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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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werden lassen. Jetzt sah er seine Kollegin, wie
sie auf der Eckbank hinter dem Tisch lag. Sie hielt sich einen Eisbeutel an
ihren Hinterkopf und hatte die Augen geschlossen.
    »Was ist hier los?«, fragte Klotz.
    Der Wandergeselle wurde plötzlich unruhig. Beinahe hätte er den
Kaffee verschüttet, den er Klotz reichte. Der Hauptkommissar stellte die Tasse
auf das weiß-rot karierte Tischtuch und wartete auf eine Antwort.
    »Haben Sie mich nicht verstanden? Also, was geht hier vor?«,
wiederholte er sich.
    »Tobias, ich denke, es ist besser, wenn du die Sache erklärst. Ich
geh mal eben raus. Muss nach dem Lehrling sehen.«
    »Sie bleiben hier!«, befahl Klotz. »Also, was ist da mit meiner
Kollegin passiert?«
    Der Wandergeselle gestand dem Kommissar, seine Kollegin
niedergeschlagen zu haben. Er hatte sie im Büro beobachtet, wie sie Schubladen
durchsucht und ein Papier zu entfernen versucht hatte. Er dachte, es handle
sich um eine Einbrecherin oder so etwas in der Art. Es tue ihm unendlich leid.
Wenn er gewusst hätte …
    »Was für ein Papier? Und warum haben Sie meine Kollegin nicht
angesprochen?«
    Fröhling schaltete sich ein. Er fing an, den Gesellen demonstrativ
runterzuputzen, und Klotz verstand, dass der Bildhauermeister dabei irgendwie
auf den Cannabis- oder Alkoholkonsum seines Wandergesellen anspielte.
    »Drogen? Also von Ihnen stammt dieser Kiffergestank im Haus?«
    Der Geselle gab klein bei, bejahte niedergeschlagen.
    »Na, da wundert mich nichts mehr. Kein Wunder, dass Sie da wie ein
paranoider Doppelnullagent handeln. Lassen Sie sich mal untersuchen! Außer den
medizinischen Folgen wird Ihr Vorgehen in diesem Fall allerdings auch
rechtliche haben. Sie haben grundlos einen Menschen niedergestreckt und dazu
noch eine Beamtin der Kriminalpolizei!«
    Der Wandergeselle begann zu jammern. Wenn das rauskäme, dann würden
ihn seine Mitbrüder aus dem Schacht werfen. Dann konnte er seine blaue
Ehrbarkeit an den Nagel hängen, sein Ohr würde geschlitzt werden. Nicht einmal
mehr als Freireisender könne er dann mehr auf die Walz.
    Klotz, dem dieses Jägerlatein gehörig auf den Geist ging, drehte
jetzt erst richtig auf:
    »Das ist mir scheißegal! Sollen die Sie ruhig rausschmeißen! Sie
Drogenheini! Wie es meiner Kollegin geht, scheint Sie ja wenig zu jucken! Am
besten, Sie gehen gleich mal über die Straße und melden sich an der
Gefängnispforte! Empfehlungsschreiben von mir inklusive!«
    Das Zittern des Wandergesellen wurde stärker. Plötzlich warf er den
Kaffeeautomaten auf den Boden und schlug mit den Füßen gegen die
Kücheneinrichtung. Fröhling sprang hinzu und versuchte ihn festzuhalten, was
nicht wirklich gelingen wollte. Klotz machte einen Schritt nach vorn und
verpasste dem Rothaarigen eine Ohrfeige, die es in sich hatte. Der
Wandergeselle knallte auf den Boden und blieb reglos liegen. Fröhling sah den
Hauptkommissar ratlos an, und Klotz, der sein Werk zu seinen Füßen betrachtete,
dachte darüber nach, was er einmal vor Jahren zum Thema Deeskalation gelernt
hatte und dass das jetzt gerade nicht sehr regelkonform gewesen war. Aber
wirkungsvoll. Das musste man zugeben.
    »Was ist hier los?«
    Haevernick hatte sich aufgerichtet und sah Fröhling und den
Kommissar mit benommenem Blick an. Sie versuchte ihren Nacken zu bewegen. Ihr
Gesicht war verzerrt.
    »Astrid! Alles klar ? Wie
geht’s dir?«
    »Geht schon, Chef. Ah, verdammt, tut das weh.«
    Sie griff nach Klotz’ Kaffeetasse, die immer noch auf dem Tisch vor
sich hin dampfte, und nahm einen Schluck.
    Der Wandergeselle röchelte. Fröhling ging in die Hocke, um nach ihm
zu sehen. Währenddessen berichtete Haevernick ihrem Vorgesetzen, woran sie sich
noch erinnern konnte.
    »Also, Herr Fröhling. Wo ist dieses Papier, das meine Kollegin
gefunden hat?«
    Fröhling holte es aus dem Büro. Der Hauptkommissar staunte nicht
schlecht, als er am unteren Rand des Blattes das geviertelte Quadrat erkannte,
das sich auch auf den Abschiedsbriefen der beiden Mordopfer befand. Dann sah er
sich die Zeichnung darüber an. Der perspektivische Aufriss zeigte eine
Pyramide, um die herum verschiedene Maßzahlen eingetragen waren.
    »Was ist das, Herr Fröhling?«
    »Ich frage mich, warum Sie sich für dieses Ding interessieren?«
    »Beantworten Sie bitte nur meine Frage.«
    »Es handelt sich um ein Grabmal. Ein bisschen ungewöhnlich, nicht?«
    »Wer hat Ihnen diesen Auftrag erteilt?«
    »War vor ein paar Tagen hier, Anfang der Woche. Am Montag.«
    »Wie

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