Klonk!
modernen Wache.
Es funktionierte. Nobby und Colon kannten die Stadt fast so gut wie Mumm. Sie schlenderten umher, offenbar ziellos und völlig ungefährlich, und beobachteten und lauschten dem urbanen Äquivalent von Urwaldtrommeln. Und manchmal kamen die Trommeln zu ihnen. Freds verschwitztes kleines Büro war einmal der Ort gewesen, wo Frauen mit nackten Armen große Mengen Sarsaparille, Himbeersaft und Ingwerlimo gemixt hatten. Jetzt gab es dort immer Tee, und alte Kumpel, ehemalige Wächter und Exganoven waren jederzeit willkommen – wobei es sich manchmal um ein und dieselbe Person handelte. Mumm kam gern für die Krapfen auf, wenn diese Besucher eintrafen, um für einige Zeit der Fuchtel ihrer Ehefrauen zu entgehen. Es war die Investition wert. Alte Polizisten hielten die Augen offen und tratschten wie Waschfrauen.
Rein theoretisch war das einzige Problem in Freds Leben die Tür.
»Die Gilde der Historiker meint, wir sollten so viel wie möglich von dem alten Kram bewahren, Fred«, sagte Mumm.
»Ich weiß, Herr, aber… ›Quasselzimmer‹, Herr? Ich muss schon sagen!«
»Aber das Messingschild ist hübsch, Fred«, wandte Mumm ein. »Quassel. So nannte man den Sirup, der zur Herstellung der verschiedenen Limonaden diente. Eine wichtige historische Tatsache. Du könntest das Schild mit einem Stück Papier überkleben.«
»Das habe ich gemacht, Herr, aber die Jungs ziehen es immer wieder ab und kichern.«
Mumm seufzte. »Finde eine Lösung, Fred. Wenn ein alter Feldwebel keine Lösung für so etwas finden kann, ist die Welt zu einem sehr sonderbaren Ort geworden. Ist das alles?«
»Äh, eigentlich schon. Aber…«
»Komm schon, Fred. Es liegt ein arbeitsreicher Tag vor mir.«
»Hast du von Herrn Schein gehört?«
»Benutzt man ihn, um verschmutzte Oberflächen zu reinigen?«
»Äh… wie bitte, Herr?«, erwiderte Fred. Niemand war besser verwirrt als Fred Colon. Mumm schämte sich.
»Entschuldige, Fred. Nein, ich habe
nicht
von Herrn Schein gehört. Wieso fragst du?«
»Oh, nur so. ›Herr Schein, er Diamant!‹ Das habe ich in letzter Zeit mehrmals an Mauern gesehen. Trollgraffiti, tief ins Gestein gekratzt. Scheint bei den Trollen für Aufregung zu sorgen. Vielleicht ist es wichtig.«
Mumm nickte. Das Gekritzel an den Mauern ignorierte man auf eigene Gefahr. Manchmal teilte einem die Stadt auf diese Weise mit, was sie nicht unbedingt in ihrem viel beschäftigten Sinn hatte, aber doch in ihrem knarrenden Herzen.
»Halte weiterhin die Ohren offen, Fred. Ich verlasse mich auf dich, damit aus Gerüchten keine bittere Realität wird«, sagte Mumm mit zusätzlicher Fröhlichkeit, um den Mann ein wenig aufzumuntern. »Und ich spreche jetzt mit unserem Vampir.«
»Viel Glück, Sam. Ich glaube, es wird ein langer Tag.«
Sam, dachte Mumm, als der alte Feldwebel ging. Die Götter wissen, dass er es verdient hat, aber er nennt mich nur dann Sam, wenn er sich wirklich Sorgen macht. Nun, wir sind alle besorgt.
Wir warten auf den
ersten
Knall.
Mumm entfaltete die
Times,
die Grinsi auf seinem Schreibtisch zurückgelassen hatte. Er las die Zeitung immer im Büro, und dabei galt sein Interesse den Neuigkeiten, die Willikins beim Rasieren für zu gefährlich gehalten hatte.
Koomtal, Koomtal. Wohin Mumms Blick in der Zeitung auch fiel, überall sah er das Koomtal. Das verdammte Koomtal. Sollten die Götter diesen Ort verfluchen, was offenbar bereits geschehen war – sie hatten das Koomtal verflucht und dann vergessen. Eigentlich war es nur irgendein Tal in den Bergen. Rein theoretisch war es weit entfernt, aber in letzter Zeit schien es viel näher zu kommen. Aus dem Koomtal wurde weniger ein Ort, mehr ein geistiger Zustand.
Wenn man die nackten Tatsachen betrachtete, war es der Schauplatz einer historischen Schlacht. An einem unglücklichen Tag unter verhängnisvollen Sternen hatten dort die Zwerge den Trollen aufgelauert, beziehungsweise umgekehrt. Sie hatten seit der Schöpfung gegeneinander gekämpft, soweit Mumm wusste, aber bei der Schlacht im Koomtal war der gegenseitige Hass in gewisser Weise
offiziell
geworden und hatte eine Art mobile Geographie entwickelt. Wo irgendein Zwerg gegen einen Troll kämpfte, dort befand sich das Koomtal. Selbst bei einer Schlägerei in einer Kneipe war das Koomtal zugegen. Es gehörte zur Mythologie beider Völker und war ein Schlachtruf, der Grund, warum man den kleinen, bärtigen respektive großen, felsigen Mistkerlen nicht trauen konnte.
Seit dem ursprünglichen
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