Klotz, Der Tod Und Das Absurde
heißt der Mann? Wie sah er aus?«
»Warten Sie, ich habe mir Name und Adresse aufgeschrieben.«
Während Fröhling im Büro war, zündete sich Klotz eine Zigarette an.
Was das geviertelte Quadrat zu bedeuten hatte, war nun klar. Allein die
Bedeutung der Pyramide war das Problem. Da würden sie noch ein wenig recherchieren
müssen.
Als Klotz den Zettel, den ihm Fröhling gebracht hatte, endlich in
der Hand hielt, versteinerte er plötzlich.
»Die Asche, Herr Kommissar!«
»Äh, ja. Danke.«
Bevor er den Aschenbecher erreichen konnte, fiel ein etwa
vierzentimetriges Stück von der Zigarette auf das Wachstischtuch und zerstob.
Klotz sah Fröhling verstört an. Dann legte er den Zettel gedankenverloren
seiner Kollegin vor die Nase und fragte nach einem Schnaps.
»Aber das bist ja du!«
»Nicht ganz, Astrid. Nicht ganz.«
Haevernick sah ein zweites Mal auf das Papier. Werner Klotz – Am
Rochuskirchhof 17 – Nürnberg.
»Nicht ganz …?«
Klotz antwortete nicht. Stürzte stattdessen einen weiteren Obstler
herunter. Nachdem er etwas ruhiger geworden war, beschloss er, die Befragung
von diesem Fröhling fortzusetzen, beziehungsweise überhaupt erst einmal
einzuleiten. Er bat den Bildhauermeister, seinen Wandergesellen aus dem Raum zu
entfernen.
»Herr Fröhling, der Mann, der Ihnen diesen Auftrag erteilt hat,
können Sie den beschreiben?«
»Natürlich.«
»Also?«
»Er war mittelgroß, normale Statur, hatte dunkles, leicht grau
meliertes Haar und einen Oberlippenbart. Ich glaube, er war Franzose.«
»Sie glauben?«
»Ja, er sprach perfekt Deutsch, aber er hatte einen leichten
französischen Akzent. Ach ja, und noch was ist mir aufgefallen.«
»Bitte.«
»Seine Augen. Er hatte strahlend blaue Augen. Beinahe unnatürlich
sah das aus, wie die strahlten.«
Klotz hatte sein Notizbuch aus einer Manteltasche gekramt und alles
mitgeschrieben. Als er fertig war, schenkte er sich noch einen Schnaps ein.
»Gut. Das ist ja schon mal was! Sie müssten dann so bald wie möglich
zu uns ins Präsidium kommen, damit wir ein Phantombild anfertigen können.«
»Okay. Kein Problem. Ich stehe selbstverständlich zur Verfügung.«
Fröhling machte ein fragendes Gesicht. Klotz musste einen Moment
lang nachdenken.
»Ach ja. Gut. Ich werde mal sehen, was sich da hinsichtlich Ihres
Gesellen machen lässt. Also, so wie das aussieht, muss meine Kollegin auf jeden
Fall zum Arzt.«
»Ich brauch den Tobias. Im Moment mehr denn je. Er mag ja ein
paranoider Kiffer sein, aber als Steinmetz ist er unersetzlich … Bitte!«
»Wie gesagt. Wir schauen mal. Aber versprechen kann ich nichts.
Kommen Sie nach den Feiertagen so schnell wie möglich zu uns. Hier, meine
Karte. In dieser Abteilung melden Sie sich.«
»Geht klar.«
Endlich besprachen sie den Fall Bogendorfer. Fröhling erklärte, dass
sich Bogendorfer wegen seiner Spielsucht in ständiger Geldnot befunden hatte.
Er hatte Überstunden abgerechnet, die er gar nicht abgeleistet hatte. Außerdem
war es schon ein paarmal vorgekommen, dass er sich heimlich aus der Portokasse
bedient hatte, was natürlich Anlass für zahlreiche Auseinandersetzungen gewesen
war. Darüber hinaus war er in letzter Zeit immer wieder betrunken zur Arbeit
erschienen.
»Warum haben Sie Bogendorfer eigentlich nicht gekündigt?«
»So einfach ist das nicht. Wir kennen, besser gesagt kannten uns
schon seit über zwanzig Jahren. Früher waren wir mal richtig dicke Freunde,
wenn Sie verstehen.«
Klotz wandte sich seiner Kollegin zu und gab ihr die Autoschlüssel,
sie sollte schon mal vorgehen. Er stand mit Fröhling noch eine Weile in der
Haustür.
»Schön haben Sie’s hier. Ein toller Beruf, Bildhauer.«
»Mein ganzer Stolz. Familienbetrieb, schon seit mehr als hundert
Jahren.«
»Hm. Noch was, Herr Fröhling.«
»Ja?«
»Kennen Sie einen Thorsten Gummler?«
Fröhling sah zur Seite und kaute an seinen Fingern herum.
»Nie gehört, Herr Kommissar.«
»Na gut. Also dann, Wiedersehen.«
Ha! Jetzt hatte er ihn erwischt. Er hatte ganz klar gespürt, dass
Fröhling bei der letzten Frage gelogen hatte. Aber warum?
Während der Fahrt wechselten beide kein einziges Wort, was einfach
daran lag, dass sie sich völlig erschöpft fühlten. Haevernick hatte Schmerzen
am Hinterkopf und im Nacken, und Klotz musste ständig an diese Sache mit dem
Grabmal denken. In seinem Kopf drehte sich alles, in seinem Mund hatte er einen
schalen Geschmack. Sie fuhren gerade nach Nürnberg hinein, als Haevernick
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