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Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Titel: Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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dort praktiziert wird, wird nach fünf bis zehn Jahren auch hier kritiklos übernommen, egal ob Coca Cola, MacDonalds oder der 3. und 4. Job in der Arbeitswelt (kultureller Abfall wechselt sich mit sozioökonomischer Notwendigkeit ab).
    Zurück zum Lifestyle-Medikament oder zum Psychopharmakon light: Wer in der Zukunft Prüfungen bestehen will, braucht Turbo-Moleküle zur Förderung von Konzentration,
Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Examensleistungen werden nicht mehr vom Lernen, sondern von der Qualität der örtlichen Apotheken abhängen.
    Psychoratgeber
    Wenn Verlierer kompliziert werden, dann sind Psychoratgeber die bevorzugte Literatur. Wer hier Rat sucht, ist vom Mainstream schon so was von verkorkst und verraten, dass ihm auch durch eine Gehirnprothese nicht mehr zu helfen ist. Sei’s drum, auf dass Psycho-Fuzzis hiermit ihren Lebensunterhalt verdienen können. Supervidiert und reflektiert, das ist schon so gut wie geistig krepiert.
    Psychose
    Sammelbezeichnung in der Psychiatrie für schwere geistig-seelische Erkrankungen, wie Schizophrenie, Morbus Alzheimer etc. oder auch allgemeine Bezeichnung für unterschiedliche Geisteskrankheiten mit zum Teil nachgewiesener, zum Teil hypothetischer organischer Ursache.
    Damit es etwas klarer wird: Der Neurotiker baut Luftschlösser, der Psychotiker wohnt darin – und der Therapeut kassiert die Miete.
    Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für
    Ist damit beschäftigt, mithilfe eines kommunikativen Problemlösungsprozesses psychische Erkrankungen und deren Folgen zu bewältigen bzw. zu lindern.
    Langweiliger Kram! In Wahrheit ein Arzt, der dafür bezahlt wird, sich die Geschichten anzuhören, die der genervte Bekanntenkreis seit Jahrzehnten nicht mehr hören kann.
    Die psychotherapeutische Medizin verhält sich zu den Ursprungsdisziplinen Neurologie und Psychiatrie wie die kosmetische Chirurgie zur Unfallchirurgie.
    Ihre gesellschaftlich entlastende Funktion besteht in der Umverteilung des Jammers am Beginn des 21. Jahrhunderts.
    Psychotherapie
    Beruflich gefestigte Liebeserklärung an ergebnislose Gespräche.
    Psychotherapie, spirituelle
    Der Königsweg zum kosmischen Bewusstsein, nach Auf- und Durcharbeiten von Familiengedöns und anderen kleinbürgerlichen Katastrophen.

    Wer dann nach über 20-stündiger Videodokumentation über den dauergrinsenden Dalai Lama ein wohl vernehmliches und langgezogenes »OOHHM« artikulieren kann, ist schon ein gutes Stück weitergekommen.
    Psychotraumatologie
    Teilgebiet der Psychiatrie/Psychotherapie, die sich mit psychischen Erkrankungen und Traumata befasst.
    Den durch die Medien hoch suggestiblen Menschen unserer Zeit wird gebetsmühlenartig vermittelt, dass die Überwindung eines Traumas ohne psychologische Hilfe quasi undenkbar ist. Der Faszination, traumatisiert zu sein, können viele nicht widerstehen. Psychotraumatologische Ambulanzen und Zentren schießen deshalb wie Pilze aus dem Boden. Sie bedienen sozusagen den medial vermittelten Wunsch, endlich einmal Opfer sein zu dürfen. Manche dieser Zentren geben in ihren Flyern an, dass 20 % der Betroffenen nach einem traumatisierenden Ereignis eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Durch einen weitreichenden informativen (oder besser: induktiven) Prozess über Gazetten wie Stern, Spiegel, Frau im Spiegel etc. wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit erreicht werden, dass bei unerwarteten Lebensereignissen höchstens 20% der Bevölkerung keine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.
    Wer ist heute – und erst recht morgen – eigentlich nicht traumatisiert?

Q

    Qualitätsmanagement
    Maßnahmen zur Verbesserung und Sicherung der Qualität einer bestimmten Methodik bzw. Arbeitsweise.
    Ähnlich wie bei der sich aufdrängenden Frage »… und wer therapiert die Therapeuten?« müsste auch hier gefragt werden, wer denn die Qualität der Qualitätsmanager prüft. Gar sie selbst und dann auch noch ohne vorherige Selbsterfahrung?
    Der Qualitätsmanager in der Medizin ist der Rettungssanitäter für Absicherungsdenken und Bürokratie. Wichtige Gründe sprechen für ihn: Mit der eigenen Praxis lässt sich zu wenig Gewinn erzielen. Bei den Arzthelferinnen wandern bei innovativen Vorschlägen des Chefs schon seit Monaten die Augen nach oben. Zu wenig Bestätigung durch eigene Heilerfolge. Spätestens jetzt wird es höchste Zeit, sich zum Qualitätsmanager fortbilden zu lassen. Weg von der wertschöpfenden und endlich hinein in die kontrollierende
Tätigkeit.

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