Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
Vom Netzwerk:
Wand
zog sich ein Schreibtisch. Neben Computern, mehreren Druckern und einer
undefinierbaren Maschine, deren Funktion Haevernick unbekannt war, befanden
sich halb ausgetrunkene Bierflaschen, Kaffeetassen, Papier und Prospekte auf
dem Bürotisch. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein runder Holztisch, auf
dem außer einem Aschenbecher nur noch der Katalog einer Bronzegießerei lag.
Haevernick nahm an, dass die beiden Sessel, die um diesen Tisch herumdrapiert
waren, für eventuelle Besucher reserviert waren.
    Sie wollte sich schon auf eines der Polstermöbel setzen, als ein
lauter metallener Schlag an ihr Ohr drang. Sie stand auf und ging zu dem
Fenster, das auf den Hof hinaus zeigte. Die Statue lag nun auf der Ladefläche
des Transporters. Jemand klappte eine Seitenwand nach oben, und das metallene
Geräusch wiederholte sich. Im Hintergrund konnte man das elektrische Surren des
Gabelstaplers hören.
    Irgendetwas, das auf dem Schreibtisch lag, erregte plötzlich
instinktiv ihre Aufmerksamkeit. Sie sah genauer auf die Fläche aus Papier und
Bierflaschen.
    Schließlich hatte sie die Skizze gefunden. Schnell lief sie zu einem
Schubladenschrank. Suchte, bis sie eine Klarsichtfolie gefunden hatte. Nahm die
äußerste Ecke der Skizze vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und schob
das Papier in die schützende Folie.
    Plötzlich spürte sie etwas Hartes gegen ihren Hinterkopf knallen.
Das weiße Papier vor ihren Augen wurde schwarz.
    * * *
    Klotz war gerade dabei, sich ein drittes Stück von einem Käsekuchen
mit besonders hohem Fettgehalt in den Mund zu schieben, als sein Handy
klingelte.
    »Servus, Laanschaf. Was gibt’s?«
    »Ich ruf an wegen dieser Autokennzeichensache. Deine Kollegin hat
mir da heute Morgen eine SMS geschickt.«
    »Und?«
    »Nun ja. Bisher haben wir nichts rausgekriegt. Es könnte sich
allerdings durchaus um einen Code handeln. Vielleicht einen unvollständigen.
Wenn es sich nicht um zu viele Komponenten handelt, werden wir versuchen, die
fehlenden Puzzleteile zu ergänzen. Aber das braucht Zeit.«
    »Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes«, kommentierte Klotz
unzufrieden.
    »Im Moment können wir da wenig machen.«
    »Gut. Bis dann. Und wenn wir uns nicht mehr sehen sollten: Fröhliche
Weihnachten.«
    »Fröhliche Weihnachten. Tschüss.«
    Die Uhr zeigte zwei Minuten vor halb elf, und Klotz spürte, dass er
von dem fettigen Käsekuchen und anderen Torten oder Backwaren für heute genug
hatte. Eigentlich hatte er keine Lust, Haevernick abzuholen. Aber
offensichtlich wollte sie partout nicht an ihr Handy gehen. Klotz verließ das
Café und machte sich auf in Richtung Bildhauerwerkstatt.
    Auf dem Hof der Bildhauerei war es ruhig. Niemand war zu sehen. Er
ging zum Haupthaus und klingelte an der Tür.
    Während er wartete, drehte er sich eine Zigarette und blickte dabei
auf eine Figur aus rotem Sandstein, die auf einer Brüstung stand. Ein
gartenzwergähnliches Wesen spielte auf einem Schifferklavier und lachte. Machte
irgendwie einen besoffenen Eindruck, der Doldi, fand Klotz, als er sich die
Selbstgedrehte in den Mund steckte. Musste wohl an den Augen liegen. Irgendwie
schielte der doch.
    Er klingelte ein zweites Mal. Kurz darauf hörte er Stimmen, die
aufgeregt durcheinanderredeten. Er griff in die Manteltasche und förderte eine
Schachtel Streichhölzer zutage. Die Tür öffnete sich, und ein frisch
entzündetes Streichholz, das er gerade ans Ende seiner Zigarette hatte führen
wollen, erlosch.
    »Patrick Fröhling?«
    Die Augen des Mittdreißigers, der da vor ihm stand, zuckten nervös
in alle möglichen Richtungen. Schließlich beruhigten sie sich und starrten ihn
an.
    »Mein Name ist Klotz, Kripo Nürnberg. Ich würde gerne meine Kollegin
…«
    »Kommen Sie rein.«
    Fröhling hatte eine Hand zum Mund geführt und kaute auf seinen
Fingernägeln herum. Klotz bemerkte einen leichten Haschischgeruch in der Luft
und steckte seine Zigarette weg. Er hörte das Geräusch eines Kaffeeautomaten,
der gerade beim Brühen war. Dann stand er in der Küche und sah einen schlanken,
rothaarigen jungen Mann, der in einer traditionellen Handwerkerkluft steckte
und an einer schmuddeligen Küchenzeile lehnte.
    »Das ist Tobias, mein Wandergeselle. Tobias, schenk dem Herrn
Kommissar doch mal eine Tasse Kaffee ein.«
    Fröhling ging zur Spüle und spuckte einen abgekieften Fingernagel in
das Becken.
    Er hatte sie im ersten Moment gar nicht wahrgenommen. Ein schwaches
Stöhnen hatte ihn aufmerksam

Weitere Kostenlose Bücher