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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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nicht …«
    »Keine Widerrede. Das ist eine dienstliche Anweisung!«
    Haevernick ließ das Fenster herunter und knallte das Blaulicht aufs
Dach.
    Als er den Opel auf den Standstreifen lenkte, schnitt er Janina und
Kevin zum Abschied eine fürchterliche Grimasse. Die beiden sahen ihn mit großen
Augen an. Endlich haben die mit ihrer Winkerei aufgehört, dachte Klotz und trat
aufs Gas.
    Nach einer guten Stunde Fahrt war es so weit. Sie waren am
Würzburger Polizeipräsidium angekommen.
    Ob es so etwas wie eine Norm gab für Weihnachtsgebäck bei der
bayerischen Polizei? Die Plätzchen, die vor ihm auf dem Teller lagen, hatten
die gleiche Form, Färbung und Größe wie die, die sie im Nürnberger Präsidium in
jedem Büro und Konferenzraum rumliegen hatten. Es gab Sterne, Halbmonde und
Herzen. Warum war da eigentlich kein Polizeiwappen drauf, fragte sich Klotz,
der sich gerade ein herzförmiges Plätzchen in den Mund schob.
    Er hatte sich auf Roses Schreibtischsessel niedergelassen und dafür
einen missbilligenden Blick von der Sekretärin geerntet, die den beiden
Ermittlern aus Nürnberg soeben mitteilte, dass Kommissar Rose noch in einer
Besprechung sei, aber kommen werde, sobald diese zu Ende sein würde.
    Klotz sah sich um. Auf Roses Schreibtisch stand eine angebrochene
Flasche Frankenwein, ein Bocksbeutel: Volkacher Kirchberg 2004.
    Die Begrüßung war herzlich. Rose bot Klotz von dem Frankenwein an,
was Klotz nur deswegen ablehnte, weil sich Haevernick mit im Raum befand.
    »Einer geht doch! Stell dich nicht so an!«
    »Nein, wirklich nicht, Schorsch! Du weißt doch, ich bin im Dienst.«
    »Das bin ich auch!«
    Klotz überließ Rose dessen Platz. Während er sich ein Glas Weißwein
einschenkte, begann der Würzburger Kommissar mit seinem Bericht.
    Entlang des Mains herrschte an einigen Stellen noch Fährbetrieb, um
die Verbindung zwischen den Ufern zu gewährleisten. So auch zwischen Mondfeld,
das im nördlichen Baden-Württemberg liegt, und dem Ort Stadtprozelten, der zu
Bayern gehört.
    Am Samstag um die Mittagszeit herum ereignete sich dort ein Mord, so
eigenartig, so skurril, dass er die ermittelnden Beamten vor ein scheinbar
unlösbares Rätsel stellte.
    Der Ablauf der Tat konnte quasi lückenlos rekonstruiert werden, da
sich das Ganze unter den Augen mehrerer Zeugen ereignet hatte.
    Die Flussfähre legte am baden-württembergischen Ufer an, um mehrere
Pkw aufzunehmen. Die Fähre begann mit der Überfahrt.
    Ein Mann stieg aus seinem Wagen. Ging zur Beifahrerseite des Wagens.
Öffnete die Tür. Packte die Person, die dort saß. Hievte die leblos wirkende
Person um den Wagen herum. Positionierte sie auf dem Fahrersitz. Fixierte die
Person mit dem Anschnallgurt. Schloss die Fahrertür. Ging wieder zurück zur
Beifahrerseite. Setzte sich. Löste die Handbremse. Der Wagen rollte. Durchbrach
die Sicherheitsschranke. Rollte weiter. Der Wagen fiel in den Fluss. Versank.
    »Das gibt’s doch nicht!«, entfuhr es Klotz. »Und dann zieht der
dieses Ding noch vor aller Augen durch, am helllichten Tag!«
    »Was ist mit den Zeugen? Warum haben die nichts unternommen?«, warf
Haevernick ein.
    »Offensichtlich waren die so perplex, dass sie das ganze Geschehen
für etwas Irreales hielten. Die fühlten sich alle wie im falschen Film.
Natürlich wurden Polizei und Feuerwehr sofort verständigt, aber für das Opfer,
einen gewissen Bogendorfer, kam jede Hilfe zu spät.«
    »Geklauter Wagen? Gefälschte Kennzeichen?«, fragte Klotz nach.
    »Gefälschte Kennzeichen ja. Aber der Wagen war nicht gestohlen. Er
gehört dem Betrieb, wo Bogendorfer arbeitete. Einer Firma Fröhling,
Bildhauerwerkstatt.«
    Rose führte weiter aus. Im Handschuhfach hatte man einen
Abschiedsbrief, maschinengeschrieben und in Folie eingeschweißt, gefunden. Auf
dem Papier befand sich ein seltsames Zeichen. Ein Quadrat, dessen Ecken durch
zwei Diagonalen verbunden waren.
    Die Pyramide, dachte Klotz und lauschte weiter.
    Die rechtsmedizinische Untersuchung der Leiche hatte Erkenntnisse
geliefert, die die Ermittler von einem bis ins letzte Detail hinein geplanten
Tötungsdelikt ausgehen lassen mussten. Dem Opfer war ein Narkotikum namens
»Rocuronium« verabreicht worden. Dieses Mittel, das in der Regel aufgrund
seines schnellen Wirkungseintritts vor allem bei Unfallopfern zur Anwendung
kommt, lähmt innerhalb weniger Sekunden die Muskeln und führt zum Einschlafen.
Im vorliegenden Fall gestaltete sich die Sache allerdings wesentlich
differenzierter. Anhand

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