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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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Standbild auf der Leinwand.
    »Ich seh grade, da unten rechts, die Zeitangabe. Wann ist Frau Cordes denn gestorben?«
    »Lackner sagt, um vier. Plus minus eine halbe Stunde«, antwortete Escherlich.
    »Aha, deshalb ist das also auf drei Uhr dreißig eingestellt.«
    Klotz drückte auf Play.
    Man sah den typischen Vorraum einer Bank. Rechts an einer Wand mehrere Bankautomaten, gegenüber zwei Kontoauszugsdrucker. An der Stirnseite ein Plakat, das einen glattrasierten, krawattierten Bankangestellten zeigte. Darunter: »Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.« Davor: ein paar schäbig wirkende Kunstpflanzen. Ob das Tarnung sein sollte?, dachte Klotz einen Moment lang, dann hielt er das Band an.
    »Und wo geht es jetzt zum Lorenzer Platz? Warum sieht man die Glasfront und die Eingangstür nicht?«
    »Keine Ahnung«, sagte Escherlich, »ich nehme mal an, dass sie die Fenster aus rechtlichen Gründen nicht zeigen dürfen.«
    »Ist das dein Ernst?«, entgegnete Haevernick verständnislos.
    »Ja, natürlich. Was ist, wenn du da vor dieser Front besoffen umhertorkelst und vielleicht sogar pinkelst? Und dann erkennt dich am nächsten Tag der Sachbearbeiter, bei dem du gerade einen Kredit beantragt hast. Na dann, Prost Mahlzeit! Das geht in Deutschland nicht, und das ist auch gut so. So etwas nennt man Datenschutz.«
    »Datenschutz?«, schaltete sich Klotz wieder ein. »Und was ist dann mit diesem Google Street View?«
    Escherlich räusperte sich: »Das ist nicht die Sparkasse und auch nicht Deutschland. Das sind Amis. Die dürfen das.«
    »Na gut. Sei es, wie es sei«, beendete Klotz das Intermezzo und ließ das Band weiterlaufen.
    Nach einigen Minuten, in denen nichts geschah, wurde dann doch ein Teil der Eingangstür sichtbar. Und zwar weil ein Kunde die Bank betrat. Eine Flügeltür, die sich zwischen den Kontoauszugsdruckern und einer Kunstpflanze befand, schwang in den Innenraum der Bank hinein. Eine Hand, die die Tür aufdrückte. Dann kam der dazugehörige Mensch. In diesem Fall handelte es sich offensichtlich um ein angetrunkenes und/oder bekifftes Exemplar, vermutlich zwischen zwanzig und fünfundzwanzig. Nachdem der junge Mann schwankend und im Schneckentempo seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche befreit und hieraus wiederum seine Bankkarte hervorgekramt hatte, blickte er geschlagene achteinhalb Minuten zwischen den Kontoauszugsdruckern und den Geldautomaten hin und her, bis er sich endlich für einen der Automaten entschied.
    »Müssen wir uns das überhaupt ansehen, Werner? Das ist bestimmt nicht unser Mörder. Kannst du nicht vorspulen?«, wagte Haevernick anzumerken.
    Der Hauptkommissar reagierte nicht.
    »Werner?«
    Klotz schreckte auf. Hoffentlich hatte er nicht geschnarcht.
    »Wie bitte? Was meinst du?«
    »Kannst du nicht vorspulen?«
    »Also Astrid! Jedes Detail kann von höchster Wichtigkeit sein. Wir sollten peinlichst darauf achten, dass uns nichts entgeht.«
    »Ja schon, aber …«
    »Aber ausnahmsweise gebe ich dir mal recht.«
    »Wie gnädig, Herr Hauptkommissar.«
    »Bitte nicht mit so einem ironischen Unterton. Du weißt genau, dass ich da empfindlich bin.«
    Klotz spulte das Band langsam vor. Der Abhebevorgang beschleunigte sich, und trotzdem kam es einem so vor, als bräuchte der Twen doppelt so lange wie jemand, der in Normaltempo Geld abhob. Es war drei Uhr siebenundfünfzig, als er die Bank verließ.
    Fünf Minuten später betrat eine alte Frau, die sich mittels einer Gehhilfe fortbewegte, das Geldinstitut. Um vier Uhr vier hatte die Dame ihre Geldgeschäfte erledigt und war damit um das Zehnfache schneller gewesen als der junge Mann vor ihr.
    »Und so was wie der Typ da vorhin soll dann später mal meine Rente bezahlen. Da wünsch ich uns allen viel Spaß«, konnte sich Escherlich nicht mehr zurückhalten.
    »Du kriegst keine Rente, Mann. Du kriegst Pension«, korrigierte ihn Klotz.
    »Ach ja, stimmt. Das ändert natürlich alles.«
    Um vier Uhr sechzehn wurde die Eingangstür erneut geöffnet. Ein mittelgroßer, schlanker Mann trat ein. Er war von oben bis unten schwarz gekleidet, auf dem Kopf trug er eine Sturmhaube, in der Hand eine Harpune.
    Mit gemessenem Schritt wanderte er von einem Ende des Raumes zum anderen. Leider hielt er dabei den Kopf gesenkt; man konnte noch nicht mal seine Augenpartie erkennen. Schließlich blieb er zwischen den beiden Kontoauszugsdruckern stehen und ging in die Hocke. Offensichtlich beobachtete er draußen etwas. Dann war er wieder an der Tür, die er

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