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Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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mit ihnen hatte, solange sie nicht ihre Zustimmung gegeben hatten; er hatte kein Recht dazu, sie einzusperren, auch dann nicht, wenn sie es anscheinend als ein Spiel betrachteten, an dem sie manchmal Spaß hatten.
    Cathy rief von der Öffnung zwischen den Becken hoch: „ John! Tessie kriegt gerade ein Junges! “ Er rannte die We n deltreppe hinunter und durch das Tor zum inneren Becken. Er folgte Cathy in den Beobachtungsraum, und sie sahen durch das Unterwasserfenster zu, wie die Geburt anfing. Tessie schwebte wie absichtlich nahe genug an dem Fenster, so daß sie die Geburt genau beobachten konnten.
    „ Das ist aber komisch “ , sagte Cathy.
    Er sah genau hin. „ Da ist ja Lochinvar dabei! “ Pearson runzelte die Stirn. „ Das Männchen hilft doch bei der Geburt nicht. “
    „ Nein “ , sagte sie, „ das müßte ein Weibchen sein. Gwe n dolyn ist mit ihr im Becken herumgeschwommen, als gerade die Wehen angefangen haben. Ich dachte, Tessie hätte sich sie ausgesucht. “
    Sie sahen zu, wie sich mit Tessies Bauch ihr ganzer Kö r per verkrampfte, dann kam ein weiteres scharfes Zucken, und dann krümmte sie sich zu einem Fragezeichen zusa m men. Der Schwanz des Jungen kam zuerst heraus, und Cathy notierte sich die Zeit. Noch ein paar verkrampfte Windu n gen, und das Baby glitt heraus und schwamm auf seinem langen Weg zur Oberfläche und seinem ersten Atemzug nach oben.
    Es war schon fast an Tessies Kopf vorbei, als sie bemer k ten, daß da etwas nicht stimmte. Anstatt unter und hinter dem Neugeborenen zu schwimmen, um ihm an die Oberfl ä che zu helfen, es sogar nach oben zu schieben, wenn es sein mußte, schwammen sowohl Tessie als auch Lochinvar über ihm und versperrten ihm den Weg nach oben.
    Sie sahen voller Schrecken zu, als Lochinvar das Junge an einer Flosse packte und nach unten zog, während Tessie den Kopf mit dem Schnabel nach unten stieß. Das Baby wand sich und versuchte, sich zu befreien, aber es hatte s o wieso nur noch wenig Zeit dafür, an die Oberfläche zu kommen, und die Luft fehlte ihm. Fast hätte es sich aus L o chinvars Griff befreit, aber Tessie drückte es mit ihrem vo l len Körpergewicht herab und hielt es am Grund fest.
    Pearson starrte einen Moment in das Becken, bevor wi e der etwas sein Bewußtsein ergriff und ihn ins Wasser zerrte. Im Gegensatz zu allem, was in ihm war, packte der Delphin, der Pearson war, die Flosse mit dem Maul und zerrte das Junge nach unten. Er spürte, wie seine Zähne die neue Haut des Jungen einrissen, als es sich zu befreien versuchte, aber er hielt fest, wenn ihm auch alle seine Instinkte zuriefen, er solle loslassen.
    Er zerrte das Baby nach unten, und Vierklick drückte es auf den Grund des Beckens. Es konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß es sterben mußte; das war ein weiterer no t wendiger Schritt in dem Prozeß der Erziehung des Me n schen, obwohl sie es beide betrauerten, daß dort jemand wer immer es auch sein mochte, der da wiedergeboren wurde – zurückgehen mußte, um erneut zu warten. Sie trauerten um die lange Wartezeit, die sie dem auferlegten, der da geboren worden war.
    Daß auch sie in drei Tagen tot sein würden, nachdem sie die ganze Zeit im Kreis herumgeschwommen waren, um dann an selbstverursachten Magengeschwüren zu sterben, bekümmerte sie nicht. Es bekümmerte sie nicht, daß auch sie in dem trostlosen Raum, der zwischen Tod und Geburt liegt, ohne Empfindungen warten mußten, aber daß sie jemand anders zu dieser Wartezeit gezwungen hatten, das machte ihnen zu schaffen. Die Unnatürlichkeit ihrer Handlung machte ihnen Sorgen, aber sie konnten ihr nicht ausweichen.
    Jede ihrer Handlungen wurde von einem unerschütterl i chen Glauben getragen, als würden sie ein grundlegendes Gesetz des Universums kennen, das Pearsons Verständnis verschlossen war, als hätten sie Einsicht in etwas, das mit ihrer Existenz so untrennbar verknüpft war, daß sie nie auf den Gedanken gekommen wären, eine Flucht davor zu ve r suchen. Pearson bezweifelte, ob er jemals herausfinden wü r de, was das war.

21
     
    Kirby war noch zehn Meter von der Tür zum Kommunikat i onsraum entfernt, als der Admiral ihn anhielt. Er sah den Mann so finster an, als wolle er ihn gleich schlagen. „ Was wollen Sie, Hooker? “
    Der Admiral sah ihn besorgt an. „ Was hat er gesagt? “
    Kirbys Gesicht wurde noch finsterer. „ Er hat gesagt, daß Pearson bleibt. “
    „ Was machen wir denn jetzt? “ In der Stimme klang fast ein Winseln. Der Admiral schien

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