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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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auf ihn herab. Sie waren winzig, aber bereits hochmütig, wenn es ums Kämpfen ging.
    Das konnte doch nicht sein. Er wurde von Kindern belächelt?
    Wütend griff er sich sein Schwert. Stellte sich erneut.
    Erenis griff an. Er wich aus. Glaubte zumindest, auszuweichen. Sie war dort, wo er hingewollt hatte, und erwartete ihn. Abermals schlug sie gegen sein Schwert. Abermals verlor er es.
    Die Mädchen begannen zu lachen.
    »Du warst unaufmerksam. Noch mal.«
    Diesmal ließ er sich nicht lange bitten. Seine Wut gellte in ihm wie ein Kampfschrei. Diesmal wollte er sie überrumpeln. Sie alle. Die Mädchen sollten mit Lachen aufhören. Immerhin hatte er schon einen Waldmann bezwungen. Was hatten sie dagegen vorzuweisen, diese Kinder?
    Er nahm das Schwert auf und griff dann übergangslos an. Mit einem wilden Schrei, dem Gellen von eben, jetzt äußerlich. Schlug hart zu, von links und von rechts, dann wieder von links. Erenis wehrte ab. Wie spielend sah das aus. Jede ihrer drei Paraden zerschmetterte ihm fast das Handgelenk, aber er hielt durch. Er hatte einen Waldmann bezwungen, er war im Oval gewesen, er war im Vorwärtsgehen, sie ging rückwärts, also bestimmte er gerade das Geschehen, er beeindruckte sie.
    Sie lächelte.
    Dieses Lächeln irritierte ihn, während er doch schrie und wütend war.
    Sie sah aus, als sei sie zufrieden mit ihm. Zufrieden mit dem, was er sich vorgenommen hatte.
    Sie wirbelte den Oberkörper in die eine, ihre Füße in eine andere Richtung und hatte das Schwert an seiner Kehle. Stenrei schaute daran entlang und hatte das Gefühl, sich irren zu müssen, aber die Blutstaben sahen anders aus als früher. Setzten sich zu einer anderen, einer neuen Schrift zusammen. Auch Erenis’ Bewegungen im Kampf wirkten wie neu gefügt.
    »Noch mal.«
    Er konnte ihren Atem riechen, wenn sie »noch mal« sagte. Er hatte das Gefühl, danach süchtig werden zu können, aber das war nicht gerecht, das war wieder nur ihr Körper, all diese Formen und Bewegungen und Düfte, das war ohnehin alles unerreichbar, für immer, ganz anders als bei Elirou.
    Er versuchte es. Sie wirbelte wieder in zwei Richtungen, alles war Bewegung, alles war Duft, ein herber, strenger Duft, der immer noch lächelte, und sie drückte die Spitze des Schwertes gegen die Mitte seiner Brust. Die Klinge enthielt einen anderen Text als bislang.
    »Du bist zu offen. Noch mal.«
    Er versuchte es. Er wähnte sich auf jeden möglichen Wirbel gefasst, aber sie trat ihm die Beine unter dem Körper weg und stieg über ihn, die Spitze des Schwertes schmerzhaft an seinem Kehlkopf. Sie war so schnell, so stark, so kontrolliert. In hundert Jahren würde er nicht so werden können wie sie.
    Aber er hatte begriffen, dass sie ihn nicht tötete. Und er wollte nicht, dass die Mädchen ihm dabei zusahen, wie er sie oder ihre Blutstaben einfach nur betrachtete, also versuchte er, sie nicht allzu lange anzusehen.
    Keinem ihrer Gegner in den Dörfern hatte sie jemals so viele Versuche eingeräumt.
    Er hätte nun ebenfalls lächeln können, aber das erschien ihm wie eine Bewegung, die ihm keinen Nutzen brachte.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Deine neue Schule.« Mühsam erhob er sich, weil sie ihn ließ.
    »Ja. Kein Mann, der unser Lehrer ist. Sondern eine Frau, die ihnen beibringt, dass jeder Mann besiegbar ist. Und dann können wir sie leben lassen. Weil wir sie nicht mehr zu fürchten brauchen.«
    »Klingt gut.« Er stellte sich wieder zum Kampf, obwohl ihm schon alles wehtat. Sammelte sich. Verdrängte den Duft ihrer Worte. Ihre Überlegenheit. Ihre Pläne. Selbst sein Ohr dröhnte wieder. Und er sah, dass das eine Ohr von Erenis ebenfalls gelitten hatte. »Gäbe es einen Platz für mich in deiner Schule?«
    Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Ich will keine männlichen Schüler. Aber ich denke, du hast deinen Platz im Leben jetzt gefunden.«
    Er griff an zu einem »Ja«. Sie parierte. Er griff an. Sie wich aus. Sie griff an. Er wich aus, aber sie machte wieder eine von diesen unglaublich schnellen Folgebewegungen und erwischte ihn schon wieder. Sie stieß ihn von der tödlichen Spitze ihrer Klinge weg. Die Mädchen lachten und freuten sich jedes Mal, wenn sie ihn bezwang.
    Er versuchte es noch fünfmal. Kein einziges Mal wurde er ihr gefährlich, nicht einmal unabsichtlich, als ihm einmal beinahe das Schwert entglitt. Sie fing es ab und gab es ihm zurück. Bei allen fünf Versuchen hätte sie ihn töten können.
    Er hatte keine Kraft mehr. Die Luft war zu

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