Knallhart nachgefragt - Die populaersten Verschwoerungstheorien
diese Treffen im direkten Zusammenhang mit dem Unglück? In jedem Fall handelte es sich nicht um Treffen, bei denen politische Dinge diskutiert wurden, da sich nach diesen Treffen keiner der beiden in geänderter Form zu politischen Dingen und Vorhaben äußerte und auch der Wahlkampf Barschels ohne Veränderungen durchgeführt wurde. Bis auf den Umstand, dass der Medienreferent Pfeiffer bereits nach dem ersten Treffen Barschels nach dem Unglück mit Bundeskanzler Kohl vom Springer Verlag ins Team von Barschel wechselte. Pfeiffer eine Empfehlung von Kohl Höchstselbst?
Wenn wir kurz weiter in diese Richtung gehen, könnte man die Frage bejahend beantworten. Kohl stand dem Springer Verlag dankbar nahe, immerhin verdankte er mehr als eine positive Schlagzeile dem traditionell CDU- nahen Hause und könnte dort um eben jenen Referenten ersucht haben, der sich später als Initiator des Sturzes Barschels und dessen Nachfolgers erwies. Könnte Pfeiffer im Auftrag Kohls gehandelt haben? Doch was sollte Kohl gegen Barschel gehabt haben, dass er versucht war, den Sturz eines immerhin Parteifreundes herbeizuführen und in Kauf zu nehmen, ein Bundesland an die SPD zu verlieren?
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Kohl war bis zuletzt ein Mensch, der an der Macht zu klammern schien. Er führte die Partei wie ein Patriarch und schien unantastbar. Was er wollte, war zugleich erklärtes Ziel der Union. Probleme pflegte er auszusitzen und Unannehmlichkeiten geschickt zu überspielen. Kohl sah sich als Staatsmann und duldete keinen Widerspruch. Putschversuche, die gegen seine Führung und seinen Führungsstil von der eigenen Partei initiiert wurden überstand er höchstens mit Kratzern in der Seele, dennoch unbeschadet, rächte sich jedoch in der Form, dass die Putschisten der Reihe nach in der Versenkung verschwanden. Ein Führungsstil, der der CDU auch heute noch zeitweise anzumerken ist.
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Hätte Barschel Schleswig Holstein wie es sich aus den vor der Wahl veröffentlichten Umfragen ergab, erneut deutlich mit einer absoluten Mehrheit für die Union gewonnen, dann wäre er endgültig in die erste Liga der Unionspolitiker vorgeprescht und hätte sich automatisch für höhere Posten und die von ihm angestrebte Bundespolitik qualifiziert. Zudem war mit Gerhard Stoltenberg der Vorgänger Barschels im Amt des Ministerpräsidenten bereits in der Bonner Politik und als Bundesminister etabliert, sodass Barschel seinen Förderer bereits dort hatte, wo er noch hin wollte.
Zudem war Kohl trotz Kanzlerschaft nicht unumstritten in der eigenen Partei und daher nicht selten damit beschäftigt, Kritiker in den eigenen Reihen zum Schweigen zu bringen.
Die über Schleswig Holstein abgewickelten Waffenexporte an den Iran, bei denen Israel als offizieller Besteller auftrat und die Ausbildung der iranischen Soldaten, die über den iranischen Verbündeten Israel schließlich in Schleswig Holstein und dort in einer Kaserne untergebracht wurden, waren ebenfalls eine Bundesangelegenheit, was die Zustimmung des Kanzlers bedeutet hätte. Kohl als enger Freund Israels stimmte zweifellos den Waffenlieferungen und dem Trainingsprogramm für die iranischen Kampfpiloten zu. Gleichzeitig stoppte er die eigenen Waffenlieferungen an den Irak, die unter der SPD- FDP Regierung bis 1983 genehmigt wurden, um Israel nicht gegen sich aufzubringen und der neuen grünen Partei kein Argument für den Wahlkampf geben zu können.
Doch Barschel könnte gefährlich werden. Nicht nur wurde er bei einem seiner zahlreichen Besuche in Ostdeutschland von der dortigen Regierung darüber informiert, dass die Bundesrepublik indirekt über Israel Waffen an den Iran liefern würde, zudem wusste der ostdeutsche Geheimdienst zu berichten, dass mehr als 200 iranische Kampfpiloten in Schleswig Holstein ausgebildet würden. Fakten, mit denen sich Barschel an Kohl wandte und um Aufklärung bat. Gerade und zumal er als Ministerpräsident hätte informiert werden müssen. Kohl blockte ab und tat es als „seine Angelegenheit ab“. Eine Angelegenheit, in der er keine Einmischung wünsche. Doch Kohl erkannte spätestens jetzt, dass der aufstrebende Barschel eine Gefahr werden könnte. Nicht nur war er populär, er wusste auch genug, um die Kanzlerschaft Kohls gefährden zu können, selbst in den eigenen Reihen.
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Nach der Veröffentlichung des „Spiegel“ am Vortag der Landtagswahl in Schleswig Holstein im Jahre 1987 stand Barschel mit dem Rücken zur Wand und wurde zum
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