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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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war wohl, so hatte er den Eindruck, langsam, aber sicher auf dem Weg der Rehabilitation.
    »Wie bitte?«
    »Ihre Einschätzung der Sachlage, Herr Klotz.«
    »Gut. Wir müssen uns überlegen, wo wir am besten ansetzen. Meiner Meinung nach gibt es da zwei neuralgische Punkte. Zum einen den Ehemann und zum andern natürlich die Schule. Irgendetwas ist da ja. Diese Sache mit dem Schüler, diesem Maximilian Rausch. Wir könnten jetzt natürlich einen nach dem anderen hier auf dem Präsidium antanzen lassen, Lehrer wie Schüler.«
    »Der verwaltungstechnische Aufwand wäre enorm. Und außerdem: Wie lange würde es dauern, eine gesamte Schule zu vernehmen?«, gab Haevernick zu bedenken.
    »Eben. Da hat Astrid völlig recht«, sprach Klotz weiter, »und deshalb«, er hob den Zeigefinger seiner rechten Hand, »und deshalb …« Er wusste, dass seine Augen gerade begonnen hatten zu leuchten.
    »Und deshalb?«, wiederholte die Staatsanwältin.
    »Und deshalb: undercover!«
    Klotz strahlte. Die drei Gesichter ihm gegenüber sahen ratlos aus.
    »Undercover? Was meinen Sie damit?«
    »Ganz einfach: Wir ermitteln von innen heraus. Einer von uns, am besten die Frau Oberkommissarin, geht in die Schule, getarnt als Lehrerin, als Ersatz für die Verstorbene.«
    »Die Frau Oberkommissarin scheidet aus«, brachte Frau Gulden entschieden vor.
    »Na, dann macht das eben der Escherlich von mir aus«, korrigierte Klotz seinen Vorschlag.
    »Sagen Sie, Herr Klotz, ich frage mich ernsthaft, ob Sie an einer Dementia praecox leiden.«
    Klotz wurde rot.
    »Also, Frau Staatsanwältin, das ist jetzt aber nicht sehr …«
    »Lass gut sein, Werner. Ich muss Frau Gulden leider recht geben. Wie sollen Astrid und ich in diesem Gymnasium denn undercover ermitteln? Seit heute kennen die doch unser Gesicht!«, schnitt Escherlich seinem Kollegen das Wort ab.
    Klotz nahm eine Tasse und schenkte Kaffee ein. Dann sah er verlegen zu Frau Gulden.
    »Milch? Zucker?«
    »Viel Milch, ein Löffel Zucker.«
    Nachdem er der Staatsanwältin den Kaffee gereicht hatte, wurde Klotz wieder gesprächiger.
    »Also gut. Dann fällt diese Undercover-Geschichte halt flach.«
    Während sie ihren Kaffee umrührte, sah die Gulden Klotz eindringlich an. So ähnlich musste er selbst vorhin auch gestrahlt haben, als er seinen tollen Einfall vorbrachte, fuhr es ihm durch den Kopf.
    »Wieso eigentlich?«, fragte sie.
    Der Blick seiner Kollegen hatte einen entsprechenden Ausdruck angenommen. Plötzlich waren alle Augen auf Klotz gerichtet und glänzten. Auf Escherlichs unrasiertem Gesicht zeichnete sich ganz langsam ein Grinsen ab, beinahe wie in Zeitlupe.
    »Nein, das könnt ihr mit mir nicht machen! Das geht nicht! Auf keinen Fall!«
    »Auf keinen Fall! Auf keinen Fall!«, antwortete die Gulden. »Das hab ich heute Morgen schon einmal gehört. Herr Klotz, erstens: Ihre Idee mit dem Undercover-Einsatz ist grandios. Zweitens: Sie werden ab morgen früh als Vertretung von Linda Cordes diese 11a unterrichten. Das ist eine dienstliche Anweisung!«
    »Aber ich … Ich bin doch gar kein Lehrer!«
    »Aber Beamter. Das wird wohl ausreichen«, konterte die Staatsanwältin.
    »Und was soll ich da unterrichten?«
    »Frau Cordes unterrichtete Deutsch und Sport.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Was das letztgenannte Fach angeht, da geb ich Ihnen ausnahmsweise sogar einmal recht. Aber Deutsch, das wird doch wohl gehen. Deutsch, das können Sie doch!«
    Klotz wusste keine Antwort mehr. Sein verzweifelter Blick suchte Escherlich und Haevernick, doch die beiden schienen seine nonverbalen Hilferufe geflissentlich zu übersehen.
    »Also, Herr Klotz.« Die Staatsanwältin war aufgestanden. »Ich werde die Angelegenheit sofort mit Herrn Direktor Löterich besprechen. Ich erwarte, dass Sie sich bei mir heute Abend melden, telefonisch. Sie können mich notfalls auch zu Hause anrufen. Einen schönen Tag noch.«
    Bevor die Bürotür ins Schloss gefallen war, hatte die Gulden die Kaffeetasse auf den Drucker gestellt. Klotz las den Spruch, der auf der Tasse stand: »I’m not a slut!«
    Als fühlte sie sich angesprochen, stand keine halbe Minute später Leonie Zangenberg in der Tür. Sie informierte die Kommissare darüber, dass das Überwachungsvideo der Sparkassen-Filiale vom Lorenzer Platz jetzt da sei. Sie habe schon alles vorbereitet, und man könne sich das Band drüben im Konferenzraum umgehend ansehen. Das Ermittlerteam begab sich also nach nebenan. Klotz griff sich die Fernbedienung und betrachtete das

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