmer. Sie hatte die längsten, attraktivsten Beine, die er je gesehen hatte. An den Füßen trug sie hochhackige rote Schuhe. Hinter ihr ging Mary Lassiter.
Alle sprachen durcheinander, aber er hatte nur Augen für Greeley, die die Skulptur in den Armen gehalten hatte und sie jetzt vorsichtig gegen die Wand stellte. Dann drehte sie sich um und lächelte ihn an. Quint traute seinen Augen kaum. Sie war ein Traum in Rot - von den Fußnägeln bis zu dem knappen Kleid. Er atmete tief durch.
Diese Frau war einfach umwerfend. Sie würde ihn nie langweilen.
Quint richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Kunstwerk an der Wand. „Eine Greeley-Lassiter-Skulptur", flüsterte er.
„Wie findest du sie?"
Ein einfache Frage, die allerdings sehr schwer zu beantworten war. Er durfte Greeley nicht noch einmal verletzen. Die Angst in ihren Augen bewies ihm, dass Greeley nicht so selbstsicher war, wie sie sich gab. Er würde sie nicht enttäuschen.
Quint musterte die Skulptur. Dieses Kunstwerk war wie seine Schöpferin: perfekt und voller versteckter Emotionen. Der erste Blick war trügerisch. Es steckte mehr dahinter. Die Figuren erzählten eine Geschichte und faszinierten den Betrachter.
Das war nicht die Skulptur, die er für seinen Großvater bestellt hatte.
Zuerst konnte Quint nicht erkennen, was sie darstellen sollte... Plötzlich jedoch verstand er, und am liebsten hätte er die ganze Welt umarmt. Er wusste nicht, wie Greeley ein solches Wunderwerk hatte schaffen können. Sie hatte sein Leben porträtiert - ein Autoschlüssel, Barney, der mit dem Schwanz wedelte, Jungen beim Baseballspiel, Hannah und der Schmetterling. Sogar ein Truck fahrender Weihnachtsmann war zu sehen. Verschieden große Buchstaben waren an der Skulptur befestigt. Zuerst ergaben sie keinen Sinn, aber wenn man sie anders zusammensetzte ... Quint schüttelte den Kopf. Vielleicht litt er ja immer noch an den Nachwirkungen der Schmerzmittel! Er konnte aus den Buchstaben jedenfalls nur die Worte „der Held" bilden.
Schnell blickte er zu Greeley hinüber. Schweigend wartete sie auf seinen Kommentar.
Nein, er konnte das so nicht akzeptieren. Er musste ihr die Wahrheit sagen. „Ich bin kein Held, Greeley. Warren war direkt hinter mir. Wenn er zuerst an der Unfallstelle gewesen wäre, hätte er die Kinder
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