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Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Titel: Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Ort des Horrors ist für sie ein alter Zopf, wo wird schon mehr betrogen und belogen, als in der eigenen Familie. Sie wissen genau, dass das Leben fies, schmutzig und gemein ist. Ihr Therapeut ist der Letzte, der dies begreifen wird. Vor lauter Interpretationen, Bildern, auf- und absteigenden Gefühlen, Vor-, Nach- und Zurückspüren kann der noch nicht einmal geradeaus schauen geschweige denn, Termine pünktlich einhalten. Seine verlotterten Praxisräume gleichen mehr einem Basar für Esoteriker als einer ordentlichen Arztpraxis. Konsequenterweise haben sie auch nach der dritten Probesitzung einen Schlussstrich gezogen. Der Beitragszahler
wird es ihnen danken, dass durch diffuses Therapeutengeschwätz nicht noch mehr Geld verschleudert wird.
    Schmerz, seelischer
    Aus diesem Samenkorn der Attitüdengesellschaft ist mittlerweile eine große und schillernde Blume geworden. Ihre Düngemittel sind: Kuschelfaktor in allen öffentlichen Diskursen, gefühlstriefende Propaganda der Sozialstaatsindustrie. Gefühlt garantiert, ob gefühlte Temperatur, gefühlte Entfernung, gefühlte Unsicherheit oder gefühlter Verlust. Gut macht sich auch das Heulen vor laufender Kamera.
    Leitsätze: Ich bin betroffen, ich habe Angst, ich bin authentisch.
    Selbstfürsorge
    Das modische Patentrezept für psychische Gesundheit schlechthin, so eine Art heiliger Gral gegen ein Burn-out. Es wird von Psychotherapeuten gnadenlos praktiziert, deswegen nehmen sie nur Patienten, die ihnen guttun. Um die persönlichkeitsgestörte, asoziale und süchtige Restpopulation kümmert sich ein Konglomerat aus Juristen, Sozialpädagogen, Polizei und Sozialpolitiker.
    Selbstbeobachtung
    Die Attitüde der westlichen Welt schlechthin. Ein erster wichtiger Schritt zu einer soliden Basis für Hypochondrie. Eine kultivierte Steigerung der Selbstbeobachtung lässt sich durch Bewusstseinstraining erreichen. Dort lernen Sie, dass es nicht nur einen inneren Schweinehund gibt. In diesen Seminaren haben Sie die beste Gelegenheit, sowohl Ihr inneres Kind als auch Ihren inneren Arzt kennen zu lernen. Dann haben Sie auch diese Kurpfuscher im weißen Kittel nicht mehr nötig.
    Selbsthilfegruppen
    Der medizinisch-industrielle Komplex versucht überall zu manipulieren. Und da auch und gerade Experten käuflich sind, schreit dies geradezu nach Selbsthilfe. Hier werden existenzielle Probleme diskutiert, beispielsweise in den Selbsthilfegruppen für Medizingeschädigte, Lach-Yoga, Linkshändigkeit, Trennung/Scheidung, Mobbing oder Sex- und Liebessucht. Doch die Gesellschaft in den Zeiten des herzlosen Turbokapitalismus ist für wesentliche Aspekte des Daseins völlig blind geworden. Wo bleibt die Selbsthilfegruppe für die Halter autistischer Zwergkaninchen? Oder für eingewachsene Fußnägel?
    Sissi-Syndrom
    Spezielle Form bei jüngeren und sportlichen Frauen, die durch ihren Aktivismus die Depression kompensieren wollen und eigentlich nicht depressiv wirken. In den letzten Jahren als nicht etabliertes Konzept wieder fallengelassen.
    Nostalgisch aufgepumpter Begriff mit Reminiszenzen an die sportlichen Aktivitäten der Kaiserin Elisabeth.
    Wenn eine Alt-68er-Therapeutin, die schon auf zellulärer Ebene für diese Welt zu kompliziert gestrickt ist, die Dynamik einer schlanken und attraktiven »Patientin« nicht mehr ertragen kann, dann diagnostiziert sie ein Sissi-Syndrom. Aktivismus als Ausdruck einer Depression, denn nichts anderes ist damit gemeint. Warum eigentlich nicht? Denn diese narzisstische Kränkung muss sie nun wirklich nicht ertragen.
    Sozialpsychologe
    Beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft und ist überflüssig wie ein Kropf. Ein Möchtegern-Intellektueller, der nach 32-semestrigem Studium den pädagogischen Anspruch entwickelt hat, Otto Normalverbraucher die Welt zu erklären. Dazu lässt er sich in seinem Ambiente ablichten und verbreitet Weisheiten wie: »Unser Standard ist global nicht lebbar!« Das weiß allerdings jedes Kind. Er war es nie und wird es niemals sein. Und er muss es auch nicht. Allen sozialschwärmerischen
Utopien zum Trotz: Niemals in der Geschichte der Menschheit hat es eine klassenlose Gesellschaft gegeben. Und das ist auch gut so.
    Stalking
    Belästigendes bis bedrohendes Aufsuchen und Nachstellen einer ehemals geliebten Person, die sich von einem getrennt hat.
    Hiervon Betroffene sind vorzugsweise durch einen antiautoritären Erziehungsstil oder andere überschmückte oder verkomplizierende Lebensformen

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